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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Gesicht zu sehen.
    »Besser, ja«, bestätigte er und versuchte unauffällig, ein wenig mehr Distanz zwischen sie zu bringen. Ihr Aufatmen kam aus tiefster Seele.
    »Ich habe Ihre Sachen gewaschen und geflickt.« Sie wies zum Fußende ihres Bettes. »Viel war leider nicht mehr zu retten. Aber vielleicht ... Ich könnte ein paar Freunde fragen, ob sie eine abgelegte Hose, ein Hemd, einen Pullover oder eine Jacke haben. Der eine, Stephen, hat ungefähr Ihre Figur ...«
    »Danke, das ist ... sehr nett, aber ... bitte nicht.« Je weniger Personen von ihm wussten, desto besser. »Sie haben schon mehr als genug für mich getan. Ich werde mich anziehen und gehen.«
    »Warum bleiben Sie nicht bis morgen früh? Es ist schon spät, und nachdem es Ihnen heute den ganzen Tag so schlecht ging ...« Sie stand vom Bett auf, ging hinüber zu etwas, das für ihn wie ein kleines Tischchen aussah. »Ich habe Ihnen etwas zu essen gemacht.«
    Allein bei dem Gedanken an normale Nahrung zog sein Magen sich protestierend zusammen. »Nein, ich möchte nicht ...«
    »Es sind nur Eier mit Speck.« Sie platzierte ein Tablett auf seinem Schoß. »Aber ich fürchte, sie sind bestenfalls nur noch lauwarm.«
    »Ich ...«
    »Sie haben den ganzen Tag nichts gegessen - und ich bezweifle, dass Sie davor etwas zwischen die Zähne bekommen haben.« Von irgendwoher holte sie eine Gabel hervor und drückte sie ihm in die Hand.
    »Nein, ich bin nicht hungrig ...«
    »Nur ein paar Bissen. - Wenn Sie dann immer noch gehen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten. Aber etwas essen müssen Sie. - Für mich. Bitte!«
    Er holte langsam Atem. Vielleicht würde sein Magen ja ein paar Bissen bei sich behalten. Auch wenn seine früheren Versuche, etwas zu sich zu nehmen, allesamt fehlgeschlagen waren. Und vielleicht gab sie sich ja mit zwei oder drei Gabeln zufrieden. Nur widerwillig grub er die Zinken in die gelbe Masse, schob sich ein paar Brocken davon in den Mund, kaute und schluckte, darum bemüht, nicht zu schmecken. Der nächste Happen: kauen, schlucken. Weiter kam er nicht. Sein Magen zog sich in einem qualvollen Krampf zusammen. Er krümmte sich, taumelte aus dem Bett. Der Schmerz hätte ihn beinah auf die Knie geschickt. Sie schrie erschrocken auf. Tablett und Teller landeten krachend auf dem Boden. Ei spritzte. Er schaffte es gerade noch ins Bad und über die Kloschüssel. Dann spuckte er alles wieder aus, was er gerade hinuntergezwungen haue. Und selbst als sein Magen leer war, würgte er noch. Irgendwann war auch das vorbei. Ihre Hand berührte seine Schulter. Dann hörte er sie erschrocken aufkeuchen.
    »Lieber Gott, das ist ja Blut.«
    Selbst mit seiner verschwommenen Sicht erkannte er die roten Spritzer auf dem hellen Porzellan.
    »Ich rufe einen Arzt!« Sie hastete aus dem Bad.
    »Nein!« Mühsam kam er auf die Beine, taumelte ihr hinterher. An der Treppe erwischte er sie am Arm. »Kein Arzt!«
    »Ich lasse nicht zu, dass Sie innerlich verbluten, nur weil ...« Sie riss sich los und eilte die Stufen hinab. Sekundenlang stand er benommen da, die Hände um das Geländer geklammert, um sich aufrecht halten zu können. Kein Arzt! Kein Krankenhaus! Niemals! Niemals! Er ließ
    seinen Halt los, stolperte in ihr Zimmer zurück, raffte seine Sachen zusammen, als käme sie im nächsten Moment zurück, um ihn darin einzusperren, wankte die Treppe hinunter und aus dem Haus. Immer wieder knickten seine Beine ein, er fiel auf Hände und Knie, rappelte sich wieder auf und humpelte weiter. Hinter sich hörte er sie den Namen rufen, den sie ihm gegeben hatte. Aber weder blieb er stehen noch drehte er sich um.
    Schachfiguren

    Mit einem keuchenden »Nein!« fuhr ich aus einem Albtraum aus Feuer, Blut und Angst auf und streckte unwillkürlich die Hand zur Seite. Doch das Bett neben mir war leer. Julien war nicht da. Zittrig holte ich ein paarmal Atem, während ich versuchte mein Herz zu einer geringeren Schlagzahl zu überreden. Es war alles in Ordnung. Ich war in meinem Zimmer im ersten Stock des Hale-Anwesens. Mondlicht licht fiel durch die Glastür zum Balkon herein. Ich war in Sicherheit. Vorsichtig tastete ich nach dem Verband an meinem Hals. Meine Finger bebten ... Ich war in Sicherheit!
    Einen Moment starrte ich blind in die silbrige Dunkelheit, ehe ich mir mit beiden Händen übers Gesicht rieb. Julien hatte mir gesagt, dass er mich im Laute der Nacht allein lassen würde - jedoch nur, wenn es für mich in Ordnung war, einige Stunden allein zu sein. Ich hatte ihm

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