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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Speisen hervor. Sie hatte Fladenbrot, Käse und Wein mitgebracht. Auch Obst fand sich im Korb – es fehlt nur der Pfirsich, den sie ihrem Vater gegeben hatte. Doch sie würde sich diesen Moment nicht länger durch ihn zerstören lassen.
    Sie schob alle Gedanken an Sinan und die unerfreuliche Mission beiseite, brach das Brot und bot Sebastian ein Stück davon an, als er sich neben ihr niederließ. Offenbar war er hungrig gewesen, denn er aß mit solch großem Appetit wie ein nimmersatter Jüngling im Wachstum. Es war eine Freude, ihm selbst bei solch simplen Dingen zuzusehen, und sie wusste, dass sich die Erinnerung an diesen Tag bis in alle Ewigkeit in ihr Gedächtnis einbrennen würde. Sie wollte diesen Tag ganz auskosten, wollte, dass er ewig dauerte, und obwohl sie nicht in der Lage war, sich auf Spielzüge und Ablenkungsmanöver zu konzentrieren, stimmte sie zu, als Sebastian das
Schatrandsch
-Brett entdeckte und sie zu einer Partie herausforderte.
    Von Glück erfüllt sah sie zu, wie er die Figuren aufstellte, bewunderte die Flinkheit seiner starken Finger. »Die Dame zuerst«, sagte er, als er den letzten Bauern auf seinen Platz gestellt hatte. Er stützte sich auf einen Ellbogen, streckte die langen Beine in den schweren Lederstiefeln aus und schlug sie lässig übereinander.
    Zahirah warf einen Blick auf das Brett und zog statt einem der weißen Bauern in der ersten Reihe ohne zu zögern den
Faras
, der die Gestalt eines Pferdes hatte, vor.
    »Ist dir heute ein wenig nach übermütigem Draufgängertum zumute, Mylady?«
    Sie lachte über seinen Scherz, obwohl sie sich alles andere als übermütig oder draufgängerisch fühlte. Er musterte sie herausfordernd und zog einen seiner schwarzen Bauern, und damit begann der spielerische Krieg auf dem Brett. Eine Weile ging es hin und her, ohne dass einer von ihnen im Vorteil war. Sie hatten oft miteinander gespielt. Sebastian besaß ein angeborenes Talent für
Schatrandsch
 – eine Gabe, die er sich zunutze machte, wenn sie in der Abgeschiedenheit seiner Kammer spielten, so, wie er es bevorzugte, und der Verlust einer jeden Figur mit einem Kuss bezahlt werden musste, ganz wie es dem Sieger gefiel. Zahirah errötete, als sie an die vielen Spiele dachte, die sie in der vergangenen Woche verloren hatte, einige nicht ganz unfreiwillig.
    »Es missfällt mir, deine Gedanken zu stören, wenn sie dir ein solch reizendes Lächeln auf dein Gesicht zaubern, aber mir scheint, du hast deinen
Rukh
völlig ungeschützt gelassen.« Er schob eine seiner Figuren vor, schlug damit die ihre und schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. »Tut mir leid, mein Herz.«
    »Hah! So leid, wie es dem Falken tut, wenn er eine Maus fängt«, erwiderte sie mit Humor und bedachte ihn mit einem gespielt gekränkten Blick. Dann betrachtete sie aufmerksam das Brett, zog ihren
Faras
weiter in seine Linien vor und rächte sich, indem sie einen seiner Bauern schlug.
    Sebastians Blick ruhte auf ihr, als sie den Bauern nahm und neben das Brett stellte. Sie spürte die Glut in seinen Augen, spürte die ungezügelte männliche Begierde so intensiv wie die Sonne, die ihre Haut durch die Seide wärmte. Er griff nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen. Sein Kuss sandte einen Schauer des Verlangens durch ihren Körper, doch sie konnte nicht umhin, sich beunruhigt umzuschauen, konnte es nicht verhindern, dass sie die Hand unwillkürlich zurückzog, als sie die neugierigen und missbilligenden Blicke einer Gruppe muslimischer Matronen gewahrte.
    »Lass sie gaffen«, sagte er, als sie den Blick verlegen senkte und sich auf die Fersen setzte. »In England gilt es nicht als unziemlich, wenn ein Gentleman die Hand seiner Dame in einem Park küsst.«
    Zahirah spürte, wie ein Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte. »In England spießt ihr euer Mahl auch mit dem Dolch auf, um von der Klinge zu essen, und tanzt um Freudenfeuer wie mondsüchtige wilde Tiere.«
    Sebastian brach in ein volltönendes Lachen aus. »Uns mangelt es nicht völlig an Kultiviertheit, Mylady. Wir haben durchaus Manieren und, wie auch Ihr, Sitten und Gebräuche. Auch bei uns gibt es Parks und Lustgärten und höhere Schulen. Ich wünschte, ich könnte dir das alles zeigen. England würde dir gefallen, glaube ich.«
    Wie leicht ließ sich doch vergessen, dass er noch ein anderes, privilegiertes Leben hatte, weit entfernt von den brennenden Wüsten und unwirtlichen Bergen, die sie ihr Zuhause nannte. Dieses Leben, in dem es Burgen, den Hof des

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