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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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begegnet?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Ich heiße Melissa. Und das sind James und Jennifer. Und Sie sind …?«
    »Nikki«, antwortete sie widerwillig, weil sie keinen Verdacht erregen wollte. Wahrscheinlich sollte sie versuchen, ihnen so viele Informationen wie möglich zu entlocken. Und wie sagte ihre Großmutter immer – Fliegen fängt man nicht mit Essig, sondern mit Honig.
    »Gibt es sonst noch jemanden, mit dem wir sprechen könnten?«, fragte Jennifer. »Vielleicht haben Ihre Eltern sie gesehen.«
    »Meine Eltern sind nicht hier. Das ist das Häuschen meiner Großmutter«, fügte sie hinzu, als sie den Eindruck bekam, dass weitere Informationen erwartet wurden. »Ich wohne den Sommer über bei ihr.«
    »Ist sie da? Könnten wir mit ihr sprechen?«
    »Sie schläft. Es geht ihr in letzter Zeit nicht so gut.«
    »Und Sie sind sicher, dass Sie nichts gesehen oder gehört haben?«, fragte Val noch einmal.
    »Was denn?« Wo zum Teufel blieb Henry? Was machte er?
    »Schreie oder Hilferufe …«
    »Nein. Das hätte ich bestimmt gehört.«
    Plötzlich sank Valerie auf der Schwelle zusammen wie ein weggeworfenes Taschentuch. »Val, alles in Ordnung?«, riefen die anderen beinahe gleichzeitig.
    Nikki verbarg ihr unwillkürliches Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand. Unter normaleren Umständen hätte sie das Ganze vielleicht sogar amüsant gefunden. »Ist sie ohnmächtig?«, fragte sie, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    »Meinen Sie, wir könnten vielleicht ein Glas Wasser bekommen?«, fragte Jennifer, vernehmlich eher ein Befehl als eine Frage.
    Nikki ging eilig zum Waschbecken und nahm ein frisch gespültes Glas vom Tresen. All die Fingerabdrücke umsonst abgewischt, dachte sie und sah, wie James schnuppernd die Nase kräuselte. »Was ist denn das für ein grässlicher Geruch?«, hörte sie ihn fragen, als sie den Wasserhahn aufdrehte.
    In der Hoffnung, Henry zu entdecken, spähte Nikki aus dem kleinen Fenster über der Spüle, doch sie sah nur Bäume. Wo zum Teufel steckte er? Was machte er? War er überhaupt noch da? Wenn der Wagen weggefahren wäre, hätte sie das bestimmt gehört, entschied sie, drehte den Wasserhahn zu und kehrte mit dem Glas ins Wohnzimmer zurück. Jennifer riss es ihr aus der Hand und führte es behutsam an Vals Lippen.
    »Hätten Sie was dagegen, wenn wir uns ein paar Minuten setzen?«, fragte James.
    »Meine Großmutter schläft«, erinnerte Nikki ihn.
    »Wir werden sie nicht stören«, sagte Jennifer.
    »Wir sind bloß stundenlang gelaufen«, fügte Melissa hinzu. »Wir brauchen ein paar Minuten, um wieder zu Atem zu kommen.«
    Nikki wies auf das Sofa. »Ich schätze, das ist okay.«
    James und Jennifer führten die immer noch zittrige Val zur Couch und nahmen links und rechts von ihr Platz, als wollten sie sie stützen. Melissa balancierte auf der Lehne und starrte Nikki durch die riesigen Gläser ihrer schwarzen Brillenfassung an, was ihrem Blick nichts von seiner Eindringlichkeit nahm.
    »Und was ist mit Ihrer Tochter passiert?«, fragte Nikki und beobachtete, wie Val angestrengt überlegte, wie viel sie ihr erzählen sollte.
    »Sie ist gestern mit ihrem Freund wandern gegangen«, antwortete Val langsam, »und sie sind nicht zurückgekommen. Wir glauben, dass sie sich womöglich im Wald verirrt haben.«
    »Oder vielleicht sind sie einfach abgehauen«, erwiderte Nikki mit einem Grinsen.
    »Finden Sie das etwa komisch?«, fragte Melissa vorwurfsvoll. »Ihre Mutter macht sich große Sorgen. Das tun wir alle.«
    Bei Melissas Tonfall spannten sich sämtliche Muskeln in Nikkis Körper. Ich könnte dich auch gleich hier und jetzt abknallen, du Hexe, dachte sie und spürte den Griff der Pistole in ihrer Hand. Stattdessen sagte sie: »Tut mir leid. Ich wollte nicht unsensibel klingen. Haben Sie sie bei den Park Rangern als vermisst gemeldet?«
    »Ja, wir waren heute Morgen dort. Sie wollen eine Suchmannschaft losschicken.«
    »Und Sie sind der Spähtrupp?«
    »Es ist schwer, einfach nur rumzusitzen und gar nichts zu tun«, sagte Val.
    »Das heißt, die Ranger wissen nicht, dass Sie hier sind?«, fragte Nikki und versuchte, Vals Gesichtsausdruck zu lesen.
    Die Frage kam Val merkwürdig vor. Melissas geschürzte Lippen verrieten ihr, dass ihre Freundin das Gleiche dachte. Irgendwas war hier dezidiert sonderbar. Sag irgendwas, drängte sie Melissa mit Blicken. Irgendwas , damit das Mädchen weiterredet.
    »Das ist eine wunderschöne Brosche, die Sie da tragen«, tat Melissa ihr den Gefallen.

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