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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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»Seid Ihr hungrig? Wir können Euch etwas zu essen geben. Zahirah, was hast du für diesen guten Mann in deinem Korb, mein Herz?«
    Innerlich versetzte ihr die Liebkosung einen Stich, denn sie spürte, wie der verächtliche Blick ihres Vaters sie durchbohrte wie ein in Gift getauchter Dolch. Beklommen steckte sie die Hand in den Korb und suchte nach etwas zu essen – irgendetwas, was sie ihm geben konnte. Ihre Finger schlossen sich um einen samtigen Pfirsich. Hastig holte sie ihn heraus und ließ ihn in ihrer Panik beinahe fallen. Bemüht, ihre Hand nicht zittern zu lassen, reichte sie Sinan die Frucht, der sie mit knappem Nicken entgegennahm.
    Sebastian kramte eine Kupfermünze aus dem Beutel an seinem Wehrgehänge und drückte sie Sinan in die Hand. »Friede sei mit Euch«, sagte er. »Geht mit Gott.«
    Obwohl diese Worte ein allgemein üblicher höflicher Gruß waren, wirkten sie dennoch wie eine Art Befehl, was dem Assassinenkönig sicher nicht gefallen hatte. Unfähig, zu sprechen, unfähig, zu atmen, blickte Zahirah ihren Vater an, der die Situation kühl abwog. Sie glaubte fast zu hören, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten, während er Sebastian mit einem Blick, der so gefühllos war, wie ein Fass tiefschwarzen Pechs, abschätzend musterte. Langsam schlossen sich seine Finger um die Münze. Nachdem er Zahirah einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte, ging er schließlich davon und war gleich darauf in der Menge auf der breiten Straße verschwunden.
    »Welch freudige Überraschung.«
    Als sie Sebastians Stimme so nah an ihrem Ohr hörte, schrak Zahirah zusammen. Er küsste sie auf die Wange und nahm ihr den Korb ab. Ihr Puls raste. Um Fassung bemüht, erwiderte sie sein Lächeln und hoffte, dass sich die Furcht nicht in ihrer Miene spiegelte. »Ich bin froh, dass du dich freust. Ich dachte, dir sei eine Pause von der Arbeit willkommen.«
    »In der Tat«, bestätigte er. »Sollen wir uns einen Platz suchen, wo wir das Mahl mit Genuss verzehren können, das du mitgebracht hast? Vielleicht findet sich im Park ein schattiges Fleckchen.«
    Obwohl sie mit ebenjener Absicht aufgebrochen war, barg die Vorstellung, in einem belebten Stadtgarten zu sitzen, plötzlich keinen Reiz mehr. Sie fürchtete, keinen Bissen der Speisen herunterzubringen, solange sie vor Sorge über das tödliche Ultimatum ihres Vaters außer sich war. Doch sosehr sie ihre Mission auch bedrückte, durfte sie sich um keinen Preis der Welt ihre Sorge vor Sebastian anmerken lassen.
    Sein Leben war in Gefahr, sobald er von ihrem Kummer erfuhr, solange ihr Vater und seine Leibwachen wie Geister in der Stadt herumlungerten. Nun war es noch wichtiger als jemals zuvor, dass er keinen Verdacht schöpfte. Es musste ihr einfach gelingen, ihn zu täuschen.
    »Ja«, sagte sie. »Lass uns in den Park gehen.«
    Sie hakte sich bei ihm unter, womöglich etwas fester als beabsichtigt, und ließ sich von ihm zu einem Stück Rasen im Park geleiten, von dem aus man einen prächtigen Blick über Askalons Ufer hatte. Hohe Zypressen und Palmen bildeten zusammen mit einigen antiken römischen Säulen einen seltsam anmutenden Wald aus Stein und Holz, der die silbern schimmernde Düne überschattete und das von der Sonne gesprenkelte, smaragdgrüne Wasser einrahmte. Leise plätschernd schlugen die Wellen ans Ufer. Der Wind trug den Klang von Kinderstimmen vom Strand zu ihnen herüber; ihr Gelächter und ihre Rufe mischten sich mit dem Kreischen der Möwen, die, in der Hoffnung auf Futter, über ihnen kreisten. Ganz in der Nähe befand sich ein Zitronenhain. Der frische Duft der Früchte mischte sich angenehm mit den Aromen unzähliger Gewürze, die von einem Handelsschiff im Hafen zu ihnen herüberwehten.
    Allah hatte ihnen einen perfekten Tag geschenkt, doch Zahirah hatte kaum Augen für den Frieden und die Schönheit, die sie umgaben. Sie nahm nichts anderes wahr als Sebastian, den Feind, den sie zu lieben gelernt hatte. Ein edler Mann, der den Worten »Ehre und Anerkennung« eine neue Bedeutung verliehen hatte.
    Für sie zählten plötzlich nur noch dieser Moment und die wenigen kostbaren Augenblicke, die ihnen noch vergönnt sein mochten, bis sie gezwungen war, ihn zu hintergehen. Zwei Tage. So wenig Zeit.
    Unter Sebastians liebevollem Blick kniete sie sich ins Gras und packte den Korb aus. Sie reichte ihm die Decke und erwiderte sein Lächeln, als sich ihre Finger einen Herzschlag lang berührten. Während er die große Decke ausbreitete, holte sie die

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