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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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schwarzblauer Uniform fiel, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und ihnen wohl schon seit einiger Zeit zugesehen hatte. Lachend ging er in die Knie und breitete die Arme aus, fing darin erst seinen Sohn auf, danach seine Tochter, die sich ebenfalls auf die Beinchen gestellt hatte und auf ihn zugelaufen war. Er küsste beide auf die Wange und erhob sich dann mit Ida auf dem Arm. Jeroen umklammerte mit beiden Ärmchen den Oberschenkel seines Vaters und schmiegte sein Gesicht daran. »Mein Papa«, verkündete er stolz. »Der Held!«
    Jacobina rappelte sich ungeschickt auf; das Gesicht erhitzt und die Frisur zerzaust, deutete sie einen Knicks an. »Guten … Guten Tag, Mijnheer.« Mit zittrigen Knien wartete sie darauf, auf der Stelle wieder nach Hause geschickt zu werden, zumindest aber eine Rüge erteilt zu bekommen, den ersten Nachmittag als Hauslehrerin mit Spielereien vergeudet und sich gleich zu Anfang jede Möglichkeit verbaut zu haben, dass die Kinder sie ernst nahmen.
    Der Major musterte sie eindringlich aus Augen, klarblau wie der Himmel an einem frostigen Morgen, die halb verborgen waren unter einer starken, hervorspringenden Brauenpartie. Von mittelgroßem Wuchs und breitschultrig, wirkte er kräftig, fast bullig, aber wie der Sitz seiner Uniform verriet, war er eher muskulös als korpulent, und sein kurz gehaltenes welliges Haar und der Bart glänzten rötlich, in der Farbe von altem Cognac. Es war ein herbes Gesicht, das Jacobina entgegensah, mit eckigen, geradezu groben Konturen, ein Gesicht, das einem Respekt abnötigte. Die tiefen Linien beiderseits seiner Mundwinkel, der scharfe Kniff über der Nasenwurzel und die strahlenförmigen Gravuren unter den Augen ließen ihn deutlich älter wirken als Frau de Jong, Anfang, Mitte vierzig vielleicht.
    »Fräulein van der Beek, nehme ich an«, ließ er sich schließlich vernehmen, mit einer grollenden Stimme, die jedoch nicht unfreundlich klang, und streckte ihr die Rechte entgegen; er sprach dasselbe schwerfällige Holländisch wie seine Frau. Jacobina stolperte über die Bauklötze, die sie für den Moment vergessen hatte, und kam taumelnd vor ihm zu stehen.
    »Major Vincent de Jong«, stellte er sich vor und drückte ihr mit seiner Pranke fest die Hand. »Angenehm.« Sein Blick schweifte über das Durcheinander aus Bauklötzen, Schuhen, Puppen und Zinnsoldaten, das sich über den Boden verteilte, und um seinen Mund zuckte es. »Wie ich sehe, haben Sie sich gleich nach Ihrer Ankunft in die Arbeit gestürzt.«
    Jacobina setzte zu einer Entschuldigung an, aber Ida kam ihr zuvor.
    »Noch maaal«, piepste sie den neu gelernten Ausdruck und kuschelte sich an den Hals ihres Vaters.
    Vincent de Jong lachte, ein dröhnendes, polterndes Lachen, und drückte seine Tochter an sich. »Ihre Methode scheint auf jeden Fall jetzt schon erfolgreich, Fräulein van der Beek.« Ernster fügte er hinzu: »Das hatten wir uns in etwa unter Ihrer Aufgabe vorgestellt. Dass Sie sich mit den Kindern beschäftigen. Sie beim Spiel anleiten, mit ihnen malen oder singen und dass die beiden dadurch die Sprachen lernen. Vor allem Holländisch.« Er sah auf Jeroen hinab und strich ihm über den Kopf, ließ seine Finger über die Ohrmuschel des Jungen gleiten und schließlich auf dessen Wange ruhen; es rührte Jacobina an, wie liebevoll dieser vor Kraft strotzende, eisern wirkende Mann mit seinen Kindern umging. »Wir geben uns zwar Mühe, Holländisch mit ihnen zu sprechen, aber bei meiner Frau und mir ist die Muttersprache nicht mehr so frisch. Dafür sind wir schon zu lange hier. Und wir sind beide sehr eingespannt, sodass die zwei den ganzen Tag fast nur Malaiisch hören.« Der Major schien zu zögern, dann sah er Jacobina unverwandt an. »Es entspricht sicher nicht den sonstigen Gepflogenheiten … Aber meine Frau und ich würden uns freuen, wenn Sie mit uns zu Abend essen. Dann können wir uns auch gegenseitig ein bisschen kennenlernen und vielleicht noch die eine oder andere Formalität besprechen.«
    »Sehr gerne, Herr Major«, erwiderte Jacobina und deutete einen Knicks an.
    »Wir essen um acht.« Er nickte ihr kurz zu, nahm Jeroen bei der Hand und wandte sich halb zum Gehen, blieb dann jedoch noch stehen. »Ach, und Fräulein van der Beek …« Seine Stirn hatte sich in wulstige, grimmig wirkende Falten gelegt, um seine Mundwinkel aber zuckte es. »Lassen Sie bloß diese Knickserei sein. Wir sind nicht bei Adels.«
    Jacobina unterdrückte ein Lächeln. »Ja, Herr

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