Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
zurück, und Michaelas Herz zerbrach in tausend Scherben. Doch ihr Lächeln schwand nicht. Sie konnte ihn mit ihrem Charme bezaubern. Sie würde. Sie musste. Sie würde sterben, wenn er sie verließe.
Sie senkte die Lider, und als ihre Augen sich wieder öffneten, war sie ganz die vollendete Begleiterin. Ihre Finger glitten zu den Knöpfen seines Hemds. »Alles, was ich von dir will , Bastian« – sie drückte einen Kuss auf seinen Hals und öffnete einen Knopf –, »alles, was ich brauche « – ein zweiter Knopf und noch ein Kuss –, »ist dein Schwanz« – noch ein Knopf, noch ein Kuss, während sie immer tiefer glitt – »in mir. Dein Herz darfst du behalten.« Vorerst .
Er ergriff sie bei den Schultern und zog sie hoch, bevor sie vor ihm auf die Knie sinken konnte. »Bist du sicher?«
Sie lachte, ein aufreizender, melodischer Klang. Das war es, was seine Aufmerksamkeit in jener Nacht vor einigen Monaten in Sevins Salon erregt hatte. »Natürlich, mein Liebling«, sagte sie. »Immerhin bin ich eine Begleiterin. Wir bleiben nur selten länger bei einem einzigen Gönner. Aber du und ich – wir sind gut zusammen. Und morgen ist Vollmond. Du hast selbst gesagt, dass du dann nicht nur irgendeine Frau brauchst.«
Bastian hob ihren Kopf, und seine Lippen verharrten direkt über den ihren. »Ich will dir nicht weh tun.«
»Dann zerstöre das, was wir haben, nicht wegen einer irrigen Vorstellung über meine Gefühle«, erklärte sie. »Warum vögelst du stattdessen nicht mich, wie dein Körper es verlangt? Gib uns beiden einen Vorgeschmack darauf, was die Rufnacht morgen bringt. Es ist schon zu lange her.« Und als sie sich auf seinem Bett zurücklehnte und ihn in einem Kuss an sich zog, ließ Bastian es geschehen und glaubte ihren Lügen.
Durch den Spalt in der Tür sah Silvia zu, wie er Michaela küsste und seinen großen Körper auf sie gleiten ließ. Seine Hand zwischen ihnen war damit beschäftigt, Kleidung wegzuschieben, während er sich über sie bewegte. Sie waren beide noch voll bekleidet, als könnten sie es nicht erwarten, einander zu bekommen. Anders als beim letzten Mal verspürte sie diesmal kein Vergnügen dabei, den beiden beim Liebesspiel zuzusehen. Doch sie zwang sich, zu bleiben, und versuchte, sich dieses Bild der beiden einzuprägen, damit sie es sich jederzeit in Erinnerung rufen konnte, wann immer sie es wagen sollte, mehr zu wollen, als sie haben konnte.
Sie erkannte genau den Augenblick, in dem sein Körper sie in Besitz nahm. Sie sah, wie Michaela die Augen schloss, und die Ekstase, ihn in sich zu spüren, war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Da war jeder Irrtum ausgeschlossen, was ihre Gefühle für ihn anging. Das war Liebe.
Silvia wich zurück, ihr war sterbenselend zumute. Dann rannte sie über den Flur, die Treppen hinab. Aus dem Haus. Über den abschüssigen Rasen vor Bastians Anwesen, so dass Pfauen, Eichhörnchen und Tauben auseinanderstoben. Und immer noch rannte sie über Plätze und weiter zum Forum, bis sie Seitenstechen bekam und nach Luft schnappte.
Da Rico inzwischen eine vertraute Gestalt an Bastians Seite geworden war, nahm der Wächter kaum Notiz von ihr, als sie an ihm vorbei zur Werkzeughütte lief. Schnell fand sie die Werkzeuge, die sie brauchte, und lief damit eilends zur Ausgrabungsstelle am Atriumhaus. Und dort suchte sie sich ihre Stelle aus und fing an, die Erde wegzuhacken, ohne auf die kleinen Bruchstücke von Tonwaren zu achten, die sie damit beschädigte, während sie sich nach unten zu der Ruine arbeitete. Wen interessierten schon unbedeutende Tonscherben? Sie hatte ein anderes Ziel im Sinn.
Als sie fühlte, dass sie nahe dran war, arbeitete sie mit mehr Sorgfalt weiter. Dann, kurz bevor sie erreichte, was sie suchte, kroch sie aus dem Loch, das sie im Lehmboden geschaffen hatte, und sackte erschöpft zu Boden. Etwas Warmes leckte über ihre Hand, und sie streckte blindlings den Arm aus und schlang ihn um Ricos Hund. Sich an einem anderen Lebewesen festzuhalten gab ihr das Gefühl, etwas weniger allein auf der Welt zu sein. Genau das war es, was sie jetzt brauchte.
»Ich will ihn, Sal«, gestand sie, das Gesicht in das weiche Fell vergraben. Da, sie hatte es zugegeben, wenn auch nur vor einem Hund.
Sal jaulte, und seine großen braunen Augen schienen sie zu tadeln. »Ich weiß, ich weiß. Ich kann ihn nicht haben. Und ich kann nicht erklären, warum er Macht über mein Herz hat. Aber ich, schreckliche Person, die ich bin, begehre
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