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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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bemerkte, wie ihr Blick rasch zu seinen Turnschuhenhinabwanderte und dann sein Auto erfasste, einen sechs Jahre alten Subaru voller Dellen, wie sie der Verkehr in der Hauptstadt nun einmal mit sich brachte. „Legerer Freitags-Look am Montag?“
    „Legerer Freitags-Look ist bei uns immer angesagt.“
    „Die Firma könnte mir gefallen. Nie wieder Strumpfhosen.“
    Er nahm sich Zeit, obwohl er eigentlich keine hatte. „Suchen Sie einen Job? Was haben Sie für eine Ausbildung?“
    „Ich habe europäische Geschichte studiert. Mit dem Schwerpunkt siebzehntes Jahrhundert, und Sie wissen ja, wie händeringend so jemand auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird.“ Sie presste die Mappe an sich. „Das ist sehr nett von Ihnen. Sie haben sich viel Mühe gemacht. Danke!“
    „Gern geschehen.“ Der schönen Geste wegen hätte er gern auf seine Armbanduhr geschaut, nur leider trug er keine. Er besaß durchaus einige, darunter eine Rolex, die der Vorstand ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, aber seit er sie einmal beim Verputzen einer Wand abzunehmen vergessen hatte, war das Glas mit Mörtelspritzern übersät.
    „Viel Erfolg mit dem Elektriker. Richten Sie ihm einen Gruß aus und teilen Sie ihm mit, dass ich ihn empfohlen habe. Oh, das wäre mir fast entfallen.“ Er lief zum Auto zurück und holte etwas aus dem Kofferraum: einen Drahtkäfig.
    „Es ist eine Lebendfalle. Sie können die Ratte fangen, ohne sie zu verletzen. Und sollten Sie stattdessen die Katze erwischen, lassen Sie sie einfach wieder laufen.“
    „Und was mache ich mit Lefty, wenn ich ihn erst mal habe?“
    „Faith, wenn Sie den Ratten Namen geben, haben Sie ein ernstes Problem.“
    „Sagt der Mann, der die Tauben tauft.“
    Gut gekontert. „Lassen Sie es mich so ausdrücken: Damit haben Sie mehrere Möglichkeiten, die Ihren Kindern allerdings größtenteils nicht gefallen werden.“
    Faith nahm die Falle mit spitzen Fingern entgegen, als hätte sie Angst, dass sie gleich zuschnappte. „Wie funktioniert sie?“
    „Alex wird das im Handumdrehen herausfinden.“
    „Sie müssen wohl los, was? Sie kommen bestimmt zu spät.“
    „Das erwartet man von mir.“ Er hob nochmals die Hand. Als er davonfuhr, stand sie noch immer in der Tür, die Falle unterm Arm und die Mappe vor der Brust.
    Faith hatte damit gerechnet, dass sie tagelang auf den Elektriker würde warten müssen, aber als sie Pavels Namen erwähnte, versprach er, gleich vorbeizuschauen. Kurz nach dem Mittagessen tauchte er auf. Er war ein gedrungener Typ mit Schnurrbart, dessen Atem bedrohlich rasselte und der Wörter ausstieß, die in einem Bronson-Haus noch nie gefallen waren. Mit Kennerblick begutachtete er Pavels Pläne, malte kurz mit seinem Stift darauf herum und gab sie Faith zurück. „Ich erstelle Ihnen einen Kostenvoranschlag.“
    „Es eilt wohl ziemlich.“
    „Ich bringe ihn heute Abend auf dem Rückweg vorbei. Am Mittwoch könnte ich jemanden vorbeischicken, der schon mal anfängt.“
    „Anfängt?“
    „Mit ein bisschen Flickwerk ist es nicht getan. Um das gründlich zu machen, braucht es Zeit, und Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig. Nicht, wenn Sie je wieder in dieser Küche arbeiten wollen. Nicht, wenn der Rest des Hauses den gesetzlichen Vorschriften entsprechen soll.“
    Faith war froh, dass die Studenten ausgezogen waren, bevor ein Unglück geschehen konnte.
    Als der Elektriker gegangen war, guckte sie sich Pavels Pläne genauer an. Er hatte drei Entwürfe gemacht. Der Aufwändigste sah vor, die Küche in den Essbereich auszudehnen, die Wand an der Rückseite zu entfernen, hinter der sich ein ungenutzter Treppenschacht und die Waschküche befanden, und dort einen Frühstückserker anzulegen – mit einer Verandatür, die auf eine kleine Terrasse oberhalb des Gartens führte.
    Seit sie nach Georgetown gezogen waren, hatte es Faith nur einmal geschafft, kurz in den hinteren Garten zu gehen. Er war schmal und erstaunlich tief, mit Steinmauern und verfallenen Lattenzäunen eingefasst und leicht terrassiert, da er zur M Street hin abfiel. Man konnte ihn nur vom Keller aus betreten.
    Derzeit war der Garten ein Dschungel aus Unkraut, toten Ästen und Efeu, der alles, was ihm unterkam, in grüne Skulpturen umformte. Ganze Bäume hatte er überwuchert, und was er nicht erreichen konnte, hatten Giftsumach und Virginia-Wein erobert. Zum Glück gab es in dieser Gegend noch keinen Kudzu.
    Die Natur hatte sich das Grundstück einverleibt. Vor jeder gärtnerischen Tat, noch vor jedem

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