Das helle Gesicht
sollte später geschehen.
Hanska sah seinen Bruder Wakiya-knaskiya und dessen Frau Elwe aus San Francisco. Ite-ska-wih erkannte Rote Krähe; aus dem Norden war er gekommen. Auch er mußte von der Versammlung gehört haben. Weit im Lande hatte sich die Nachricht verbreitet. Wasescha, Hetkala, Ray, Untschida, Dorothy hatten die Wege zu Fuß gemacht und standen jetzt bei Ite-ska-wih und Joan. Oiseda war aus New City herbeigeeilt. Whirlwinds herangewachsene Kinder waren zu sehen. Lehrer Ball und der indianische Lehrer Ron Warrior wagten es teilzunehmen. Krause stand bei ihnen. Margot hatte ihren blinden Mann hergeführt.
Hanska und die beiden Morning Stars hielten mit anderen zusammen Wache bei dem hochgewachsenen Manne, einem der Führer der indianischen Widerstandsbewegung, der besonders gefährdet war. Ite-ska-wih kannte ihn; mit ihm hatte sie in New City gesprochen.
Ein mächtiges, ruhiges Gefühl der Sicherheit und Standhaftigkeit überkam Ite-ska-wih. Die Zahl derer, die der Ungerechtigkeit entgegentraten, war größer geworden. Bosheit und Mord hatten den Mut des Widerstandes im stillen geschürt. Unmerklich war er aufgewacht und gewachsen, da die Unterdrückung jeden einzelnen Tag und Nacht bedrohte. Heute, am Grabe Pedros, trat der verschwiegene Zorn vor aller Augen hervor, und einer gab dem andern Halt. Pedro, der vor kurzem noch unbekannte junge Mann war ihnen zum Symbol geworden für das Recht des Menschen, das er hatte vertreten wollen. Alle Verbote des Killerchiefs waren wesenlos geworden. Der Sommermorgen leuchtete über der Prärie und ihren Kindern.
Der Sarg, der den toten Pedro barg, wurde herbeigetragen. Die Grube, in die er versenkt werden sollte, war schon ausgehoben. Der alte Priester sprach den Segen; der Sarg, von Indianern gehalten, ging hinunter in die Mutter Erde, die ihn beschützen würde. Das war nicht altindianische Sitte; ehedem waren die Toten auf Gerüsten oder auf Bäumen beigesetzt worden, damit sie vor Raubtieren sicher blieben. Diese Sorge gab es jetzt nicht mehr. Auf der Reservation lebten nicht mehr Wolf und Kojote, nur mörderische Menschen, die sich aber an dieses Grab nicht heranwagen würden.
Die Erdbrocken fielen hinab auf den Sarg; ihr leises Poltern war das einzige Geräusch in der großen Stille um den Toten.
Mutter, Geschwister, Großmutter legten Kränze, aber irgendeine unbeobachtete indianische Hand pflanzte nach Stammessitte einen Stab mit wehenden Bändern in den Farben des Regenbogens. Das war Ite-ska-wih gewesen.
Still und stumm wie die Erde selbst standen ihre Kinder rings eine geziemende Zeit und verbanden ihre unsichtbaren Gedanken und Gefühle zu einem unzerreißbaren Gewebe.
Langsam, sehr sacht gingen sie dann auseinander und nahmen mit, was sie erlebt hatten.
Hanska, Ite-ska-wih und Joan fanden sich mit Rote Krähe, Bob, Melitta, Wasescha, Tatokala, Hetkala, Ray, Untschida, Oiseda mit Wakiya und Elwe, auch mit Ball, Ron Warrior, Krause, endlich mit den Morning Stars und allen zuhörigen Kindern zusammen. Da so viele Menschen kaum in einem der kleinen Indianerhäuser Platz hatten und die Sommersonne auch im Freien wärmte, verabredete man als Treffpunkt eines ruhigen und würdigen Ausklangs die Wiese um das alte dunkle Blockhaus. Ehedem hätte man den Kreis im großen alten Zelte Inya-he-yukans versammeln können, doch das war schändlich gestohlen.
Familie Myer mochte sich wundern, vielleicht auch beunruhigt sein, als der große Zug der Gäste ihres Nachbarn bei sinkender Sonne den Weg über den Hang heraufkam und sich beim Blockhaus zusammenfand. Sie hatten die Fenster geschlossen und kamen nicht heraus.
Die Sommernacht lud zum Lagern ein; die Indianer ließen sich im Grase nieder. Ite-ska-wih und Joan hatten vorgesorgt; sie brachten den Gästen Brot und Wasser. Nur langsam kam ein Austausch der Gedanken und Nachrichten in Gang. Man hatte Zeit. Die Kinder spielten, was ihnen einfiel. Die Pferde grasten und lagerten sich.
Jeder im Kreise war für sich einen Gedankenweg gelaufen, an dessen Ende er den andern traf.
»Eine große Sache war das.« Der alte Morning Star sprach mit dem ihm eigenen Nachdruck; in jedes Wort setzte er eine eigene Betonung.
»Groß, aber nur für unsern Stamm«, antwortete Hanska langsam, als kein anderer das Wort ergriff.
»Nicht nur«, widersprach Wasescha nach einer Pause. »Sieh dir Rote Krähe an und vergiß unseren großen Häuptling nicht, den sie ermorden möchten und nicht zu ermorden wagten.«
»Dennoch ging es
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