Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
finden immer irgendetwas, und daher hätten wir berechtigte Gründe, ständig erzürnt und wütend zu sein. Viele Leute lassen sich von ihrem Zorn zum Aktivismus antreiben. Aber wenn man in einem Dauerzustand von Wut und Zorn lebt, verurteilt man sich selbst zu einem leidvollen Leben, das überschwappen und andere ebenfalls leiden lassen wird. Das ist ganz offensichtlich nicht der Weg des Friedens und der spirituellen Transformation. Das Gegenteil besteht darin, für die Schrecken der Welt taub und stumpf zu werden, doch dies tötet ebenso die Seele.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, und das ist Aktivismus ohne Zorn . Diese Methode hilft, sowohl die Welt als auch uns zu heilen. Meiner Ansicht nach ist der zornige Aktivismus nur einen Schritt vom gewalttätigen Aktivismus entfernt, und gewalttätiger Aktivismus kopiert im Allgemeinen das ursprüngliche Problem.
Das Wort Aktivismus wird gemeinhin mit Politik in Verbindung gebracht, aber fassen wir den Begriff hier doch etwas weiter. Ein Aktivist zu sein bedeutet ganz einfach, dass wir bereit sind, etwas zu unternehmen, um ein Problem zu lösen, das wir als unmoralisch oder ungerecht empfinden. Sich für wohltätige Zwecke einzusetzen ist beispielsweise Aktivismus. Meiner Ansicht nach kann man dann von Aktivismus sprechen, wenn wir unsere eigenen Lebensprinzipien in einer Weise anwenden, dass wir anderen, ob nun individuell oder kollektiv, auf ihrem Weg behilflich sind. Wir unternehmen etwas, werden aktiv, treten in Aktion.
Meine Mutter sammelte zum Beispiel nicht abgeholte Kleidungsstücke aus den Fundstellen der örtlichen Schulen, wusch sie, flickte sie gegebenenfalls und verschickte sie dann als Spenden an Indianerreservate. Auf diese Weise versorgte sie über Jahre hinweg verarmte indianische Kinder mit gut erhaltener Kleidung. Sie nähte gern und arbeitete in einer Schule, so verband sie beides und wurde aktiv. Einfach. Klar. Effektiv.
Fast alle äußerlichen Probleme der Welt sind Symptome innerer Probleme, innerer Probleme von Menschen wie du und ich. Fast jede politische, ökonomische und ökologische Krise, die wir heute erleben, ist ein Symptom innerer menschlicher Probleme, wie sie in diesem Buch beschrieben sind. Sie werden von Menschen verursacht, denen es an Ethik mangelt, oder von Leuten, die sich aufgrund ihres begrenzten Gewahrseins der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst sind. Niemand handelt rasch und positiv, um auch nur einige der vielen Krisen, deren Zeuge wir heute weltweit werden, zu beheben. Dies ist das Ergebnis einer versagenden Führerschaft – weltweit. Einer Führerschaft, die von den Menschen, die sie wählten, nicht zensiert wird. Wir sind eine Bevölkerung, die in Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit verharrt, eingelullt durch eine Taktik, die es schon im alten Rom gab: »Brot und Spiele«. Wenn das Volk im Römischen Reich genug zu essen bekam und unterhalten wurde, war es zufrieden und mischte sich nicht in die Politik ein. Also verteilten die Herrscher Getreide und veranstalteten Massenspektakel in den Zirkusarenen. Damit machten sie sich beliebt, ihre Politik war Nebensache. Die heutige Version von Brot und Zirkusspielen könnte Fast Food und Fernsehen heißen.
Das große Ausmaß unserer Probleme macht es erforderlich, dass wir für deren Lösung nicht auf unsere politischen und wirtschaftlichen Führer warten. Wir müssen von der Basis her etwas unternehmen und unsere aus den Fugen geratene Welt wieder in Ordnung bringen. Wir müssen – und können – nicht wegen, sondern trotz unserer Führer Erfolg haben. Unsere ethischen Verpflichtungen erfordern, dass jeder von uns friedlich, aber entschieden etwas unternimmt, um dazu beizutragen, dass die Welt, in der wir leben, eine bessere wird. Unsere ethischen Grundsätze leiten uns nicht an, wütend, zornig und sarkastisch zu werden. Sie leiten uns an, Aktivisten zu werden, die es wert sind, dass man ihnen folgt.
Wenn wir sehen, wie ein Krieg nach dem anderen auf dem Globus ausbricht, könnte man meinen, dass die Aussichten auf eine Lösung hoffnungslos sind. Aber hier ist eine wenig bekannte Tatsache, die teilweise erklärt, warum sich nichts ändert: Die fünf Nationen, die an der Spitze jener Länder stehen, die legal oder indirekt (illegal) Waffen an andere Länder verkaufen, sind die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Dies sind die gleichen fünf Nationen, die die einzigen permanenten Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
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