Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
tuan de Jong und nyonya besar «, bekundete Budiarto zufrieden vom Kutschbock aus und fuhr scharf an. Jacobina beugte sich über die Seitenlehne hinaus und winkte Floortje zu, die zurückwinkte. Ihre Gestalt wurde schnell kleiner und verschwamm in der Staubwolke, die die Räder aufwirbelten, bis sie nicht mehr zu sehen war.
    Jacobina lehnte sich im Sitz zurück und fuhr sich über die Wange, die nass war. Sicher von Schweiß, vielleicht auch von Floortjes Tränen.
    Oder aber von ihren eigenen.

9
    Vom Hotel Des Indes am Molenvliet war es noch eine lange Fahrt bis zum Koningsplein, aber eine, die mit einer bezaubernden Aussicht aufwarten konnte. Ein nobles Hotel reihte sich an das nächste; breite Straßen führten an eleganten Geschäftshäusern vorbei und an in tropischen Gärten zurückgesetzt stehenden Wohnhäusern, die man guten Gewissens als Villen bezeichnen konnte. Danach wurde es ruhiger, fast ländlich; Baumriesen spendeten kühlen Schatten, und in ihren Kronen sangen Vögel und schrillten Zikaden. Der Wagen bog links ab, und eine große, an den Rändern baumbestandene Freifläche dehnte sich auf Jacobinas rechter Seite aus.
    »Koningsplein«, erklärte Budiarto stolz über die Schulter hinweg. » Tuan de Jong sagt, holländisch Stadt Uutreckt passt rein.«
    Jacobina brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass er Utrecht gemeint hatte, und schmunzelte dann über so viel charmante Übertreibung, wenn dieser unbefestigte Platz auch tatsächlich von riesenhaften Ausmaßen war.
    Der Wagen bog erneut ab und rollte eine verwunschen wirkende Straße entlang, mehr ein Feldweg, der zwischen dem Koningsplein auf der einen und prachtvollen Gärten auf der anderen Seite hindurchführte, deren Laubbäume und Palmen immer wieder weiße Hausfassaden hervorblitzen ließen.
    »Willemskerk«, erklärte Budiarto mit wissendem Nicken, doch der säulenumstandene Kuppelbau, an dem sie vorüberfuhren, glich für Jacobina mehr einem Observatorium denn einer Kirche.
    Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, als der Wagen auf einen Zufahrtsweg einscherte, der sich anmutig durch einen saftig grünen Rasen wand. Jacobina streckte den Kopf unter dem Verdeck hervor und bewunderte den großzügigen Garten mit seinen vielfältigen Bäumen und den Sträuchern, die in üppiger roséfarbener, primelgelber und türkischroter Blüte standen, und rote, weiße und blaue Blumen quollen aus den Schalen hervor, die auf Steinsockeln den Wegesrand zierten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als das Wohnhaus mit dem rostroten Ziegeldach näher kam, das einzige zweigeschossige weit und breit. Die glatte Fassade mit den hohen, rechteckigen Fenstern und den weiß lackierten Holzläden wirkte schlicht und dadurch umso erlesener. Schmucklose Säulen umliefen das untere Stockwerk und bildeten eine luftige Veranda, und in der Mitte der Hausfront führten Steinstufen zur Eingangstür hinauf, die nach innen offen stand.
    Eine einheimische Frau in bunt gemustertem Wickelrock und passender langärmliger Bluse kehrte gerade den Boden. Als der Wagen vorfuhr und dann hielt, reckte sie den Kopf, ließ den Reisigbesen fallen und rannte ins Haus. Und auch der kleine Junge im Matrosenanzug, der gerade noch gelangweilt auf den Stufen herumgeturnt war, sauste ihr hinterher.
    Kaum dass Budiarto ihr aus dem Wagen geholfen hatte, kamen vier junge Männer in lockeren Hemden und Hosen angelaufen und nahmen sich unter Lächeln, Nicken und Selamat-datang -Rufen des Gepäcks an. Aus der Haustür trat eine einheimische Frau in smaragdgrüner Bluse und Wickelrock; das jettschwarze Haar zu einem strengen Knoten hochgesteckt und die Hände vor dem Schoß zusammengelegt, lächelte sie Jacobina entgegen.
    » Terima kasih , vielen Dank«, verabschiedete sich Jacobina von Budiarto mit einem der wenigen malaiischen Ausdrücke, die sie kannte, holte tief Luft, packte ihre Reisetasche fester und ging die Stufen hinauf.
    » Selamat datang, noni van ter Beck«, begrüßte die Frau sie, legte die Handflächen gegeneinander und verbeugte sich vor ihr. »Ich Ratu. Bitte. Kommen hier.« Mit einer einladenden Geste begleitete sie Jacobina ins Haus und bedeutete ihr mit weiteren Handbewegungen, kurz zu warten. » Nyonya besar gleich hier«, sagte sie mit einem Kopfnicken und entfernte sich mit kleinen, anmutigen Schritten.
    In der weitläufigen Halle mit ihren Säulen war es kühl, Weiß war die vorherrschende Farbe; eine geschnitzte und bunt bemalte Truhe, verschiedene Tischchen und Rattanstühle

Weitere Kostenlose Bücher