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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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damenhaft, während ich aus dem Sattel sprang und das Pferd laufen ließ. »Nur mit euren Zahnstochern werdet ihr nicht an unsere Ladung kommen!«
    Diese Sprache verstanden die Räuber offenbar, denn nun raschelte es im Gebüsch und fünf Männer kamen heraus. Der Pfeilhagel verebbte, wenig später erschienen auch die Schützen, zwei junge Burschen mit zerzaustem Haar, die man nur schwerlich auseinanderhalten konnte, obwohl einer ein paar Jährchen älter war als der andere.
    »Und da hältst du mich für übervorsichtig«, monierte Sayd, während auch er abstieg und das Pferd mit einem Klaps in die Büsche scheuchte. Vincenzo trat zu uns, während David und Belemoth auf dem Kutschbock blieben.
    Gegen normale Menschen anzutreten, war nicht wirklich eine Herausforderung für uns, doch eine gute Fingerübung.
    Der Anführer war ein grobschlächtiger Mann mit einem langen Stock an der Seite. Ich erkannte sofort, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Knüppel handelte. Dieser Kampfstock verschleierte recht gut die Tatsache, dass sich in seinem Inneren ein Kern aus Eisen befand.
    »Ziemlich große Worte für so ein kleines Bürschchen«, rief er selbstgefällig in meine Richtung. »Oder bist du gar ein Weib?«
    »Komm her und finde es heraus!«, entgegnete ich, was mir einen strafenden Blick von Sayd einbrachte, der es vorzog, seine Kräfte für wichtigere Kämpfe aufzuheben.
    »Ihr seid fünf, wir sind sieben«, fuhr der Anführer fort, offenbar nicht gewillt, mein Angebot anzunehmen. »Ich glaube, wir sind leicht im Vorteil.«
    »Ich wünschte, er würde aufhören zu quatschen«, murrte Vincenzo neben mir.
    »Na immerhin kann er zählen«, entgegnete ich lästerlich.
    »Der Schein trügt manchmal«, meldete sich Sayd nun zu Wort. »An eurer Stelle würde ich zurück in den Wald laufen und auf eine günstigere Gelegenheit warten, wir haben hier nichts, was euch interessieren könnte.«
    »Das sehe ich anders!«, entgegnete der Anführer. Offenbar war er doch nicht so klug, wie seine Fähigkeit zu zählen vermuten ließ. »Übergebt uns eure Ware, dann könnt ihr von dannen ziehen.«
    »Sayd«, zischte ich unserem Anführer zu. »Wie lange soll das nette Gespräch noch dauern? Wir mögen zwar eine Ewigkeit haben, aber diese im nassen Wald zu verbringen, erscheint mir unpassend.«
    Sayd aber musterte die Männer vor uns, die auf ihren Lippen herumkauten, ihre Hände krampften sich um ihre Waffen. Unsicherheit war auf den Mienen einiger zu lesen.
    »In Ordnung, aber seht zu, dass ihr sie nur verletzt. Diese Männer sind wahrscheinlich bloß zu Räubern geworden, weil der König sein Land mit Steuern auspresst.«
    Als ich genauer hinsah, konnte ich seine Vermutung nur bestätigen. Diese Männer sahen nicht wie verrohte Söldner aus. Wettergegerbte Haut spannte sich über hohle Wangen, die Augen waren von Schatten des Hungers umgeben. Ihre wilden Mienen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie verzweifelt waren.
    Doch die Bücher auf unserem Wagen würden sie nicht satt machen, und nichts, was wir bei uns hatten, würde ihre Not lindern können.
    Als wir mit gezückten Schwertern auf sie zustürmten, zeigte sich, wer von ihnen Erfahrung im Kampf hatte und wer nicht. Die beiden Bogenschützen verschwanden schnell im Gebüsch, aber nicht, um uns von dort aus zu beschießen. Der Anführer fing Sayds Klinge mit seinem Stock ab und besaß tatsächlich die Dreistigkeit, zu lachen. Das metallische Geräusch bestätigte meinen Verdacht, dass diese Waffe ausgeklügelter war, als sie aussah.
    Ein weiterer Bursche, der sich schon die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hatte, nutzte die Gelegenheit, um den Abstand zwischen sich und uns noch ein Stück zu vergrößern. Die anderen schienen wesentlich mehr Vertrauen in ihre Kampffähigkeiten zu haben.
    Ich nahm mir den Mann zur Linken des Anführers vor. Er war recht groß, doch ich hätte nur meine Unterarmklinge hervorschnellen lassen müssen, um ihn zu töten, denn er vernachlässigte ganz sträflich seine Deckung. Ich tat nun das, wovor mich Sayd in Paris gewarnt hatte – ich spielte. Ich fing seine Schwerthiebe, die selbst Knappen in Jerusalem besser hinbekommen hätten, mühelos ab, machte aber keine Anstalten, die Sache zu beenden. Der Mann wurde daraufhin wütend, seine Schläge verloren immer mehr an Überlegung und Harmonie. Dennoch hatte ich die Gelegenheit, aus dem Augenwinkel auf meine Kameraden zu spähen. Vincenzo jagte den Zögerlichen mit wildem Geschrei

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