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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Bruche, die auf dem Diwan neben dem Bett lag, und schlang sie sich um die Hüften. Das lockere Leinenunterkleid würde genügen, um seine Blöße auf dem kurzen Weg zum Badehaus des Palastes zu bedecken.
    Die sarazenische Kultur bot vieles, das ihn beeindruckte, doch das Baderitual würde er wohl nach seiner Heimkehr am meisten vermissen. Es war nicht zu vergleichen mit dem gelegentlichen Eintauchen in kaltes Flusswasser oder der Enge eines mit lauwarmem Wasser gefüllten Zubers, den man in Englands zugigen Burgen als Bad zu bezeichnen pflegte. Hier glich das Baden einem kunstvollen Ritual und wurde mit ebensolcher Gewissenhaftigkeit und Ehrfurcht ausgeführt wie die täglichen fünf Gebete zum Lobe Allahs. Man genoss das Badevergnügen in großen, von bauschigen Dampfwolken beherrschten, gekachelten Gewölben, in denen sich weitläufige Becken und Brunnen mit klarem Wasser befanden.
    Das Badehaus des Palastes lag an diesem Morgen verlassen da, denn nur wenige der christlichen Ritter frönten einem Ritual, das die Kirche als genusssüchtig verurteilt hatte. Und wenngleich viele von ihnen ein ausgiebiges Bad weiß Gott nötig gehabt hätten, war Sebastian froh, allein zu sein.
    Er holte sich ein Stück Sandelholzseife und ein Handtuch von einem Stapel in der Nähe des Eingangs und ging zum Badebecken. Dort entledigte er sich seiner Bruche und legte sie neben dem Handtuch auf eine schmucke, niedrige Bank am Beckenrand, ehe er in das warme, duftende Wasser stieg. Nachdem er Kopf und Körper eingeseift hatte, tauchte er unter, um sich den Schaum abzuspülen.
    Das Becken war zu klein, um darin schwimmen zu können, doch er konnte die Beine bequem ausstrecken, und die Wärme tat seinen müden Muskeln und der heilenden Wunde gut. Mit einem Anflug von Bedauern tauchte er wieder auf und stemmte sich aus dem Becken hoch. Tropfnass und erfrischt griff er nach dem Handtuch.
    Im selben Augenblick spürte er plötzlich einen Luftzug hinter sich.
    Rasch wickelte er sich das Handtuch um die Hüften und drehte sich, in der Erwartung, Abdul zu sehen, um. Gelegentlich hatten sie das Ritual des morgendlichen Bades gemeinsam begangen, im dichten Dampfnebel zusammengesessen und sich in ungezwungener Kameradschaft, wie es sie zwischen Angehörigen verfeindeter Völker nur selten gab, von ihren Familien und Heimatländern erzählt. Doch nicht Abdul stand hinter ihm im gewölbten Alkoven, der das Badehaus vom Gang trennte.
    Es war Zahirah.
    Sie trug ein schlichtes Gewand und einen Schleier; in den Händen hielt sie ein weißes Handtuch und einen kleinen Korb mit Accessoires für ihr Bad. Sebastian begegnete ihrem überraschten Blick und hielt ihn fest. Er stand so still wie ein Fels, spürte jeden Wassertropfen, der über seinen nackten Oberkörper und seine Glieder rann und auf den Boden tropfte. Jede Faser, jeder Muskel seines Körpers war angespannt, von aufwallender Begierde erfüllt. Er wagte es nicht, sich zu rühren, denn sein Verlangen war so groß, dass seine Schritte ihn unweigerlich zu ihr führen würden.
    »Es … tut mir leid«, stammelte sie und senkte jetzt erst den Blick. »Ich wusste nicht, dass das Badehaus belegt ist.«
    »Ihr hättet zuvor fragen sollen«, antwortete er mit angestrengter Stimme. Ebenso angestrengt bemühte er sich um Zurückhaltung.
    Röte kroch über den Rand ihres Schleiers. »Bitte vergebt mir mein Eindringen, Mylord. Entschuldigt mich.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Er hätte es zulassen sollen. Stattdessen sagte er: »Ihr seid früh auf den Beinen, Zahirah. Der Morgen ist noch nicht angebrochen. Habt Ihr keine friedvolle Nacht verbracht?«
    Sie hielt inne und drehte sich zu ihm um. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, die ihn erkennen ließen, dass sie wohl kaum besser geschlafen hatte als er. Dennoch neigte sie den Kopf zu einem leichten Nicken. »Doch, Mylord. Ich bin früh aufgestanden, weil heute Freitag ist. Es gibt viel zu tun, bevor ich mich heute Mittag zum Juma-Gebet begebe.«
    Bei Erwähnung des besonderen Freitagsgebets, das in der Moschee verrichtet werden würde, furchte Sebastian die Stirn. Seine beunruhigenden Träume waren ihm noch frisch im Gedächtnis, und er wollte sich nicht auch noch Sorgen um Zahirah machen müssen, wenn er an den Stadttoren beschäftigt war. Er schüttelte den Kopf. »Ihr werdet ein anderes Mal am Juma teilnehmen müssen, Mylady.«
    »Was soll das heißen?«
    Er konnte nicht sagen, ob sie empört oder von Panik ergriffen war. Womöglich beides. »Ich werde

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