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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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geweint.«
    Nachdenklich blickte Sebastian sie an und beobachtete schweigend, wie sie in einen tiefen, friedlichen Schlummer fiel. Er jedoch verspürte keinerlei Frieden. Und dieser aufwühlende Gemütszustand würde wohl so lange anhalten, bis er Zahirahs zahlreiche Geheimnisse enthüllt hatte.

14
    Der erste Ruf zum Gebet weckte Zahirah am nächsten Morgen aus ihrem Schlummer. Sonst war sie zu dieser Stunde gewöhnlich schon auf den Beinen, doch der Schlaf hatte sich nicht einstellen wollen, und als er sie schließlich übermannt hatte, war er tief, so tief gewesen, dass das Erwachen nun wie ein Schock war. Ihr Kopf und ihre Zunge waren bleischwer, das Zimmer gleißend hell von den blendenden Sonnenstrahlen, die durch die Gitter des Fensters hereinströmten.
    Sie rieb sich die Augen, und ihr Blick fiel auf den Tisch neben ihrem Bett, auf dem zu ihrer Verwunderung eine mit Leder ummantelte Feldflasche stand. Sie entkorkte sie und führte sie, in der Hoffnung auf einen Schluck Wasser, an die Lippen. Gleich darauf stieg ihr ein starker, seltsam vertrauter Geruch in die Nase und sie verzog angeekelt den Mund. Wein! Wer hatte das heidnische Getränk in ihre Kammer gebracht?
    Sie stellte die Flasche zurück auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Kissen, um dem hellen Licht zu entrinnen. Sie hatte geträumt, entsann sie sich. Der Albtraum hatte sie wieder heimgesucht. Die Erinnerung daran war verschwommen, doch die heftigen Empfindungen, die er in ihr geweckt hatte, lasteten immer noch auf ihr: die Angst und der Kummer, der Sand und der Wind. Die Fremden.
    Und Sebastian.
    Die Decke an die Brust gepresst, setzte sich Zahirah alarmiert auf.
Ist er letzte Nacht bei mir gewesen?,
fragte sie sich, und ein seltsames Flattern regte sich in ihrer Magengrube, denn plötzlich sah sie ihn vor ihrem inneren Auge neben sich im Bett liegen. Unvermittelt durchrieselte sie ein Prickeln am ganzen Körper, als würde eine unsichtbare Hand sie liebkosen, und die Stellen, die sie berührte, sangen noch immer von der Erinnerung daran.
    Und da war noch dieser andere Traum. Ein verruchter Traum, zu unziemlich, um bei helllichtem Tag überhaupt hervorgeholt zu werden. Sie bedachte die feuchte Wärme zwischen ihren Beinen, die kribbelnde Lebendigkeit ihres Körpers und wurde das Gefühl nicht los, dass sie in den Stunden vor der Morgendämmerung etwas Magisches erlebt hatte; etwas, das sie nicht ganz begreifen konnte.
    »Sebastian?«, flüsterte sie, dann bedeckte sie rasch den Mund mit einer Hand, denn allein das Aussprechen seines Namens ließ ihre Wangen erglühen.
    Falls er diese seltsamen Empfindungen in ihrem Inneren geweckt hatte, falls er überhaupt bei ihr gewesen war, dann war er inzwischen längst wieder gegangen. Auch die Spuren ihres zerstörerischen Wutanfalls vom Vorabend waren nicht mehr zu sehen. Jemand hatte die Scherben auf dem Boden beseitigt. Vage erinnerte sie sich an eine sanfte Liebkosung. Beruhigende Worte, geflüstert in der Dunkelheit. Starke Arme, die sie umfingen und ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gaben.
    Unmöglich, dachte sie und tat den Gedanken mit einem Kopfschütteln ab. Sobald ihr Albtraum sie quälte, war an Geborgenheit nicht mehr zu denken. Nie war jemand da gewesen, um sie zu trösten oder ihre Tränen zu trocknen. Vielleicht hatte es sich nur um einen Traum gehandelt.
    Vielleicht ist überhaupt das Ganze nur ein Traum gewesen, dachte sie mit aufkeimender Hoffnung.
    Womöglich auch der vergangene Tag – ihre Begegnung mit Sebastian im Badehaus, ihr Treffen mit Halim bei der Moschee, der schreckliche Mord an Abdul – vielleicht war alles nur eine Ausgeburt ihrer Fantasie.
    »Bitte, lass es so sein«, flüsterte sie, schob die Decke fort und schwang die Beine aus dem Bett.
    Vom Korridor drangen Geräusche zu ihr in die Kammer. Schnelle Schritte, das Klirren von Geschirr, gemurmelte arabische Worte. Sie öffnete langsam die Tür, um hinauszuspähen, betete darum, Abdul im Gang zu erblicken, der das Morgenmahl aus der Palastküche brachte. Ihre Miene trübte sich, als ihr Blick auf zwei andere Diener fiel, die ihre Schritte vor ihrer Tür verhielten.
    »Allahs Segen sei mit Euch an diesem Morgen, Herrin«, grüßte der eine und neigte ehrerbietig den Kopf. Der andere zögerte und blickte sie fast zornig an, ehe auch er höflich und knapp das Kinn neigte.
    »Bitte, verzeiht«, sagte sie. »Ich hatte Euch für Abdul gehalten.«
    Die Männer tauschten einen peinlich berührten Blick.

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