Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
konnte keinen
von ihnen ansehen. Sie war der letzte Abschaum. Nichts als Abschaum. Sie verdiente das Kind nicht.
»Doch, tust du wohl«, widersprach Grey, und seine Stimme klang rau. »Jeder, der durchgemacht hat, was dir in den letzten paar Stunden passiert ist, wäre desorientiert. Und du bist schließlich noch nicht lange Mutter.«
Sie hatte wohl ihre Gedanken laut geäußert, und Grey schalt sie deswegen. Sie versuchte, sich zu drehen, um ihr Gesicht in dem Kopfkissen zu vergraben, um sich zum Weinen zu verkriechen. Aber sie konnte sich nicht umdrehen. Ihre Muskeln weigerten sich einfach. Doch eines wurde ihr bei dem Versuch klar: Greylen MacKeage war genauso nackt wie sie.
»Könntest du … dürfte ich das Bett vielleicht für mich allein haben?«, flüsterte sie gepresst und hoffte, dass ihr Schreck nicht aus ihrer Stimme herauszuhören war. »Dann, äh, hätte ich es bequemer.«
Er lachte laut und so heftig, dass das Bett davon wackelte. Grace unterdrückte ein Ächzen. Selbst diese kleine Bewegung tat weh.
»Das werd’ ich tun. Sobald du mir gesagt hast, wo es dir wehtut.«
»Das kann ich machen – sobald du aus dem Bett heraus bist«, gab sie zurück und hielt krampfhaft die Augen geschlossen, während es in ihrem Kopf dröhnte.
Die einzige Antwort darauf war Schweigen. Schließlich spürte sie, wie das Bett sich kurz zur Seite neigte und er sich herausschälte. Sie atmete tief durch, wobei sie jetzt erst bemerkte, dass sie die Luft angehalten hatte – und das Dröhnen in ihrem Kopf ließ plötzlich nach.
»Oha. Schon hat es angefangen«, konstatierte Ian. »Der MacKeage macht den ersten Rückzieher nach einer Auseinandersetzung mit ihr.«
Grace hörte, wie etwas mit dumpfem Geräusch die Wand gegenüber traf, gefolgt von einem ausgelassenen Lachen.
Sorgfältig und unter großen Schmerzen zog sie die Decken hoch bis zum Hals und konzentrierte sich Stück für Stück auf ihren Körper, wobei sie Inventur machte von allem, was ihr wehtat.
Dabei stellte sie fest, dass sie offenbar ein einziger, großer blauer Flecken war. Die Muskeln in ihren Beinen und ihrem Rücken schmerzten, und ihre Finger- und Zehenspitzen kribbelten, als ob tausend Nadeln sie stächen.
Wenn Grey nicht die schützende Höhle gebaut und die Stiefel des Piloten für sie organisiert hätte, dann würde man ihr garantiert in den nächsten Tagen ein paar schwarze, erfrorene Zehen abschneiden müssen. Ihre Hände hatte sie dadurch warm gehalten, dass sie sie um die warme Computerbatterie gelegt hatte. Aber wenn Grey nicht schließlich doch rechtzeitig gekommen wäre, wäre sie inzwischen tot.
Er hatte ihr das Leben gerettet. Und das des Babys.
Wie konnte sie ihm je eine solche Schuld zurückzahlen?
»Haben Sie Hunger?«, fragte Vater Daar und beugte sich nah zu ihr. »Es gibt Eintopf, schon fertig.«
»Nein, danke, Vater, ich würde nur gerne schlafen.«
»Wenn ich Sie wäre, würde ich momentan nicht unbedingt schlafen«, wisperte er verschwörerisch. »Grey würde vor Sorge bestimmt einen Anfall bekommen. Sie haben ihm heute Morgen sowieso schon zehn Jahre seines heidnischen Lebens gekostet vor lauter Angst um Sie.«
Sie warf dem Priester ein breites Lächeln zu. »Falls er ein Heide ist, Vater, dann hat er sich gebessert. Er hat mir und dem Baby das Leben gerettet.«
Vater Daar schenkte ihr ein warmes Lächeln zurück. »Das stand immer außer Frage, Mädchen. Greylen MacKeage ist ein Mann, dem eigentlich alles gelingt, was er sich vornimmt. Sie waren nie wirklich in Gefahr.«
»Ich warte immer noch auf deine Antwort«, sagte das Objekt ihrer Unterhaltung genau über ihr.
Grace wandte den Kopf und sah zu Grey auf. »Nichts gebrochen, keine Frostbeulen. Nur meine Muskeln sind so überstrapaziert und steif, dass ich mich nicht bewegen möchte.«
Darüber schien er nachzudenken, wobei er sie mit prüfenden, grünen Augen fixierte. Schließlich nickte er.
»Gut, dann kannst du schlafen, wenn du das brauchst«, erlaubte er ihr leicht arrogant. »Wenn du wach wirst, isst du erst etwas, und dann bringen wir dich den Berg hinunter.«
»Wo ist meine Tasche?«, fragte sie. »Ist sie noch in der Schneehöhle?«
Er ging hinüber zum Tisch und brachte sie ihr. »Hier. Willst du die Dose?«
»Ja, bitte«, sagte sie. »Und vielen Dank.«
Er nahm die Dose aus der Tasche und steckte sie unter die Decke neben sie.
»Danke«, wiederholte sie.
»Haben Sie jetzt also Hunger, Mädel?«, fragte Callum und betrachtete die
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