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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einige Tote darin lagen, steif wie Bretter und eisglitzernd.
    In dieser Nacht, in der der Kessel unaufhörlich aufgespalten und das Armee-Oberkommando mitten in die Stadt verlegt wurde, in das Kellergewirr des Kaufhauses Univermag am Roten Platz, hetzte ein einzelner Mann durch die Trümmer, warf sich in die Ruinen, kroch von Trichter zu Trichter, lag zitternd hinter Mauern und robbte über Straßen und Plätze. Er hatte keinen Helm und keine Mütze mehr auf, sein weißes Haar flatterte beim Laufen, um den Hals trug er einen braunkarierten Seidenschal und an den Füßen gute, dicke Filzstiefel. Seine Schulterstücke auf der dreckigen Uniform waren silbergeflochten und mit zwei Sternen versehen. Die deutschen Landser, denen er begegnete, sahen ihn wie ein Gespenst an. Aber ehe sie aus ihrer Verwunderung erwachten, war die Gestalt weitergehetzt, sprang wie ein Hase Zickzack vor den MG-Garben der Sowjets her und verschwand in den Trichtern.
    Atemlos, ausgepumpt erreichte er das Kino. Er rutschte die Treppe hinab und fiel dort einem Sanitäter in die Arme, der gerade einen Toten von der Wand zerrte, um Platz für die im Gang Liegenden zu machen.
    »Wo ist Dr. Portner?« keuchte die Gestalt. Die weißen Haare hingen übers Gesicht … es war schwarz, als habe es im Kohlenstaub gelegen.
    »Geradeaus, zweite Tür links, Herr Oberst … Aber ich glaube …«
    Der Oberst hetzte weiter. An der Ecke zum Operationskeller prallte er auf Pfarrer Webern. Dieser hatte eine Stunde geschlafen … nun wollte er seinen Rundgang wieder aufnehmen, das Kreuz in der Hand, um es auf sterbende Lippen zu drücken.
    »Oberst von der Haagen –«, sagte Pfarrer Webern erstaunt. »Wo kommen Sie her? Sind Sie verwundet?«
    »Nein … das heißt, ja. Wo ist Dr. Portner?«
    »Dort hinter der Tür. Aber –«
    Von der Haagen ließ Pfarrer Webern stehen und riß die Tür zum OP-Keller auf. Dr. Portner und Dr. Sukow sahen nicht auf, nur Dr. Körner, auf dem Strohsack liegend, richtete sich hoch. Oberst von der Haagen schwankte zu ihm und ließ sich neben Körner auf den Strohsack fallen. Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen, sein Körper zitterte wie im Schüttelfrost. Es roch nach Brand aus seiner Uniform, nach heißem Öl. Dr. Körner schob sich an der Wand hoch und trat zu Dr. Portner.
    »Wir haben Besuch bekommen …«, sagte er. Portner drehte den Kopf kurz nach hinten.
    »Wer ist denn das? Weiße Haare …«
    »Oberst von der Haagen.«
    »Was?« Portner übergab seinen Verwundeten einem Sanitäter. Man verband jetzt nur noch die frisch Verletzten mit Fetzen ihrer eigenen Hemden. Dann kamen sie in die anderen Keller, Mann neben Mann, wie Riesenkäse, die man zum Schimmeln ablagert.
    Von der Haagen starrte Portner an, als ihn dieser an der Schulter berührte. Dann blickte er zu Körner. Sein Stolz war verbrannt, er war nur mehr ein Häufchen Mensch mit der Seele eines kleinen Hundes, der sich verkriecht in der Hoffnung, in der dunklen Ecke nicht gefunden zu werden.
    »Flammenwerfer …«, sagte er fast weinend. »Alles verbrannt … alles … mein ganzes Regiment … in den Kellern, den Unterständen, den MG-Ständen … alles …«
    »Und Sie leben?«
    Oberst von der Haagen schloß die Augen und lehnte den Kopf an die Wand.
    »Ich … ich bin davongelaufen …«, sagte er kaum hörbar.
    »Was sind Sie?« Dr. Portner biß sich auf die Unterlippe. »Sie sind dem glorreichen Endsieg davongelaufen …?«
    »Doktor, Sie haben recht, mich in den Hintern zu treten. Aber ich konnte nicht anders … Als ich sie kommen sah, Panzer, die statt zu schießen, Feuer aus sich herausspritzten, als ich das brennende Öl in die Keller fließen sah, als ich sie schreien hörte … brennend liefen sie durch die Trümmer und wälzten sich im Schnee … da … da bin ich gelaufen … Können Sie das nicht verstehen? Mein Gott, ich habe doch auch nur Nerven … ich, ich mußte einfach laufen …«
    »Und Ihre Soldaten haben Sie allein gelassen …«
    »Die brannten doch!« schrie von der Haagen.
    »Aber Sie nicht!«
    »Sollte ich mich auch verbrennen lassen?!«
    Dr. Portner senkte den Kopf. »Wer hat einmal einen jungen Menschen wegen Defätismus zum Tode verurteilen lassen? Wer hat einmal gesagt: Wer auch nur den kleinsten Zweifel an unserem Führer hegt, der ist es nicht mehr wert, zu atmen? Wer hat gesagt: Der Glaube an den Endsieg ist das Fundament unserer Kraft? Wer an diesem Fundament gräbt, muß fallen! – Wer war das?!«
    »Doktor …« Oberst von der

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