Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
in ihre Rettung investieren.«
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und wischte mit einer Handbewegung diese Idee weg. »Das ist doch Umweltquatsch«, knurrte er. »Und Geld kann man damit auch nicht verdienen. Der wahre Profit liegt im Weltraum, denn da wollen die Menschen hin.« Er beugte sich wieder vor. »Und dort können wir beide sie hinbringen, Grace. Werde doch nicht so nachdenklich, nur weil du den Ort deiner Kindheit besuchst.«
Er ging vor ihr auf die Knie und fasste die Lehnen ihres Sessels. »Du fühlst nur das, was jeder Wissenschaftler empfindet, der dicht vor einer Entdeckung steht, die die Zukunft der Welt
verändern könnte. Du machst dir Sorgen über die Konsequenzen.«
Er strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Tu das nicht. Wir haben eine gute Sache vor, Grace. Zukünftige Generationen werden uns in der Weise dankbar sein, wie wir heute Galileo, Newton, Einstein und den Gebrüdern Wright dankbar sind.«
Er umfasste ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu sich. »Du gehörst zu diesen Wissenschaftlern, Grace«, flüsterte er.
Und dann küsste er sie.
Sie erwiderte seinen Kuss nicht. Sie konnte es nicht.
Er roch nicht richtig.
Und er schmeckte nach bitterem Kaffee.
Ihre Zehen kribbelten nicht, und es verschlug ihr nicht den Atem.
Es war einfach nicht wie mit Grey. Nein, verdammt, nicht einmal andeutungsweise.
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, junge Dame«, sagte Vater Daar plötzlich an der Tür des Wohnzimmers.
Grace zuckte zurück und wurde dunkelrot. Na toll. Sie war eben beim Küssen erwischt worden – ausgerechnet von einem Priester!
Jonathan stand auf und blinzelte Daar verlegen an. »Es ist schon in Ordnung, Vater«, sagte er. »Grace und ich … na ja, wir kennen uns schon lange.«
»Aber Sie werden keinerlei Zukunft haben, wenn der MacKeage hiervon erfährt«, sagte Daar, kam ins Zimmer und setzte sich in Jonathans Sessel. Er ließ Jonathan ähnlich links liegen, wie Grey es am Nachmittag bei Grace zu Hause getan hatte. Und genau wie zuvor schien Jonathan die Beleidigung oder gar Drohung gar nicht zu bemerken. Er verzog sich zu seinem Computer.
Daar musterte sie mit einer gehobenen Augenbraue und
betrachtete das Buch neben ihr. »Hab ich Sie beim Lesen gestört?«
Grace schaute das Buch an. »Nein. Ich dachte nur, es wäre schottisch, und ich könnte vielleicht die Bedeutung von Gu Brath finden.«
»Es ist Gälisch, junge Frau«, sagte er und lehnte sich mit einem Grinsen in seinem Sessel zurück. »Und Gu Brath bedeutet ›Für immer‹. Bis in alle Ewigkeit.« Er beugte sich vor und sagte mit kristallklar glitzernden blauen Augen: »Oder bis zum Tag des letzten Gerichts. Die alte gälische Sprache lässt etliche Interpretationen zu«, fuhr er fort und lehnte sich wieder bequem zurück.
»Was bedeuten diese Worte zum Beispiel für Grey und die anderen?«
Er starrte ins Feuer und betrachtete abwesend die Flammen. »Der MacKeage gab diesem Ort den Namen Gu Brath und sagte, dieser Berg wäre ihr Heim, jetzt und für immer, und nichts außer Gott selbst würde sie je wieder entwurzeln.«
Grace fragte sich, was damals in Schottland geschehen war, das die vier Männer gezwungen hatte, hier ein neues Leben anzufangen. Was immer es gewesen war, musste es zumindest schmerzlich gewesen sein. Denn der Priester gebrauchte ein Wort wie entwurzeln , und Grey hatte vor Gott geschworen, das nie wieder geschehen zu lassen.
»Warum nennen ihn die Leute ›Der MacKeage‹?«, fragte sie und gewann so wieder Vater Daars Aufmerksamkeit. »Was bedeutet das?«
»Der Laird eines Clans wird immer auf diese Art mit dem Clansnamen bezeichnet. Der Laird der Campells wäre zum Beispiel ›Der Campbell‹«, erklärte er.
»Grey ist ein Laird? Ein richtiger Clansführer?«
»Das ist ein alter Titel.« Daar legte sich seinen Stab über die Knie und tastete das Holz ab. »Er wird heute nicht mehr oft verwendet, existiert aber noch.«
Grace war fasziniert. Das war also der Grund, warum die anderen Grey immer gehorchten, obwohl Ian und Callum älter waren als er. Aber sie hätte nicht gedacht, dass es noch Menschen gab, die etwas auf Rangordnungen gaben. Zumindest nicht so, wie es die drei anderen Männer Grey gegenüber taten.
Sie wollte dem Priester noch mehr Fragen stellen, doch er deutete mit einem Kopfnicken zu der Keksdose, die auf dem Kaminsims stand. »Sie ist nicht da drin, wissen Sie«, erklärte er leise. »Sie ist hier.« Er zeigte auf sie und deutete dann auf seine
Weitere Kostenlose Bücher