Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
Adirondacks unsere Unterhaltung hören.«
Sowohl Jennifer als auch Val blickten zu den Umstehenden, die sich rasch zerstreuten. Bis auf das junge Mädchen, das Val am Abend zuvor beinahe umgerannt hatte. Sie lächelte Jennifer zu, als wollte sie ihr Verständnis und ihre Unterstützung signalisieren.
Jennifer erwiderte das Lächeln schüchtern, bevor sie sich wieder Val zuwandte. »Hören Sie, ich weiß, Sie hassen mich, aber …«
»Ich hasse Sie nicht«, sagte Val hastig und dann: »Na ja, vielleicht hasse ich Sie doch , aber darum geht es nicht.«
»Und worum geht es dann?«
»Es geht darum, dass ein sechzehnjähriges Mädchen keine Beziehung zu einem einundzwanzigjährigen Mann haben sollte. Und das wissen Sie auch. Und Sie hätten es mir sagen müssen. Zumindest hätten Sie es Evan sagen müssen. Er wird stinkwütend sein, wenn er davon erfährt.«
»Das sollte Sie doch sehr glücklich machen.«
»Glauben Sie, irgendwas an dieser Situation macht mich glücklich?«, wollte Val wissen.
»Ich glaube, Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten. Das glaube ich. Ein Altersunterschied von fünf Jahren ist kein Weltuntergang.«
»Wenn man sechzehn ist schon. Gott, ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen das erklären muss.«
»Sie müssen mir gar nichts erklären. Genauso wenig wie ich Ihnen irgendwas sagen muss«, fuhr Jennifer fort, die jetzt nicht nur verlegen, sondern auch wütend war. »Ich weiß, dass Sie das nicht verstehen, aber ich befinde mich hier in einer etwas komplizierten Position …«
»Ich dachte, Sie mögen komplizierte Positionen«, unterbrach Val sie.
Jennifer schüttelte den Kopf und wusste, dass sie sich beide vorstellten, wie sie ihre Beine um Evans Schulter geschlungen hatte. »Ich kann wirklich keinen Sinn darin erkennen, weiter mit Ihnen zu diskutieren.«
»Entscheidend ist festzustellen, wo Brianne sich jetzt aufhält«, sagte der Mann neben Valerie schlicht.
»Wer sind Sie?«, fragte Jennifer.
»Das geht Sie nichts an«, ging Val dazwischen.
»Sind Sie ein Park Ranger?«, wandte Jennifer sich direkt an Gary.
»Nein«, sagte Gary. »Nur ein alter Freund von Val.«
Na toll, dachte Jennifer und fragte sich, was er mit »alter Freund« meinte. »Ist Ihr Name ein Staatsgeheimnis oder so?«
Der Mann lächelte, und attraktive Grübchen zeigten sich unter dem Bartschatten seiner Wangen. »Ich heiße Gary.«
»Nun, ich bin sicher, unter normalen Umständen wäre es ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Gary.«
»Sagen Sie mir jetzt, wo meine Tochter ist oder nicht?«, unterbrach Val sie.
»Ich weiß nicht, wo sie genau ist.«
»Dann sagen Sie mir, wo sie ungefähr ist.«
»Irgendwo in der Gegend. Mehr weiß ich nicht.«
Val gab einen Laut von sich, irgendwo zwischen einem Schrei und einem Seufzer. »Sie wollen sagen, Sie haben keine Ahnung?«
»Ich will sagen, dass die beiden sich auf dem Parkplatz verabredet haben.«
»Und wann haben Sie diese Verabredung getroffen.«
»Das weiß ich nicht. Aber ich nehme an, dass sie deswegen so eifrig SMS geschrieben hat.«
»Sie wussten, dass sie ihm SMS schreibt?«
»Ich habe angenommen , dass sie ihm schreibt.« Jennifer beobachtete, wie Val die jüngste Information verdaute.
»Und wann haben die beiden sich getroffen?« Val strich sich mit sichtbar zitternder Hand das Haar aus der Stirn.
Sie würde mich wirklich am liebsten umbringen , dachte Jennifer. »Sie hat ihm eine SMS geschrieben, gleich nachdem Sie heute Morgen aufgebrochen sind.«
»Wie konnte sie? Ich habe ihr BlackBerry.«
»Sie hat meins benutzt.«
Val nickte, als wollte sie sagen, ja klar. »Das heißt, sie ist seit heute Morgen mit diesem Mann zusammen.«
»Mit einundzwanzig ist man wohl kaum ein Mann«, protestierte Jennifer. »Im Grunde ist er fast noch ein Kind.«
»Verstehe. Das heißt, Sie haben ihn kennengelernt, ja?«
»Also, nein. Habe ich nicht.«
»Studiert er? Hat er einen Job? Wo wohnt er? Nimmt er Drogen? War er schon mal im Gefängnis?«
»Okay, okay. Ich hab verstanden.«
»Wissen Sie irgendetwas über ihn abgesehen davon, dass er Tyler Currington heißt, was sich für mich offen gestanden nicht mal wie ein richtiger Name anhört?«
»Ich weiß, dass Brianne verrückt nach ihm ist.«
»Na, dann ist ja alles bestens.«
Beide schwiegen etliche lange Sekunden.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte James.
»Was können wir schon machen?«, fragte Val und blickte zur Tür. Alle Blickte folgten ihr. »Wir warten.«
Etwa eine Stunde später
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