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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Zimmer zu verlassen und nach ihr zu sehen; zu harsch hatte die Anordnung des Majors geklungen, und zu bedrohlich war die Stimmung, die auf dem Bungalow lastete.
    Jacobinas Finger verkrampften sich in ihrem Schoß. Die Finger, die Melatis Hände festgehalten hatten, während ein heftiger Ruck nach dem anderen deren Leib durchzuckt hatte, bis sich ihr haltsuchender Klammergriff lockerte und sie in einen Dämmerzustand hinübergeglitten war, aus dem sie nicht mehr erwachte. Jacobina zuckte zusammen, als sie draußen ein Aufschluchzen hörte, und beklommen sah sie, wie Ningsih weinend durch den Garten rannte.
    Schwere Schritte näherten sich, dann klopfte es; auf ihre Antwort hin öffnete Ratu die Tür, verneigte sich, und Herr Beyerinck trat ein. Hinter ihm zeichnete sich die düstere Silhouette des Soldaten ab. Jacobina erhob sich.
    »Fräulein van der Beek«, sprach Herr Beyerinck sie an; auf seinem schmalen Gesicht, das mit seinen ausgewogenen, wenig markanten Zügen etwas Gefälliges, aber auch etwas Farbloses besaß, zeichnete sich ein verhaltenes Lächeln ab. »Hätten Sie einen Moment Zeit?« Sein karamellfarbener Anzug stand ihm gut zum Sandblond seines gescheitelten Haares und des Bartes; die Art, wie er den Knoten seiner Krawatte zurechtrückte, verriet, dass er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte.
    »Natürlich«, erwiderte Jacobina beklommen.
    Beyerincks Brauen hoben sich, als sein Blick auf die Koffer fiel. »Sie verreisen?«
    Jacobina errötete. »Ich wollte eigentlich heute das Haus verlassen. Für immer. Da drüben«, sie wies auf den Tisch, »liegt meine Kündigung.« Und so leise, dass es kaum noch zu hören war, fügte sie hinzu: »Ich kam nur nicht dazu, sie dem Herrn Major und seiner Frau zu übergeben, nachdem …« Sie brach ab und wischte sich die Tränen weg, die erneut aus ihren Augen rannen.
    »Darf ich?« Herr Beyerinck zeigte auf den Tisch, und als Jacobina nickte, nahm er das Schreiben zur Hand. Er überflog die Zeilen und warf Jacobina einen raschen Blick zu. »Gibt es einen besonderen Anlass für Ihre Kündigung?«
    Jacobina dachte daran, wie der Major sie bedrängt hatte, aber auch daran, dass sie sich gestern von ihm hatte küssen lassen, und ihre Röte vertiefte sich. »Ich habe persönliche Gründe«, gab sie steif zurück.
    »Mhm«, machte Herr Beyerinck und steckte den zusammengefalteten Brief unter Jacobinas beunruhigtem Blick in die Innentasche seines Jacketts. »Würden Sie mich bitte in den Salon begleiten?«, fragte er mit einer Geste zur Tür hin, und mit einem Nicken folgte ihm Jacobina.
    Die Augen rotgerändert und verweint, in der Hand ein zerknülltes Taschentuch, saß Margaretha de Jong in einem der Rattanstühle; neben ihr stand der Major in Uniform, eine Hand auf der Schulter seiner Frau. Keiner von beiden sah Jacobina an, als sie mit den beiden Männern eintrat; nur Doktor Dekker, der sich in einem Stuhl neben den de Jongs niedergelassen hatte, warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Beyerinck wies auf einen Stuhl am Tisch, auf dem sich mehrere halb leere Kaffeetassen um einen Teller mit Gebäck und Früchten gruppierten.
    Gehorsam setzte sich Jacobina und sah zu, wie Herr Beyerinck sich gleichfalls niederließ und dann über den Tisch lehnte.
    »Haben Sie das hier«, er tippte auf ein verschlossenes Fläschchen aus braunem Glas, »schon einmal im Haus gesehen?«
    Jacobina besah sich das Fläschchen; es enthielt ein helles kristallines Pulver, das sie an Salz erinnerte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie.«
    »Sind Sie sicher? Wir haben es in der Kommode im Zimmer der Kinder gefunden.«
    »Ganz sicher«, bekräftigte Jacobina mit einem Nicken.
    Beyerinck wechselte einen Blick mit Doktor Dekker, der die Ellenbogen auf die Oberschenkel stützte und die Hände verschränkte. »Es ist davon auszugehen, dass es sich um Quecksilberbichlorid handelt. Mit Sicherheit kann ich es erst sagen, wenn ich es in meiner Praxis näher untersucht habe.«
    »Quecksilber?«, murmelte Jacobina. »Das ist doch gif…« Mit aufgerissenen Augen blickte sie zwischen Beyerinck und Dekker hin und her. »Meinen Sie, die Kinder und Melati … Aber Sie haben doch gesagt, es sei Dengue!«, rief sie Dekker zu.
    Der Arzt rieb das Kinn an den gefalteten Händen. »Mit Dengue ist nun einmal weitaus häufiger in diesen Breitengraden zu rechnen, und die Symptome sind bei Dengue und einer Vergiftung mit Quecksilber recht ähnlich. Vor allem das Erbrechen

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