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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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wenigen Jahren lesen und schreiben gelernt, nachdem Isabel in sein Leben getreten war. Sie war eine sanfte, großherzige Dame und eine geduldige Lehrerin – eine Erbin, die Sebastian auf Befehl des Königs hatte ehelichen sollen, hätte das Schicksal nicht eingegriffen und sie stattdessen Griffin zugeführt.
    Sebastian grollte dieser Fügung des Schicksals nicht, denn die Ehe der beiden gründete auf einer Liebe, die schon lange Jahre vor seiner Verlobung mit Isabel ihren Anfang genommen hatte.
    Er las die restlichen Zeilen und musste schmunzeln, als er an die Stelle kam, an der Griff ganz offensichtlich aufgegeben und die Feder Isabel weitergereicht hatte. Auch ihre Stimme hörte er aus ihrer Handschrift heraus, fröhlich und lieblich. Sie wollte wissen, welche exotischen Orte er bereist hatte, versicherte ihm, dass er keine Sorgen hegen müsse, da zu Hause alles seinen rechten Gang ging, und schloss mit dem Wunsch, Gott möge ihn behüten und für seine baldige Rückkehr sorgen, um die sie alle beteten.
    Sebastians Antwort war längst überfällig. Der Brief war in der Nacht vor dem Angriff des Assassinen eingetroffen, doch in den Wochen, in denen er seine Verletzung kurierte, hatte ihm nicht der Sinn nach einer Antwort gestanden. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt genesen würde, und er wollte nicht, dass seine Familie sich Sorgen um ihn machte. Jetzt, da das Schlimmste überstanden war, musste er sie eigentlich wissen lassen, dass ihn ihr Brief bei guter Gesundheit angetroffen hatte.
    Er nahm eine Schreibfeder und ein sauberes Pergament zur Hand, öffnete das Tintenfass und tauchte die Feder ein. Er begann den Brief mit einem Glückwunsch an Isabel zur Geburt seines neuen Neffen und einer scherzhaften Bemerkung, die sich an Griffin richtete, über dessen Eifer, den Familiennamen weiterzuvererben. Er fragte nach dem Befinden seiner Mutter, Lady Joanna, und berichtete schließlich von seinem Aufenthalt in Askalon, beschrieb die wundervollen Plätze, die er besucht, und wundersamen Dinge, die er gesehen hatte, wie den Sandsturm, der vor einigen Wochen den Himmel über dem Wüstental blutrot gefärbt hatte.
    Er schrieb über Nebensächlichkeiten, vermied es, den Anschlag auf den König zu erwähnen und die vielen anderen Gefahren, derer sie in diesem fremden, rauen Land ausgesetzt waren. Er dachte darüber nach, was er ihnen noch erzählen konnte, ließ seinen Gedanken freien Lauf und hielt plötzlich völlig verblüfft inne. Ungläubig starrte er auf das Pergament und auf das Ende des völlig unbeabsichtigten Satzes, an dem seine Feder innegehalten hatte.
    Ich bin einer höchst faszinierenden Frau begegnet …
    Lange blickte er völlig verdutzt auf die unerwarteten Worte, ehe er, einen Fluch ausstoßend, den Brief verärgert zerriss.

10
    Viel zu viel ging Sebastian im Kopf herum, und so wälzte er sich in dieser Nacht ruhelos in seinem Bett. Immer wieder wurde sein schwer errungener Schlaf schon nach kurzer Zeit von dem Bild einer schlanken Stahlklinge durchbrochen, die wie ein Blitz die mondlose Schwärze des Nachthimmels durchschnitt und einen Strom aus Blut auf ihn herabregnen ließ. Er träumte vom Tod – nicht seinem eigenen, dessen war er sich sicher –, als er, die Albtraumbilder noch vor Augen und den nackten Körper mit kaltem Schweiß bedeckt, abrupt aus einem Halbschlaf erwachte.
    Der Morgen dämmerte bereits. Bald würde der Muezzin von Askalon auf das Minarett der Moschee hinaufsteigen und, wie der Hahn, der zu Hause in England den Morgen verkündete, in seinem typischen Singsang die Gläubigen zum Morgengebet rufen. Es war Freitag, der Sonntag der Muslime, ein Feiertag, und die Stadt würde vor Menschen, die zum mittäglichen Juma-Gebet kamen, nur so wimmeln. In Massen würden sie durch die Tore strömen und die Straßen und öffentlichen Badehäuser überfüllt sein.
    Sebastian hatte dieser wöchentliche Andrang nie große Sorge bereitet; nach dem Traum aber war er von düsteren Vorahnungen erfüllt, und er konnte das schreckliche Gefühl nicht abschütteln, dass sich an diesem Tag der Tod an die Fersen der frommen Muslime heften könnte. Zur Vorsicht wollte er weitere Wachen an den Toren postieren, wenngleich die Soldaten auch nicht jeden Besucher, der die Moschee aufsuchen wollte, durchsuchen konnten. Vielleicht sollte er heute selbst auch Wache stehen.
    Entschlossen schob er das Gewirr von Laken fort, das sich um seine Beine gewickelt hatte, und stand auf. Er griff nach der

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