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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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und selbstsüchtig, und ihre Wangen brannten. Schließlich nickte sie.
    »Ja, ist gut«, erwiderte sie flüsternd. »Ich bleibe.«
    Zärtlich drückte er seinen Mund auf ihren und fuhr dann lächelnd über das Grübchen an ihrem Kinn. »Danke, Jacobina. Ich mach’s wieder gut. Versprochen.« Sanft hob er ihr Gesicht zu sich an. »Wolltest du mir nicht noch erzählen, weshalb du dich entschlossen hattest, deine Stellung zu kündigen?«
    Jacobina wich seinem forschenden Blick aus. Womöglich dachte Jan schlecht über sie, wenn sie ihm anvertraute, dass der Major, sein Freund, unangemessene Gefühle für sie entwickelt hatte, argwöhnte vielleicht, sie hätte ihren Dienstherren sogar dazu ermuntert. Und ihm davon zu erzählen, dass Vincent de Jong nicht nur seine Frau wieder betrog, sondern auch sie, Jacobina, angefasst und schmutzige Dinge zu ihr gesagt hatte, kam ihr angesichts des tragischen Verlusts seines Kindes taktlos vor.
    »Ein andermal vielleicht«, murmelte sie und schmiegte sich an ihn.

38
    Jacobina stand im Türrahmen des Schlafzimmers und sah bedrückt zu, wie Margaretha de Jong sich über das Gitterbett beugte, das nun schon seit einigen Tagen zwischen dem Schrank mit seinen buntbemalten Göttergestalten und dem von einem Vorhang abgetrennten Winkel seinen Platz gefunden hatte. Eigentlich war es dort im Weg, aber es war die einzige Stelle, die sich in diesem Raum dafür anbot, nachdem Frau de Jong ihre Tochter so nah bei sich haben wollte wie möglich.
    »Brauchen Sie noch etwas, Frau de Jong?«, fragte Jacobina leise.
    Blass und hager war Margaretha de Jong geworden. Sarong und Kebaya hingen ihr in losen Falten um den Körper; auf ihrem Gesicht hatten sich verhärmte Linien eingegraben, und unter den geröteten Augen zeichneten sich bläuliche Halbmonde ab.
    Sie war ganz darin vertieft, mit dem Zeigefinger sacht über die Schulter des kleinen Mädchens zu streichen, das breitbeinig im Gitterbett saß, an seiner Lieblingspuppe herumspielte und dabei aus großen blauen Augen zwischen seiner noni Bina und seiner Mutter hin und her sah. Als hätte es jene entsetzliche Nacht nie gegeben, in der Ida sich so heftig erbrochen hatte, war ihr Gesichtchen von gesunder Farbe. Ein wenig schmal wirkte sie noch, aber sie legte fast täglich an Gewicht zu, da sie brav alles aufaß, was man ihr vorsetzte, und wirkte auch sonst wieder ganz munter.
    »Mir ist erst jetzt aufgefallen«, ließ sich Margaretha de Jong flüsternd vernehmen, »dass sie eigentlich schon fast zu groß geworden ist für ein Gitterbett. Ist das nicht furchtbar? Ich bin eine solch schlechte Mutter.« Ihre blauen Augen, die denen Idas so ähnlich waren, füllten sich mit Tränen.
    »Sie sind doch keine schlechte Mutter«, widersprach Jacobina beklommen. »Ida kann doch ruhig noch einige Zeit in dem Bettchen schlafen, Platz genug hat sie darin ja.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über Margaretha de Jongs Züge. »Wenn Sie das sagen, noni Bina …« Angestrengt zogen sich ihre Brauen zusammen und glätteten sich wieder, dafür zuckte es dann um ihren Mund. »Seit gestern fragt sie nach ihm, und ich habe das Gefühl, sie sucht ihn mit Blicken. Und ich«, eine Träne rollte über ihre Wange, »ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Sie ist doch noch so klein, sie versteht das doch noch gar nicht.«
    Jacobina war das Herz schwer. »Kann ich etwas für Sie tun, Frau de Jong?«
    Diese schüttelte den Kopf. »Nein, aber es ist lieb von Ihnen, dass Sie fragen.« Sie schenkte Jacobina ein kleines, kummervolles Lächeln. »Sie sind überhaupt so lieb.« Mühsam richtete sie sich auf, schleppte sich mit schwerfälligen Schritten zum Bett und ließ sich darauf nieder. »Ich werde mich noch ein bisschen ausruhen. Machen Sie sich einen schönen Nachmittag, noni Bina. Das haben Sie sich verdient. Sie tun so viel für uns.« Als wögen ihre Arme und Beine zentnerschwer, streckte sie sich auf dem Bett aus und schloss die Augen.
    Jacobina lächelte Ida zu, die zurücklächelte und sich dann wieder mit ihrer Lola beschäftigte, und leise schloss sie die Tür hinter sich.
    Auf dem Weg zur Veranda kam ihr Melati entgegen, einen Korb frischer Wäsche unter dem Arm, die sie im Bach hinter dem Haus gewaschen und dann in der Sonne getrocknet hatte. Seit Melati sich nach dem Willen Margaretha de Jongs Ida nicht mehr nähern durfte, hatte sie einfache Aufgaben im Haus übertragen bekommen. Von einer babu weißer Kinder zu den Tätigkeiten einer Magd für Wäsche und in der

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