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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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erwidern konnte, wandte sie sich von ihm ab und ließ sich von dem geschäftigen Strom der Straße forttragen.
    Sebastian sah Zahirah nach, die sich unter die Menge mischte und die Straße zum Palast einschlug. Sein Angebot, sie mit nach England zu nehmen, hatte sie überrascht. Tatsächlich hatte es auch ihn selbst überrascht, aber es war ihm ernst mit seinen Worten, und nun, da sie ausgesprochen waren, war er entschlossen, das Heilige Land nicht ohne sie zu verlassen.
    Hinter ihm rief jemand seinen Namen und entzog seine Aufmerksamkeit der Menschenmenge, in der Zahirah verschwunden war. Es war Logan. Er hatte ihn an dem rauen Akzent in der Stimme erkannt. Der Schotte hatte mit einem Trupp Soldaten die freitäglich-festliche Stadt durchstreift und für Ordnung in den geschäftigen Straßen gesorgt.
    Sebastian wollte sich soeben umdrehen, um den Freund zu begrüßen, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit gefangen nahm. Ein Kribbeln in seinem Nacken warnte ihn vor einer Gefahr zu seiner Rechten, und er spähte aufmerksam in diese Richtung. Die sengenden, gleißend hellen Strahlen der Mittagssonne wurden von einem Dach reflektiert und blendeten ihn, doch er war sich sicher, dass ihm, verborgen im Gedränge, jemand auflauerte. Er gewahrte den Blick eines kohlschwarzen Augenpaars, das ihn unverwandt beobachtete, während andere den Blick senkten oder sich hinter Schleiern und
Kufiyas
verbargen.
    Konnte es womöglich der seltsame alte Mann sein, mit dem Zahirah zusammengestoßen war? Er war ihm merkwürdig erschienen. Trotz seiner Wortkargheit hatte er seltsam angriffslustig gewirkt. Sebastian beschattete mit der Hand die Augen und spähte angestrengt in die Menge der schlendernden, schwatzenden Menschen, aber das Augenpaar – und auch das hagere graubärtige Gesicht, das er eben noch gesehen hatte – war verschwunden.
    »Verflucht«, presste er hervor, während er das Gedränge erfolglos mit den Augen absuchte. Logan war fast unbemerkt an ihn herangetreten.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen oder, besser gesagt, jemanden.« Verdrossen fuhr sich Sebastian durchs Haar.
    Logan folgte seinem Blick und schüttelte den Kopf. »Seit mehr als einer Woche ist nun schon alles ruhig, mein Freund. Kein Zeichen von Ärger in Sicht, und wir haben unsere Augen weit offen gehalten. Ich denke, wir haben unseren Mann gefunden, als wir Halim und seinem Pack hinterhältiger Handlanger den Garaus gemacht haben.«
    »Haben wir das?«, fragte Sebastian. »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas hier nicht in Ordnung ist.«
    Der Schotte gab einen grunzenden Laut von sich. »Zumindest können wir uns damit trösten, dass Löwenherz nun in Askalon unter dem Schutz seiner Leibwachen steht und daher außer Gefahr ist.«
    »Der König mag beschützt werden«, sagte Sebastian und schaute seinen Freund ernst an. »Aber außer Gefahr ist er noch längst nicht, da bin ich mir sicher.«

24
    Die diensthabenden Torwachen zogen ihre gekreuzten Lanzen zurück, um Zahirah Einlass zu gewähren, und nickten ihr zu, als sie das schwere Eisentor passierte. Ihre Sandalen gaben auf dem Boden klackende Geräusche von sich, so schnell lief sie den gefliesten Gang entlang, begleitet von dem unangenehmen Gefühl, dass ihr Vater nun, da er in Askalon weilte, jede ihrer Bewegungen überwachen konnte. Zahirah hatte gespürt, wie seine kalten Augen sie auf der Straße fixierten, sein verschlagener Blick ihr folgte, als sie Sebastian verließ und sich ihren Weg durch die Menge bahnte. Sie war so schnell zum Palast gelaufen, als sei der teuflische Iblis höchstpersönlich hinter ihr her.
    Aus einigen Schritten Entfernung schallte Zahirah unvermittelt das Gelächter eines volltönenden Baritons aus einem der großen Empfangsräume entgegen. Es wurde mit gleicher Lautstärke erwidert, dann vernahm sie das Murmeln mehrerer Englisch sprechender männlicher Stimmen. Irgendjemand war voll des Lobes für den politischen Scharfsinn des Königs und beglückwünschte Löwenherz zu seinem kürzlichen Sieg bei Darum. Man bat ihn um Unterstützung für die Schlacht in Jerusalem. Zahirah vernahm zustimmende Worte, dann das Schaben von Stühlen, gefolgt von dem Klirren der Waffen und den Schritten schwerer Soldatenstiefel, als die Besprechung ihr Ende nahm und die Teilnehmer den Raum verließen.
    Eine Begegnung ließ sich nicht mehr vermeiden, so plötzlich standen König Richard und mehrere elegant gekleidete und schwer

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