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Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Menschen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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Kostbar. Komisch, das über einen Menschen zu sagen.
    Du solltest wahrscheinlich häufiger reden, meint der Junge und grinst.
    Das hat Ásta auch immer gesagt, bemerkt Bjarni und bückt sich rasch, um die Trage aufzunehmen.
    Die Eier haben ihr Gewicht. Schweigend gehen sie am Gasthaus vorbei, der Junge vorn – es ist schwer, sich mit jemandem zu unterhalten, dem man den Rücken zukehrt.
    Du bekommst hoffentlich einen guten Preis für die Eier, sagt der Junge, als sie auf der Sjávargata sind; noch länger will er nicht schweigen, er möchte Bjarnis Stimme hören.
    Ich komme spät und werde kaum den vollen Preis bekommen.
    Aber doch einen ordentlichen, insistiert der Junge. Das sind gute Eier.
    Ich werde etwas einkaufen können, sagt Bjarni und findet es angenehm, sich mit dem Rücken des Jungen zu unterhalten.
    Kaufst du auch etwas für die Kinder?, fragt der Junge, völlig unbekümmert darüber, dass er so etwas ganz unverblümt fragt.
    Vielleicht ein paar Rosinen, meint Bjarni. Oder sollte es noch etwas anderes sein?, fragt er überraschend nach.
    Ich würde, sagt der Junge über die Schulter zurück, ein paar Blatt Papier und Bleistifte kaufen, wenn ich du wäre und du ihnen eine echte Überraschung und eine Freude machen willst.
    Leeres Papier, sagt Bjarni, Bleistifte, und packt die Trageholme fester. Eine Freude für die Kinder, was würde man dafür nicht geben? Leeres Papier, sagt er noch einmal und lockert den Griff ein wenig. Ach ja, ich habe übrigens einen Brief für dich.
    Für mich?, fragt der Junge so überrascht, dass er stehen bleibt und sich umdrehen will, um Bjarni anzusehen, wobei er ganz die Trage zwischen ihnen vergisst und sie sich halb im Kreis drehen wie zwei Schwachsinnige, ehe er es merkt. Es ist ja wohl völlig idiotisch, wegen eines Briefs im Kreis zu laufen, und wenn es zehn Briefe wären, denn ein Brief ist nur ein Brief, Papier mit Wörtern drauf, und obwohl sich über Wörter Verschiedenes sagen ließe, muss man doch festhalten, dass sie sich nicht weiterverbreiten, wenn man sie erst einmal auf Papier geschrieben hat, sondern mit unmenschlicher Geduld darauf warten, dass jemand kommt und sie vorübergehend freisetzt.
    Wollen wir nicht weitergehen?, fragt Bjarni, aber der Junge steht wie angewurzelt, verdreht den Oberkörper, um Bjarni einigermaßen sehen zu können, und macht keinen Schritt, will nicht, kann nicht.
    Ein Brief an mich? Bist du sicher?
    Natürlich bin ich sicher, sagt Bjarni erstaunt und ungeduldig. Man steht schließlich nicht mit einer schwer beladenen Eiertrage so lange auf offener Straße im Ort herum, das erregt Aufsehen, bald werden die Leute gucken, und das gehört sich nicht, man soll keine Aufmerksamkeit erregen.
    Du hast also einen Brief für mich, stellt der Junge fest, als wäre er zu einem wichtigen und überraschenden Resultat gekommen.
    Ja, ja, ich hab’s nur vergessen.
    Der Junge: Vergessen! So, das hast du also fast vergessen.
    Bjarni: Wir sollten hier nicht länger stehen bleiben.
    Der Junge: Von wem? Bist du etwa über Sléttueyri gekommen?
    Bjarni: Wozu hätte ich denn das tun sollen?
    Ich weiß nicht, räumt der Junge ein, möchte aber nicht das frische Grab östlich der Kirche in Erinnerung bringen. Von wem ist der Brief denn?, will er wissen. Ich meine, wenn du sonst nirgendwo gewesen bist. Vom Eismeer wird er kaum sein, sagt er und versucht, sein Herzklopfen mit dem Scherz zu beruhigen. Wäre ja nicht schlecht, vom Eismeer Post zu bekommen.
    Er ist also nicht vom Eismeer, stellt der Junge fest, als Bjarni keine Antwort gibt. Die Eier ziehen ganz schön nach unten. Man spürt das Gewicht mehr, wenn man stehen bleibt. Der Mensch muss in Bewegung bleiben, sonst wird der Geist träge und das Blut, das Dasein drückt den Menschen nieder, und er stagniert.
    Nein, sagt Bjarni endlich. Der Arzt und seine Frau haben mir vorübergehend ihre Magd geschickt. War gar nicht nötig, aber eine Hilfe war es schon.
    Hat sie vielleicht rote Haare?, fragt der Junge lauter als nötig.
    Ja, das kann man wohl sagen.
    Sie stehen nahe der Kreuzung von Sjávargata und Miðgata, Leute gehen an ihnen vorüber, an zwei Männern mit einer Trage voller Eier zwischen sich, die ihren Auftrag vergessen zu haben scheinen.
    Jetzt gehen wir aber weiter, sagt Bjarni.
    Ist der Brief von ihr?, fragt der Junge und bewegt sich nicht von der Stelle.
    Von mir ist er jedenfalls nicht.
    Und vom Eismeer auch nicht, murmelt der Junge.
    Sie setzen sich in Bewegung, der Junge und der Mann mit

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