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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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stieg in ihm auf. Diese Wut trieb ihn auf seiner Heimreise an und führte ihn in sein Arbeitszimmer, wo er einen Bücherschrank mit der Kraft seines Zorns beiseiteschob.
    Dahinter befand sich eine Stahltür, an die zwölf Zentimeter dick. Er gab eine Reihe Zahlen in das Kombinationsschloss ein, und als sich die Tür mit einem Klicken öffnete, trat er in den geheimen Raum dahinter. Darin befand sich eine Sammlung der kostbarsten Artefakte der Anderwelt, die er und sein Vater an verschiedenen Ausgrabungsstätten in ganz Europa gefunden hatten. Keine Kosten und Mühen waren gescheut worden, um sie zur sicheren Aufbewahrung hierherzubringen. Jedes einzelne Stück war in vergangenen Jahrhunderten unter Verwendung von Zaubern erschaffen worden, und viele von ihnen summten vor Magie.
    Doch diesmal hielt er sich nicht damit auf, irgendeines davon zu bewundern, sondern ging direkt auf die hohe gläserne Edelsteinvitrine zu. Darin funkelten und blitzten Tausende Edelsteine, doch zwei davon leuchteten mit einem inneren Feuer, das heller war, als er es je bei irgendeinem Edelstein gesehen hatte. Zwillingsopale. Einen von ihnen hatte er vor drei Jahren gefunden und den anderen erst letzten Vollmond, beide bei den Ausgrabungen auf dem Forum. Sie sahen genau so aus wie die drei, die Michaela in den Händen gehalten hatte. Das bedeutete, es gab fünf von ihnen. Wahrscheinlich sechs, denn er glaubte, dass es auch sechs Vestalinnen gab und dass jede von ihnen bei ihrer Erwählung einen Opal erhalten hatte. Erleichterung erfüllte ihn, als er sah, dass seine immer noch da waren. Michaela hatte sich monatelang in seinem Haus aufgehalten und ohne Zweifel danach gesucht.
    Warum wollte sie diese Steine so unbedingt haben, dass sie deshalb hierhergekommen war und ihn getäuscht hatte, um sie zu bekommen? Und wer, bei den Höllen, war sie? Jedenfalls nicht die Michaela, die er anfangs kennengelernt hatte, auch wenn sie so aussah. Aber in diesen letzten Wochen hatte sich etwas in ihr verändert. Es war, als hätte sie vor einem Monat begonnen, Michaelas Rolle zu spielen, diese dann aber langsam vergessen, und nun war sie zu jemand anderem geworden.
    Sie hatte behauptet, sie liebe ihn. Ha! Was für eine Art Frau stahl einem Mann, den sie angeblich liebte, etwas so Wertvolles?
    Den Göttern sei Dank, dass er ihr seine eigenen Gefühle nicht offenbart hatte. Er wusste, dass seine Brüder ihn für unfähig hielten, zu lieben, aber er scheute derartige Verstrickungen nur wegen seiner Hingabe an seine Arbeit. Er hatte nie erwartet, je eine Frau zu lieben. Doch während der letzten Wochen hatte sich das verändert. Er hatte angefangen, tiefe Gefühle für Michaela zu entwickeln, sie zu lieben. Und sie hatte seine Zuneigung mit Verrat vergolten.
    Er betrachtete die Opale von allen Seiten und fragte sich, welche Macht sie wohl besaßen. Wie hatte sie es geschafft, mit Hilfe dieser Steine Feuer zu erschaffen und dann durch das Feuer zu verschwinden? Götter, was, bei den Höllen, war sie?
    Die Geistererscheinung in Monti letzten Vollmond hatte versucht, einen dieser Steine zu stehlen. Und diese Nacht war der Beginn der Veränderungen in Michaela gewesen. In welcher Beziehung standen die beiden Frauen zueinander? Und wie hingen sie zusammen mit der Präsenz, die er vor zwei Monaten hier in seinem Haus gespürt hatte, und auch mit Rico? Allen vier war gemeinsam, dass sie ihn Farben sehen ließen. Als er die Geistererscheinung in Monti verloren hatte, war er ihr mit Hilfe der Spur aus Farben gefolgt, die sie ungewollt hinterlassen hatte. Michaela jedoch war einfach verschwunden.
    Aber er würde sie auf andere Weise ausfindig machen. Indem er sie mit dem köderte, was sie am dringendsten wollte. Mit einem dieser Opale. Damit würde er sie anlocken, und sie würde kommen, um ihn zu holen.
    Und dann würde er sie bezahlen lassen.

Scena Antica VI
    384 n. Chr.
Regia in Rom, Italien
    Ein Kreis aus elf leuchtenden Kerzen säumte den Raum; sie alle waren an Vestas Flamme entzündet und zu diesem feierlichen Anlass hierher in die Regia gebracht worden. Jede der Kerzen stand für eine der Vestalinnen, die nicht persönlich anwesend waren. Die zwölfte Vestalin, Silvia, stand allein in der Mitte des Kreises und erwartete ihre Bestrafung. Sie hielt den Kopf hocherhoben. Sie würde sich nicht ducken.
    Um sie herum lag der Raum in beinahe völliger Dunkelheit, und sie konnte nicht über die Kerzen hinaussehen. Waren alle sechs Hohepriester gekommen, um ihrer

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