Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
nahm er ihre Hand fest in seine, drehte sich um und zerrte sie hinter sich her, zurück in den Wald. Sie nahmen denselben Weg, den er sie eben noch entlanggeschleppt hatte.
    »Bewegt euch! Bringt sie mir! Beide! « Die Stimme des Blonden kippte fast vor Zorn. Er vergeudete keine Zeit damit, sich nach ihren Verfolgern umzusehen. Sie waren da. Ohne Zweifel.
    Neben ihm keuchte Kathleen. Er war zu schnell für sie. Immer wieder stolperte sie an seiner Hand. Er musste
    sie
    nur
    loslassen,
    brauchte
    sie
    nur
    zurückzulassen. Dann hätte er vielleicht eine Chance. Er packte sie fester. Ihre Atemzüge waren fast ein Stöhnen. Er ignorierte es, duckte sich unter Ästen hindurch, zerrte sie über Baumstämme, durchs Dickicht und an Büschen vorbei. In seinem Bein meldete sich der Schmerz pochend zurück. Der Blonde kannte die Antworten auf seine Fragen. Jede einzelne. Er musste einfach stehen bleiben, sich ihnen einfach ergeben ... Warum war er sich nur sicher, dass er ihm keine einzige beantworten würde, wenn er herausfand, dass er sich an so gut wie nichts erinnern konnte? Ein Schuss peitschte. Kathleen stolperte erneut, diesmal riss sie ihn fast mit zu Boden. Über seinem Kopf schlug etwas in den Baum vor ihm, Rinde spritzte. Flüche hinter ihnen. Er zerrte sie wieder in die Höhe, zog sie weiter. Sie klammerte sich an seine Hand, die Augen aufgerissen. Ein zweiter Schuss. Ein dünner, feiner Schmerz bohrte sich in seinen Hals. Mit einem Ächzen griff er danach, zerrte die Spitze aus seiner Haut, starrte auf das schlanke Plastikröhrchen mit den schreiend pinken Fäden am Ende. Schlagartig schien sich sein Blut in Blei zu verwandeln. Er taumelte zwei Schritte weiter. Seine Knie knickten ein. Plötzlich waren Blätter unter seiner Wange. Cathérine beugte sich zu ihm, riss an seinem Arm.
    »Lauf.« Seine Zunge weigerte sich, das Wort vernünftig zu formen. Dann war sie fort. Ein Stoß
    beförderte ihn auf den Rücken. Schlaff fielen seine Hände ins Laub. Das Gesicht des Blonden erschien über ihm, grinste auf ihn hinab.
    »Sieh an, sieh an. Der eine vergnügt sich mit einem Halbblut, der andere mit einem menschlichen Flittchen. Ts, ts ... Kann man eigentlich noch tiefer sinken, Julien?«
    Er versuchte den Kopf zu heben und schaffte es nicht. Die Welt um ihn herum wurde mit jedem Atemzug verschwommener.
    »Gib dir keine Mühe.« Der Blonde tätschelte seine Wange. »Du wirst ein paar Stunden schlafen und danach noch eine Zeit lang ziemlich groggy sein, aber das wird dich nicht daran hindern, mir ein paar Fragen zu beantworten.« Hilflos fletschte er die Fänge. »Oh, keine Angst, du wirst sie mir beantworten.« Bastien. Der Name des Blonden war Bastien. »Und nachdem du mir gesagt hast, wo du das Blut versteckt hast, wirst du das Vergnügen haben, zu erfahren, wie es ist, wenn man zu Abschaum gemacht wird. So wie du es damals mit Raoul getan hast. Oder sollte ich dich lieber dabei zusehen lassen, wie dieses Schicksal deinem Bruder zuteil wird?
    Du musst wissen: Er sucht dich nämlich ebenso wie ich. - Auch wenn es mir ein Rätsel ist, warum du dich nicht schon lange bei ihm gemeldet hast. - Aber egal: Wenn er hört, dass ich dich vor ihm gefunden habe, wird er sich sehr schnell zu uns gesellen. Immerhin hat er sich deinetwegen schon die ganze letzte Nacht um die Ohren geschlagen. - Aber warte ...« Bastien blickte über die Schulter. »Wäre ein Dasein als Vampir nicht auch etwas für deine kleine Freundin?« Die Welt driftete immer mehr ins Grau ... »Ich mache sie ... Vampir und ... darf ... Opfer haben. Was ... du, Julien? ... Bruder ... für mich ... ganzen … Spaß.« Er hörte Cathérine aufschreien. Das Grau verschluckte ihn ...
    Nein , nicht Julien. Nicht Julien ...

    Gejagte

    Nochvor zwei Stunden war ich entschlossen gewesen, nicht auf den Halloween-Ball zu gehen. Nicht weil ich kein Kostüm hatte, nein. Das Kostüm - beziehungsweise das Kleid -, das auf meinem Bett ausgebreitet lag, war ein Traum aus weißer Spitze, geradezu dafür geschaffen, als Weiße Lady durch die Räume zu schweben. Es war dasselbe Kleid, das ich im Schaufenster dieser Boutique so bewundert hatte. Ein Bote hatte es vor ungefähr zwei Stunden gebracht. Ich war davon überzeugt gewesen, es sei von Julien, und war ich ihm um den Hals gefallen. Immerhin hatte er die ganze Zeit über keinen Hehl daraus gemacht, dass er vorhatte, mir ein Kleid zu besorgen - und dass es eine Überraschung sein sollte. Doch als ich seinen Gesichtsausdruck

Weitere Kostenlose Bücher