Das Haus in Georgetown
sollte.
„Diese Woche ist er noch nicht aufgetaucht“, sagte Alex.
Faith befürchtete, dass Alec auf Sauftour war oder womöglich krank oder verletzt ... oder in Haft.
„Er wird schon noch kommen“, versicherte sie ihrem Sohn.
Alex betrachtete kurz seine Großmutter, und seine Miene verriet, was in ihm vorging: Ihm schwante, dass der Nachmittag eine Katastrophe werden würde, wenn er hier draußen blieb.
„Deine Mutter hat mich gerade gefragt, ob ich mich an irgendwas aus der Geschichte des Hauses erinnere“, meinte Lydia. „Interessiert dich das auch, Alex?“
Alex schien zu ahnen, dass sein Lebensglück – zumindest kurzfristig – von seiner Antwort abhing.
Lydia fuhr fort: „Hier draußen gibt es ein Geheimnis, das ihr offenbar noch nicht entdeckt habt. Ich könnte euch verraten, wonach ihr Ausschau halten müsst, aber nur, wenn du ein bisschen mehr Begeisterung aufbringst.“
„Spitze!“
„Viel besser. Aber wir wollen auf deine Schwester warten.“ Sein Enthusiasmus verflog. „Das kann dauern. Sie hat sich festgequatscht.“
„Mit einer Schulkameradin?“ Faith hielt das für ein gutes Zeichen.
„Ein Mädchen aus ihrem Naturwissenschaftskurs.“
Faith hoffte, dass Remy mit dieser Mitschülerin vielleicht eine Verabredung traf, um gemeinsam mit ihr zu lernen. „In der Kühlbox ist Limonade. Hol dir eine Flasche, und bring für Remy gleich eine mit.“
Alex verschwand im Haus.
„Wann kommen die neuen Geräte?“ fragte Lydia. „Du musst doch allmählich verzweifeln ohne Kühlschrank.“
Als sie sich entschieden hatte, die Küche zu vergrößern, hatte Faith die Kühlschrankbestellung rückgängig gemacht und ein größeres Modell geordert, außerdem einen Herd und einen Geschirrspüler. Alles zuverlässige, günstige Modelle, die ihren Dienst tun würden.
„Sie werden nächste Woche geliefert, und da die Stromleitungen alle schon erneuert sind, können wir sie einfach einstöpseln und in Betrieb nehmen, auch wenn die Schränke und Arbeitsflächen noch fehlen. Aber vielleicht warten wir noch.“
„Du musst es doch satt haben, essen zu gehen oder auf einem Elektrokocher Suppen warm zu machen.“
„Ich habe Spaß daran. Ich bin eine andere Frau, Mutter. Ich freue mich auf die Küche, aber das Kochen und Bewirten ganzer Parteikomitees wird in Zukunft nie wieder mein Lebensinhalt sein.“
„Damals schienst du damit glücklich.“
„Vielleicht war ich das. Ich weiß es nicht mehr. Aber selbst wenn ich von David genügend Alimente und Erziehungsgeld bekommen sollte, möchte ich doch mein Leben von nun an anders gestalten.“
„Mit einem neuen Mann?“
Seltsamerweise tauchte Pavel Quinn vor ihrem inneren Auge auf. Pavel war in den vergangenen Wochen einige Male vorbeigekommen, um die Fortschritte zu begutachten. Einmal hatten sie sich bei einer Pizza in die Küchenpläne vertieft, ein andermal hatte er eine Stunde mit Alex an dessen Computer herumgebastelt. Was genau sie verändert hatten, hatte Faith nicht begriffen, aber Alex war begeistert gewesen.
„Meine Scheidung wird erst im Dezember durch sein“, sagte Faith. „Stellst du mir diese Frage nicht etwas zu früh?“
„Deine Ehe ist wirklich und wahrhaftig vorbei. Mit oder ohne offizielle Bescheinigung.“
„Heute verblüffst du mich.“
„Das Leben ist zu kurz, um darauf zu warten, dass ein Gericht für beendet erklärt, was längst zu Ende ist .“
Alex kam mit der Limonade zurück. „Remy hat angerufen. Sie ist bei Billie zu Hause. Ist das in Ordnung?“
„Hast du die Nummer notiert?“
„Sie lässt ausrichten, dass sie sich in einer Stunde auf den Heimweg macht.“
Faith rügte Alex nicht. Später würde sie mit beiden darüber sprechen. Sie wollte ihnen nicht das Gefühl geben, in einem Gefängnis zu leben, aber die Kriminalitätsrate in der Stadt war so hoch, dass man vorsichtig sein musste.
„Heißt das jetzt, dass du mir nicht erzählst, wonach wir hier suchen müssen?“ fragte Alex seine Großmutter.
„Einen Teil verrate ich dir. Es ist ein weiterer Name.“
Alex wirkte enttäuscht.
„Wie der auf dem Speicher?“ Faith war gefesselt.
„Genau.“ Lydia lächelte hinterlistig. „Nur ein anderer.“ „Wessen Name?“
„Das sollte Alex selbst herausfinden. Oder vielleicht stößt du darauf, wenn du anfängst, den Garten neu zu bepflanzen.“
Alex machte sich davon und untersuchte die Stämme der nächstgelegenen Bäume.
„Was weißt du noch über den Garten, Mutter? Ich möchte ihn so
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