Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
wie »süß« klang –, während James am anderen Ende des Sofas hockte und sich erwartungsvoll vorbeugte. Vier gegen eine, dachte Jennifer, und das Kräfteverhältnis gefiel ihr nicht. Wenn nur Evan hier wäre, um alles zu klären. Obwohl natürlich nichts von alldem geschehen würde, wenn er hier wäre .
Jennifer verfluchte ihn still. Das ganze Wochenende war Evans Idee gewesen. Er hatte alles organisiert und sie davon überzeugt, dass dieser kleine Ausflug viel dazu beitragen könnte, ihre Beziehung zu seiner Tochter zu vertiefen. Wie oft hatte er ihr erklärt, er könne es kaum erwarten, zusammen mit ihr an einen seiner Lieblingsorte zu fahren?
Dabei hatte er die Tatsache, dass ihn Val bei all seinen vorherigen Besuchen nach Shadow Creek begleitet hatte und dies auch einer ihrer Lieblingsorte war, geflissentlich unerwähnt gelassen. Ganz zu schweigen davon, dass es dazu kommen könnte, dass sie in dem Bett neben ihr schlief!
Gut, das hatte niemand vorhersehen können. Als Evan die Reservierung gemacht hatte, konnte er nicht ahnen, dass der sicher geglaubte Deal zu platzen drohte. Er konnte nicht wissen, dass er aufgehalten werden würde, und zwar nicht nur für Stunden, sondern für Tage. Sogar seine Motive, Vals Hilfe zu rekrutieren, konnte sie halbwegs nachvollziehen.
Aber Jennifer konnte beim besten Willen nicht begreifen, warum Val alles stehen und liegen gelassen hatte, um als Fahrerin und selbst ernannte Anstandsdame zu fungieren. Es sei denn, sie wollte Evan zurückhaben. Es sei denn, sie hoffte auf eine Versöhnung, dachte Jennifer nicht zum ersten Mal.
Und wer war dieser Typ, der aus dem Nichts aufgetaucht war? Jennifer warf ihm einen Blick zu. Er war ein großer Mann, sah jedoch dafür, dass er schon knapp über den Zenit war, ganz gut aus. Was machte er hier? Hatte Val die Behörden bereits eingeschaltet? War er ein Park Ranger? Oder etwas vollkommen anderes? Bitte sag mir, dass sie endlich jemand flachlegt , hatte sie James quieken gehört. War es möglich, dass dieser Mann und Val etwas miteinander hatten?
Dein Wunsch in Gottes Ohr , wiederholte Jennifer im stummen Gebet den Lieblingsspruch ihrer Mutter. Wie bitte? Mehr bräuchte es nicht, um sie wieder zum Glauben zu bekehren, fragte sie sich kopfschüttelnd. Valerie müsste nur einen anderen Mann finden?
Es würde jedenfalls immens dazu beitragen, ihr Gewissen zu erleichtern. Ja, vielleicht habe ich einer anderen Frau den Mann ausgespannt , könnte sie zu ihrer Schwester sagen, aber sieh doch, wie viel glücklicher Val jetzt ist . Es würde bedeuten, dass sie aufhören konnte, sich ständig umzusehen. Denn sie wurde das Gefühl nicht los, Valeries Geist könnte irgendwo im Schatten lauern und nur auf einen Fehler von ihr warten. Sie müsste nicht mehr ständig Vals herablassenden Blick im Rückspiegel fürchten. Evan könnte aufhören, sich schuldig zu fühlen; er könnte aufhören, sich zu sorgen, was Val machte; er könnte aufhören, sich für sie verantwortlich zu fühlen; er könnte aufhören, ihren Namen mindestens dreimal am Tag zu erwähnen.
War ihm überhaupt klar, wie oft er über sie redete, fragte Jennifer sich.
Also, ja, es wäre in der Tat wunderbar, wenn es tatsächlich einen anderen Mann in Vals Leben gäbe. ’s ist ein Ziel aufs Innigste zu wünschen , erinnerte sie sich an eine Zeile aus Hamlet . Seltsam, dass ihr der Vers gerade jetzt einfiel, dachte sie, ließ die Worte »aufs Innigste« stumm über ihre Zunge rollen und erinnerte sich an den Nachmittag, an dem Val früher als erwartet nach Hause gekommen war und sie mit Evan im Bett erwischt hatte, ihre Beine auf seinen breiten Schultern.
Jennifer schloss die Augen und erinnerte sich daran, wie sie Evan in sich gespürt hatte, der von seiner eigenen Lust zu abgelenkt war, um zu hören, wie die Haustür geöffnet wurde und jemand die Treppe hinaufkam. Einen Moment lang hatte sie überlegt, ihn zu alarmieren – was, wenn es Brianne war –, aber dann war ihr wieder eingefallen, dass Brianne in der Schule bei der Probe für eine Theateraufführung war und erst sehr viel später nach Hause kommen würde. Es musste also Valerie sein, hatte sie zutreffend geschlossen, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen einen winzigen Spalt geöffnet und sich für ein Feuerwerk gewappnet, als die Ehefrau ihres Geliebten auf der Schwelle auftauchte.
Aber statt einer Explosion folgte nur Stille. Val wich wortlos von der Tür zurück. »Ich glaube, ich habe jemanden reinkommen hören«,
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