Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
unter ihrer Wange. Unkontrolliert brach sie in heftiges Schluchzen aus.
Michael legte seine Arme fester um sie. »Es tut mir Leid, dass du deine Schwester verloren hast«, flüsterte er in ihr Haar, und sein warmer Atem weckte in ihrem Herzen verwirrende Gefühle.
Sie schlang ihre Arme um seine Taille und hielt sich an ihm fest. »Mir tut es für uns beide Leid, Michael. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unglaublich Leid es mir tut«, flüsterte sie.
Für Gott waren die zwei Wunder, die er ihr heute geschenkt hatte, wohl unbedeutend, aber Grace fand sie danach wunderbar. Das erste Wunder war, dass das Baby die Socken von heute Vormittag nach wie vor anhatte. Ellen hatte also demzufolge die zwölf Zehen des Kindes nicht entdeckt.
Das zweite Wunder war das Lächeln, mit dem das Baby sie begrüßte. Es hatte sie nicht nur erkannt, sondern sich auch gefreut, sie zu sehen.
Grace wandte ihre Aufmerksamkeit für eine Sekunde von
der glatten Fahrbahn auf das Baby. Es war wach, fuchtelte mit seinen Ärmchen vor seinem Gesichtchen herum und gluckste winzige Bläschen auf die Lippen. Und es griente breit.
Ihre Stimmung war sofort gestiegen, als sie es bei den Bigelows abholte. Sie hatte sein ganzes Gesichtchen geküsst und war dann sprachlos gewesen, als es sie mit großen, graublauen Augen ansah und griente.
»Wir fahren nach Hause, und da bleiben wir«, erklärte sie ihm, streckte die Hand aus und zog die linke Seite seiner Mütze wieder übers Ohr. »Bei diesem Wetter machen wir bei niemandem mehr Besuche. Ich werde dir das Buch von heute Morgen zu Ende vorlesen, und danach finden wir gewiss ein weiteres, das uns gefällt.«
Sie lächelte traurig. »Jetzt sind nur noch wir zwei übrig, Kind, du und ich. Wir werden noch einen Monat hier bleiben und dann bring ich dich nach Hause, nach Virginia.«
Sie schaute das Baby an und wandte dann ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. »Wir brauchen niemand anderen, und ganz besonders keinen Mann. Weder Grey noch Michael, nicht einmal Jonathan.«
Grace bremste den Wagen vorsichtig ab und bog im Schneckentempo in ihre Einfahrt, denn sie erinnerte sich daran, dass sie dort am Morgen einem gebrochenen dicken Ast hatte ausweichen müssen.
»Und eines verspreche ich dir hier und jetzt, Süßer. Du wirst eines Tages ein perfekter Ehemann sein, und dafür wird deine Frau mir ewig dankbar sein.«
Sie verstummte, als sie bemerkte, dass der Ast nicht mehr da war. Irgendjemand hatte ihn in Stücke gesägt und diese am Straßenrand zu einem ordentlichen kleinen Stapel aufgeschichtet.
Grace fiel Mavis’ und Peters Besuch gestern ein. Wahrscheinlich lag jetzt in ihrem Kühlschrank noch mehr zu essen,
und ihre Tiere waren eventuell auch versorgt worden. So war es vor neun Jahren zumindest gewesen, während der Tage nach dem Unfall ihrer Eltern. Es hatte immer wie von Zauberhand für acht Kinder genug zu essen gegeben, die sonst vielleicht hätten hungern müssen.
Grace trat plötzlich etwas heftiger als vorgesehen auf die Bremse, als sie ein Auto entdeckte, das neben der hinteren Veranda geparkt war und ihr so den Weg in die Garage versperrte.
Also parkte sie davor und schaltete den Motor aus. Das Geräusch von Eisregen, der gegen die Windschutzscheibe getrieben wurde, trommelte laut in der Fahrerkabine des Pritschenwagens. Besorgt betrachtete sie die dunklen Fenster des Hauses. Sie war ganz sicher, dass sie ein paar Lichter angelassen hatte, sowohl unter dem Vordach als auch in der Küche.
Wahrscheinlich war der Strom ausgefallen. Ellen hatte erzählt, dass den ganzen Nachmittag schon das Licht geflackert hätte.
Wenn das der Fall war, würde es Tage, eventuell Wochen dauern, bis sie wieder Strom hatten. Pine Creek stand garantiert nicht auf der Prioritätenliste der Elektrizitätsgesellschaft. Der Ort besaß kein Krankenhaus, kein Altenheim, nicht einmal etwas, das man als ernsthafte Feuerwache bezeichnen konnte. Es gab lediglich zwei Läden, eine Tankstelle, eine Kirche und eine Versammlungshalle.
Grace löste das glücklicherweise nichtsahnende Baby aus dem Sicherheitsgurt. »Meine Güte, Süßer, dich verfolgt ja wirklich eisern das Pech seit deiner Geburt. Und du merkst nicht mal was davon! Jetzt schlafen wir also wieder im Wohnzimmer am Feuer. Und für ein paar Tage gibt es lauwarmes Essen und Katzenwäsche statt Badewanne.«
Wenn sie seinem Lächeln Glauben schenken sollte, interessierte ihn das nicht im Geringsten.
Sie küsste seine Wange und verfrachtete
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