Das Herz Des Daemons
immer zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf und stürmte in ihr Zimmer. Das Dachfenster stand offen. Dahinter führte das Dach sanft abwärts und endete über dem Schuppen. Eben tat es einen leisen Schlag. Verdammt! Warum hatte er nicht mit einem Fluchtversuch gerechnet? Er hätte sich doch denken können, dass sie nicht so leicht aufgab! Was war er nur für ein himmelschreiender Idiot. Er packte den Rahmen des Dachfensters, zog sich hindurch und aufs Dach. Gleich darauf sprang er geschmeidig vom Schuppen hinunter auf den Boden. Eben erreichte sie die ersten Bäume. Mit einem neuerlichen Fluch rannte er ihr nach. Vor ihm warf sie einen hastigen Blick zurück, wäre beinah gestolpert, fing sich und lief schneller . Zweige schlugen ihm entgegen. Als er einen umgefallenen Baumstamm übersprang, war dahinter eine Kuhle, die ihn fast zu Fall gebracht hätte. Dennoch holte er mit jedem Schritt auf. Ihre keuchenden Atemzüge waren überdeutlich zu hören. Sie wechselte abrupt die Richtung, sah immer wieder zurück, erneut ein Haken. Dann hatte er sie erreicht, sprang sie an und riss sie zu Boden. Gemeinsam rollten sie durchs Laub. Sie spuckte, kratzte, schrie, trat um sieh, etwas blitzte in ihrer Hand. Er ließ sie los, bevor sie sich damit selbst verletzte, was auch immer es war. Hastig krabbelte sie auf die Fuße, doch er war noch schneller wieder auf den Beinen.
»Bleib mir vom Leib.« Sie machte einen Schritt zurück, schwang ein altmodisches Rasiermesser gegen ihn. Hatte sie das aus dem Bad geholt? Ärgerlich biss er die Zähne zusammen, griff nach ihr. Dieser Unsinn hier kostete sie Zeit, die sie nicht hatten. Sie versuchte ihm auszuweichen, stieß das Messer hoch, er erwischte sie am Handgelenk. Mit einem Schrei wollte sie sich losreißen. Die Schneide fuhr über seinen Arm. Blut floss. Erschrocken starrte sie auf den Schnitt, schüttelte den Kopf. Ohne den Blick von ihr zu nehmen oder sie loszulassen, hob er den Arm, leckte langsam mit der Zunge darüber. Sie keuchte auf. Die Wunde schloss sich bereits , als er zum zweiten Mal drüberfuhr. Ihre Augen wurden noch größer. Sie schien es kaum zu merken, dass er ihr das Rasiermesser aus der auf einmal schlaffen Hand nahm. Auch als er sie am Ann packte und unsanft zum Haus zurückschob, sträubte sie sich nicht. Sie starrte weiter auf den Schnitt, von dem nur noch eine rote Linie übrig war. Endlich sah sie ihn an. Vollkommen fassungslos.
»Glaubst du mir jetzt? «
Sie schluckte hart, blieb ihm aber die Antwort schuldig. Nun, zumindest wehrte sie sich diesmal nicht gegen seinen Griff. Immerwieder ging ihr Blick zu seinem Arm.
Erst als er mit ihr den Waldrand erreichte und auf den Cougar zuhielt, erwachte sie aus ihrer Benommenheit.
»Was ...«
»Wir haben mehr als genug Zeit ver-« Er brach ab und blieb stehen.
Hinter
dem
Cougar
blockierten
ein
silberner
Sportwagen und ein BMW den Zufahrtsweg. Ein Mann lehnte an dem zweiten Fahrzeug, die Augen hinter einer dunklen Brille verborgen. In der Hand ein Gewehr. Eben stieß er sich vom Kotflügel ab. Vier weitere Männer wandten sich gerade von der Haustür ab. Drei trugen Lederjacken. Neben ihm holte Catherine scharf Luft. Der vierte, blond, schlank, mittelgroß, in hellen Jeans, schob sich zwischen den anderen hindurch. Er wirkte nicht älter als fünfundzwanzig. Wie der bei dem BMW war er auf eine vertraute Art schön. Und auch er trug eine dunkle Brille. Schlagartig war seine Kehle eng und seine Hände schweißfeucht.
Ein Amphirheaterrund. Die Ränge um ihn herum voll besetzt. Der Blonde, nur ein paar Meter von ihm entfernt. Blaue Augen sehen ihn triumphierend an.
»Ich habe es selbst gesehen: Der Angeklagte hat einen von uns gebissen und getötet. Vor einem menschlichen Zeugen. Er hat nicht nur unsere Existenz verraten, sondern unter dem Vorwand, es in seiner Eigenschaft als Vourdranj zu tun, auch einen Mord begangen.«
»Dafür kann es nur ein Urteil geben.«
»Tod!«
»Wieurteilt der Rat?«
»Schuldig!« - »Schuldig!« - »Schuldig!« - »Schuldig!«
Immer wieder.
»Nicht schuldig!« Die Stimme erklang hinter ihm. Er hätte sie unter Tausenden erkannt. »Weil ich es war.«
»Nein!« Sein Aufschrei, der sich mit anderen mischte.
»Nein!« Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück, schob Ca thérine halb hinter sich. Der Blonde kam auf sie zu. Auch der Mann mit dem Gewehr setzte sich in Bewegung. Die anderen folgten ihnen. »Lauf! « Cathérine rührte sich nicht. Hinter seinem Rücken
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