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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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einschießen würden. Es war nur eine Frage der Zeit, und das konnte ich nicht zulassen.“
    „Wenn du schon gelogen hast, wieso nicht gleich richtig? Warum die Geschichte mit dem Eisenwarenladen? Deswegen ist der Verdacht bis zu seinem Tod an ihm haften geblieben. Und darüber hinaus.“
    „Es war unmöglich zu behaupten, dass er den ganzen Nachmittag hier gewesen ist, weil ein Freund von mir vorbeischaute, der Dominik natürlich nicht in meinem Haus gesehen hat. Also habe ich mir die Sache mit der Eisenwarenhandlung ausgedacht, denn Dominik ist mittags wirklich für mich dorthin gegangen. Ich habe ihm eingeschärft, diese Geschichte zu erzählen, wenn man ihn befragen würde. Der gute Dominik hat zunächst gar nicht verstanden, warum er lügen sollte. Aber er hatte lange genug im Kommunismus gelebt, um zu begreifen, dass Unschuld nicht vor Strafe schützt. Auch in Amerika nicht.“
    „Wo war er denn, wenn nicht bei dir?“
    Dottie Lee lehnte sich zurück. „Verdächtigst du ihn jetzt etwa noch immer, Lyddy?“
    „Wo war er?!“
    „Spazieren. Er wollte über sein Leben nachdenken und eine Entscheidung treffen, was er mit dem Rest davon anfangen sollte. Er hatte dafür natürlich keine Zeugen, aber er gab mir sein Wort.“
    Lydia hatte keine Lust, auch nur einen Gedanken an Dominik zu verschwenden. Sie war nicht in der Lage, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wo er sich an dem Tag aufgehalten hatte, als ihr Kind entführt worden war, und was sie für ihn empfunden hatte. „Wie viele Menschen wären ins Unglück gestürzt worden, wenn ich mich zu der Affäre bekannt hätte?“
    „Im Nachhinein?“
    „Joes Karriere wäre eventuell beendet gewesen. Ich hätte nie wieder erhobenen Hauptes durch Washington gehen können. Dominik hatte eine Frau und ein Kind, die ihn brauchten. Ich hätte das alles zerstört. Und wofür? Im Ernst, wofür?“ Lydia lachte bitter auf.
    „Aber du musst dich doch gefragt haben, ob du durch dein Schweigen die Suche nach deiner Tochter nicht behinderst.“
    „So wie du dich gefragt haben dürftest, ob du die Ermittlungen nicht erschwerst, indem du den wichtigsten Verdächtigen deckst.“
    „Und jetzt fördert deine Tochter die Wahrheit Stück für Stück zu Tage.“
    „Ich will, dass du dich von Faith fern hältst.“
    „Sie wird auch ohne mich genügend Informationen sammeln können. Ich bin nur eine mögliche Quelle. Du wärst eine bessere.“
    „Ich? Meinst du wirklich, ich setzte mich mit ihr hin und erzähle ihr, dass ich – frisch verheiratet – schon so unglücklich war, dass ich eine Geschichte mit einem Handwerker angefangen habe? Glaubst du, dadurch würde irgendetwas besser?“
    „Ich war mir immer sicher, dass ich den Tag noch erleben würde,an dem die Wahrheit schließlich ans Licht kommt. Darauf habe ich gebaut.“
    Lydia stand auf. „Oder hast du all die Jahre auf eine Gelegenheit gehofft, jemandem deine Version der Wahrheit aufzudrängen? Ist es das, Dottie Lee? Du sitzt Tag für Tag in diesem Haus und suchst nach Wegen, etwas frischen Wind in dein Gefängnis zu bringen, weil dir sonst nichts bleibt. Und jetzt, wo dir Faith ins Netz gegangen ist, benutzt du sie, um dein armseliges Dasein aufzuwerten.“
    Dottie Lee erhob sich. Langsam, wie Lydia auffiel, als spüre sie plötzlich ihre müden Knochen. „Ich kann mich natürlich von Faith fern halten. Aber das wird nichts ändern. Hier sind Kräfte am Werk, die wir nicht beherrschen.“
    „Was willst du damit andeuten?“
    „Ich möchte damit ausdrücken, Liebes, dass es manchmal Situationen gibt, in denen wir kaum etwas anderes tun können, als abzuwarten. Und die Wahrheit zu sagen, so wie wir sie sehen.“
    Lydia ging zur Haustür. Es gab nichts mehr zu besprechen. Ja, es war schon zu viel geredet worden.
    „Lyddy?“
    Sie drehte sich um und erkannte, dass Dottie Lee direkt hinter ihr stand.
    „Hier in der Prospect Street sind wir so eine Art Familie“, begann Dottie Lee. „Oh, es sind nicht mehr viele von uns übrig. In allzu vielen Häusern wohnen Fremde. Sie ziehen ein und aus und lassen nichts von sich zurück. Aber du und ich ... uns verbindet ein starkes Band. Ich werde es nicht zerreißen. Aber ich kann nicht verhindern, dass gewisse äußere Umstände es zerstören.“
    „Du bist eine alte Frau, Dottie Lee. Und alte Frauen reden sich so manches ein.“
    „Komm wieder mal vorbei. Wir können zusammen alt sein, alte Weiber, die sich über alte Zeiten unterhalten.“
    Lydia griff nach dem

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