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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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an! Sie haben auch diese schreckliche Person fotografiert? Die Mißgeburt mit der Mütze von der INDIA STAR! Vor sechs Wochen hat man mir ein ähnliches Foto zugehen lassen. Es wurde von der Associated Press am Ausgang der Meerenge von Ceylon gemacht. Leider haben es nur wenige Zeitungen veröffentlicht.«
    Er holte das Foto und steckte es hinter den Rahmen des Spiegels Louis XVI. über dem Kamin. Die Kindesmißgeburt bekam ein neues Ansehen, als ob sie gerade gekommen wäre und man sich nunmehr zu viert im Büro befinden würde.
    »So«, sagte der Präsident, »das ist also mein Kollege vom Ganges! Es scheint, daß in der Cyrenaika Marschall Montgomery sich nie vom Foto seines Gegners Rommel getrennt hat. Vor jeder ernsten Entscheidung betrachtete er es lange. Diese Methode hat ihm sehr zum Erfolg verholten. Geben Sie zu, daß ich Fortschritte gemacht habe. Was soll ich bei einem derartigen Gesichtsausdruck vorausahnen? Ich weiß, daß dieses Monstrum eine Mütze trägt. Ich habe viele Typen in meinem Wagen vom Elyséepalast bis zum Etoile mitgenommen, über deren unmöglichen Schnauzen noch eindrucksvollere Mützen saßen. Aber trotzdem, diesmal genügt das nicht.«
    Dann wechselte er den Ton und sagte: »Mein Gott, wie entsetzlich! Fahren Sie fort, Herr Kommandant. Ihre Mannschaft? Wie hat sie reagiert?«
    »Schlecht, Herr Präsident. Wenigstens in dem Sinn, wie wir beide denken. Ich hatte alle meine Offiziere und Maate auf die Brücke befohlen und sie unter die Matrosen verteilt. Ich konnte mir daher ein sehr genaues Bild machen. Nach dem ersten Schiff, das wir überholten, war zunächst alles still. Ein Mann sagte halb im Scherz: ›Mein lieber Mann, die da oben genieren sich nicht mal.‹ Kurz darauf sagte der gleiche mit völlig veränderter Stimme: ›Die Unglücklichen!‹ Ich glaube eine Stunde lang war dann nichts anderes mehr zu hören als Bemerkungen wie ›nicht möglich‹ oder ›mein Gott, die armen Leute‹ oder auch ›Herr Oberleutnant, auf was warten wir denn noch, wir wollen ihnen frische Lebensmittel geben‹ oder ›was wird aus allen diesen Kindern?‹ Die einzige normale Reaktion war die eines alten Matrosen. Ich habe in seiner Personalkartei nachgesehen. Der Intelligenzgrad war der schwächste an Bord. Er sagte: ›Herr Oberleutnant, ist es wahr, daß diese Leute bei uns wieder gesund werden wollen?‹ Ihm schien es schwer zu fallen, daran zu glauben. Als wir später auf die INDIA STAR stiegen, welche von allen Schiffen am stärksten belegt war, hörte man kein Wort mehr. Die Mannschaft auf der Brücke war wie von einem Starrkrampf befallen.
    Nach Beendigung der Konfrontation ließ ich gemäß dem befohlenen zweiten Teil des Auftrags Gefechtsposten beziehen. Sie wissen, Herr Präsident, wie das vor sich geht. Stoßweise kurze Sirenentöne über Bordlautsprecher. Sie erzeugen eine dramatische, herausfordernde Wirkung. Aber ich habe nie zuvor eine so fassungslose Mannschaft gesehen. Etliche fluchten. Andere stellten Fragen. Meine Offiziere hatten Befehl, keine Antwort zu geben. Schließlich ging alles automatisch. Ich führte ein in seiner Art einmaliges Kriegsschiff. Aber ich bin fast sicher, daß die Mannschaft ihren Kommandanten, die Uniform, die Marine, sich selbst und alles übrige haßte!«
    »Fahren Sie fort, Herr Kommandant«, sagte Staatssekretär Perret. »Diese Idee stammt von mir. Ich entsinne mich genau an das, was Ihnen befohlen worden war: »Vortäuschung einer Vorbereitung zum Kampf bis kurz vor dem Kommando Feuer.«
    »Ich glaube, Herr Präsident«, sagte der Kommandant, »daß ich verstanden hatte, was man von mir erwartete. Ich habe meiner Mannschaft das große Schauspiel geboten. Wenn man einen Helm auf dem Kopf hat und einen Rettungsgürtel auf dem Rücken, wenn man fieberhaft die Torpedos in die Rohre legt, wenn die Hände sich um die Hebel der Raketenwaffen klammern oder die Augen an die Artilleriefernrohre der Geschütze gepreßt sind und wenn man im Geschützraum mit lauter Stimme die Visiereinstel lung angibt und dies w ährend das Schiff in allen Fugen bebt und mit mehr als fünfunddreißig Knoten vorprescht, dann wird man ein anderer Mensch. Das wollten Sie doch wissen, nicht wahr?«
    »Richtig«, sagte der Präsident. »Wissen …! Aber wissen bedeutet nicht hoffen. Was erhoffen wir? Wahrscheinlich nichts. Was könnten wir noch erhoffen?«
    »Wirklich nichts«, sagte der Kommandant. »Die Maschinerie hat wie beim Exerzieren geklappt. Hin Elitebegleitschiff,

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