Das Herz Des Daemons
ihren Nacken, hob ihren Kopf, setzte es ihr an die Lippen und ließ die Flüssigkeit in ihren Mund laufen. Sie verschluckte sich, hustete, keuchte. Rasch stellte er es beiseite, hielt sie an seiner Brust, bis sie wieder ruhig atmete, versuchte es noch einmal, langsamer, weniger. Schluck um Schluck leerte sie das Glas allmählich. Er stellte es zurück, bettete sie wieder behutsam auf die Kissen, deckte sie zu. Sie war noch immer kalt. Zeit verlor jede Bedeutung, während er ihr abwechselnd Hände und Füße rieb, um irgendwie Wärme in ihre Glieder zurückzubringen; ihr immer wieder die süße Flüssigkeit zwischen die Lippen träufelte, vorsichtig, damit sie sich nicht noch einmal verschluckte. Irgendwann, endlich, stahl sich ein Hauch Farbe zurück in ihre Wangen und ihre Atemzüge wurden tiefer. Erleichterung ließ seine Knie weich werden. Er kauerte sich neben ihr Bett und wartetet den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
Schließlich regte sie sich, stöhnte leise. Wenn sie zu sich kam und ihn so nah bei sich fand ... Nach dem, was er ihr angetan hatte ... Er wollte nicht, dass sie erschrak, Angst hatte. Nicht vor ihm. Auch wenn es dafür jetzt wohl schon zu spät war. Lautlos zog er sich vom Bett zurück, beobachtete aus der am weitesten von ihr entfernten Ecke, wie ihre Lider flatterten, sich hoben, nur um sich gleich wieder zu schließen. Sie seufzte leise - und fuhr in der nächsten Sekunde mit einem Keuchen in die Höhe. Ihre Hand flog zu ihrer Kehle, ihre Augen zuckten durch den Raum, entdeckten ihn. Mit einem angstvollen Laut drückte sie sich gegen die Wand über ihrem Bett. Ihre Finger tasteten hektisch umher, fanden den Lichtschalter, legten ihn um. Er reagierte zu spät. Für Sekunden machte das helle Deckenlicht ihn blind. Als er wieder mehr erkennen konnte als Schlieren und Punkte, stand sie auf der anderen Seite des Bettes, den Rücken gegen die Wand gepresst, und starrte ihn mit weit auf gerissenen Augen an. Augen, die immer wieder zur Tür zuckten, als überlege sie, ob sie sie vor ihm erreichen konnte.
»Bitte, ich ...« Ihr angstvolles Keuchen ließ ihn verstummen und mitten im Schritt innehalten. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er geschworen, dass ihre Augen noch weiter aufgerissen waren als zuvor. Ganz langsam hob er die Hände - und ließ sie wieder sinken, als sie sich noch fester gegen die Wand drückte. »Ich wollte dir nichts tun.«
Ihre Hand fuhr erneut zu ihrer Kehle. Ihre Augen weiteten sich noch mehr.
»Ich wollte das nicht.« Wieder versuchte er einen Schritt auf sie zuzumachen.
Sie stöhnte auf. »Bleib mir vom Leib!« /hre Worte kamen viel zu hoch und atemlos.
Gehorsam blieb er stehen. »Bitte, es tut mir leid. Ich habe die Kontrolle verloren ...«
»Die Kontrolle verloren?« Ihre Stimme drohte zu kippen. »Im einen Moment hängst du am Hals dieses armen Tieres und im nächsten an meinem! Lieber Himmel, du hattest Fänge! Fännge! Was für ein kranker Freak bist du? Ist das hier irgendein bescheuerter Witz?« Sie schüttelte den Kopf, presste die Handflächen gegen die Wand in ihrem Rücken. »Ein Witz, ja. Das ist es. Ein Riesenwitz. - Liebe Güte, wenn ich denke ... Wenn ich denke, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Dass ich verhindern wollte, dass sie dich für etwas lynchen, das du gar nicht getan hast. Dass ich dich vor diesen schießwütigen Idioten warnen wollte, die heute auf dem Rummel aufgetaucht sind und nach jemandem gesucht haben, auf den deine Beschreibung passt, weil ich dachte, du bist unschuldig.« Sie stieß ein Lachen aus, das eher wie ein Schluchzen klang. »Unschuldig. Ja klar. An diesen Vergewaltigungen und Morden hier vielleicht, aber sonst ... Was bist du? Lass mich raten: irgendein durchgeknallter Psychopath, den sie im halben Land suchen? Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass du zu krank warst, um mich umzubringen, als ich dich hier habe schlafen lassen.«
»Ich wollte dir nie etwas tun.«
»Ja klar.« Sie lachte abermals klirrend auf. »Du warst an meinem Hals, du Irrer«, fauchte sie dann. »Du hast mich gebissen, als wärst du ein verdammter Vampir. - und jetzt erzähl mir noch mal, du wolltest mir nie etwas tun.«
»Vampir?« Das Wort zog etwas in seinem Inneren zusammen. Es war ... seltsam vertraut. Und zugleich fühlte es sich irgendwie falsch an.
»Ja,
Vampir!
Wie
Dracula!
Nosferatu!
Oder
Blutsauger! - Du willst doch nicht behaupten, du weißt nicht, was ein Vampir ist?«
Er sollte es wissen. Etwas sagte
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