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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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hatte. Später wurde sie im US-Bundesstaat Missouri gehängt.
       Ich erwartete, dass jetzt jeden Moment die Tür aufgehen würde. Trotzdem las ich noch einen weiteren Bericht. Ein Kapitel aus den persönlichen Notizbüchern von John Goldblum, einem amerikanischen Psychiater, der im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse im Januar 1946 führende Nazis befragt und psychiatrische Gutachten erstellt hatte.
       Unter den befragten Offizieren entsprach der Arzt Karl Liebermann, der in den KZs Sachsenhausen und Auschwitz sein Unwesen getrieben hatte, dem Profil eines Lichtlosen. Die Zensoren des Heiligen Offiziums hatten einen Abschnitt des Protokolls seiner Befragung durch Goldblum übersetzt:
        
    »Ich arbeitete weder für den Führer noch für das Dritte Reich. «
    » Für wen dann? «
    » Alles, was ich getan habe, habe ich auf seinen Befehl getan. «
       » Von wem sprechen Sie? «
       » In meiner Jugend, vor dem Krieg, hatte ich ein Erlebnis. «
       » Was für ein Erlebnis? «
       » Eine Hirnblutung. Ich bin gestorben und wurde wiederbelebt. «
       » Was hat das mit Ihren … Arbeiten zu tun? «
       » Als ich tot war, ist er mit mir in Verbindung getreten. «
       » Wer ist › er ‹?«
       » Satan. Das Tier. Der Versucher. Der Böse. Nennen Sie ihn, wie Sie wollen. Jeder Name ist nur eine weitere Lüge. Ein gescheiterter Versuch, ihn zu kennzeichnen .«
        (Schweigen.)
       » 1st das alles, was Sie zu Ihrer Verteidigung vorbringen können? «
       » Ich muss mich nicht verteidigen. «
        (Schweigen.)
       » Wie sah dieser Teufel aus? «
       » Er hat kein Aussehen. Er hat es nicht nötig. Er ist in uns. «
       » Was hat Ihnen dieser Teufel gesagt? «
       » Er hat sich nicht geäußert. Nicht in dem Sinne, wie Sie das meinen. «
       » Was wollte er? Wie lässt sich das beschreiben, was er wollte? «
       » Sie möchten wissen, was er wollte? Sehen Sie sich an, was ich in den Lagern getan habe. Was für Spritzen ich verabreichte. Nach meinem Hirntod stand mein Leben in Frage. Danach war mein Leben die Antwort. «
        
    Das Fazit des Berichts lautete:
        
    » Karl Liebermann wurde zum Tode verurteilt und im März 1947 hingerichtet, insbesondere wegen seiner Mitwirkung an den Menschenversuchen mit dem tödlichen Senfgas in Sachsenhausen im Jahr 1940, seiner Beiträge zu den Tieftemperaturexperimenten und seiner Teilnahme an den Sterilisationsprogrammen einschließlich Kastration und Bestrahlung mit Röntgenstrahlen im KZ Auschwitz. «
        
    Die Bewohner der Vorhölle. Die Legion der Finsternis. Nicht nur Mörder, sondern auch Folterknechte, Sadisten und Manipulatoren, die auf sämtlichen Registern des Bösen spielten. Nach Art schwarzer Engel, die ihre Gesichter vervielfältigen …
       Ich klammerte mich an die Vorstellung, dass diese Männer und Frauen psychisch traumatisiert worden waren. Aber die Versuchung war groß, zu dem Schluss zu gelangen, dass ihnen der Teufel, der wahre Teufel, zwischen Leben und Tod begegnet war. Ein Teufel, der seinen Kandidaten am Rand des menschlichen Bewusstseins auflauerte. Eine negative Kraft, die darauf wartete, dass die Tür aufging, um die Seele zu erhaschen, so wie Schwarze Löcher in ihrer kosmischen Einflusssphäre das Licht einsaugen.
16 Uhr
    Es blieben noch zahlreiche Zeugenberichte, deren Entstehungsdaten immer dichter beieinanderlagen. Ich überflog einige davon. Eine Frau auf Zypern, die auf der Intensivstation das Gefühl gehabt hatte, in einem Eisblock zu schmelzen, während ihre Hände brannten, bis zu dem Moment, wo sie ein »rosa Licht« aufleuchten sah … Ein Mann, der einen Infarkt erlitten hatte und die aufgehängten Infusionsbeutel mit Fleischerhaken verglich. Nach dem Verlassen des Körpers war er in einen Tunnel eingetaucht, in dem ihn eine Stimme gewarnt hatte: »Du wirst sterben.« Erst jetzt war es unerwartet ruhig geworden, und er hatte unter einer rötlichen Kruste eine Tiergestalt auftauchen sehen …
       Ich klickte aufs Geratewohl auf den Auszug aus einem Bericht der amerikanischen Bundespolizei in Saint Louis, Missouri, USA, vom 2. Mai 1992, der von Detective Sam Hill verfasst worden war. Der Bericht bezog sich auf den Tod von Andy Knightley, 16 Jahre, der um 1 Uhr nachts im siebten Distrikt aus nächster Nähe erschossen worden war. »Der Letzte«, sagte ich zu mir selbst.
       Andy war tot aufgefunden worden; er war im siebten Distrikt mit

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