Das Herz Des Daemons
gesehen hatte, wusste ich, es konnte nur von Bastien sein. Er hatte es mir einfach kommentarlos geschickt. In der Annahme, dass Julien selbst es demnach wohl nicht geschafft hatte, ein Kleid für mich zu finden, hatte ich entschieden, dass wir nicht gehen würden. Er hatte mich nur angesehen, gesagt: »Wir werden gehen!«, und mich ins Bad gescheucht.
Als ich wieder herauskam, lag ein zweites Kleid auf meinem Bett. Ein Kleid aus tiefroter Seide, so dunkel, dass es beinah schwarz schimmerte, je nachdem, wie das Licht darauf fiel; Seide, die wie ein Strom aus Blut durch meine Hände floss, als ich es hochnahm und anhielt.Mir war die Luft weggeblieben. Das Weiße war schön, mädchenhaft, geradezu unschuldig - aber das Rote war ... zum Niederknien.
Schlicht und gleichzeitig elegant. Lang und schmal geschnitten, mit einem atemberaubend tiefen Rückenausschnitt - und es interessierte mich nicht, dass es für einen Halloween-Ball eigentlich vollkommen ungeeignet war: Ich wollte dieses Kleid tragen! Um jeden Preis!
Ich hatte nicht bemerkt, dass Julien im Türrahmen gestanden und mich beobachtet hatte, bis er hinter mich getreten war, die Arme um mich gelegt und mich gelegt und mich auf den Hals geküsst hatte. Mein »Es ist wunderschön« hatte geklungen, als würde ich jeden Moment in Tränen ausbrechen. Seine Antwort war ein weiterer Kuss gewesen, und ich hatte mich an ihn gelehnt, fest entschlossen, alles zu nehmen, was ich kriegen konnte, nachdem er heute Abend anscheinend dazu bereit war, die Mauer ein klein wenig weiter zu senken. Viel zu bald hatte er sich wieder von mir gelöst, das Kleid auf mein Bett zurückgelegt und war sich selbst umziehen gegangen.
Jetzt stand ich vor dem Spiegel und starrte die Fremde mit dem kunstvoll hochgesteckten Haar in dieser Verführung aus Seide an, die sich auf der Haut wie eine Liebkosung anfühlte und sich um mich schmiegte, als wäresie nur für mich gemacht worden - und deren Rückenausschnitt noch gefährlich tiefer reichte, als ich ursprünglich angenommen hatte. Nur ein schmaler Steg, der im Nacken geschlossen wurde, und ein paar dünne Seidenschnüre, die sich zweimal in meinem Rücken kreuzten, hielten die Seide dort, wo sie hingehörte. Und obwohl ich Riemchenpumps mit für meine Verhältnisse beinah hohen Absätzen trug, schleppte es ein klein wenig hinter mir über denBoden.
Es gab nur einen Wermutstropfen: Nachdem ich heute Morgen beschlossen hatte, den Verband an meinem Hals endgültig abzunehmen, verbarg nichts mehr die knapp handtellergroße Narbe, die von Samuels Riss zurückgeblieben war. Schrumpelig und rot prangte sie an meiner Kehle wie ein übergroßes Siegel, das mir jemand in die Haut gedrückt hatte. Ein Andenken an Samuel und das, was er mit mir vorgehabt hatte, das mich den Rest meines Lebens begleiten würde. Und dessen Anblick mir die Tränen in die Augen zu treiben drohte. Auch wenn Julien mir versicherte, es würde mit der Zeit verblassen: Samuel hatte mich gezeichnet. Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen, zukünftig nur noch Pullis mit Rollkragen oder Schals und Tücher zu tragen ...
»Mon Dieu.« Julien tauchte unvermittelt hinter mir auf. Seine Stimme klang erstickt.
»Gefalle ich dir?« Unsicher suchte mein Spiegelbild seinen Blick. Beinah hätte ich die Hand zu meinem Hals und der Narbe gehoben.
»Gefallen? Heiliger Himmel. Du siehst umwerfend aus.«
Ich spürte seine Fingerspitzen kühl auf meinem Rücken, an der Stelle, an der der untere Rand des Ausschnittes auf meiner Haut lag.
Er war erst am frühen Morgen von seiner sinnlosen Jagd zurückgekehrt, doch er ließ sieh nicht anmerken, wie frustriert - und müde - er sein musste. Der Gedanke, dass er meinetwegen auf einige weitere Stunden Schlaf verzichtete, nagte an meinem Gewissen. »Ich hätte das hier nur nicht ganz so tief machen lassen dürfen.« Seine Berührung verschwand. Als er die Hände über meine Schultern hob, glitzerte etwas in seiner Linken. Er wollte gerade vor meinem Hals vorbeigreifen, da sickerte die Bedeutung seiner Worte in meinen Verstand. Mein Herz begann zu klopfen. Ich drehte mich halb zu ihm um.
»Du hast es machen lassen? «Jetzt klang ich erstickt. Lieber Gott! »Aber ... woher ...«
»Was glaubst du, von wem Fürst Vlad und Fürst Radu deine Maße hatten?« In seinen Augen glitzerte es verschmitzt. »Diesen Stoff zu besorgen war da schon schwieriger. Dafür schulde ich di Uldere jetzt etwas. - Aber solange es dir gefällt, ist es jede Schuld
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