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Das Herz einer Frau

Das Herz einer Frau

Titel: Das Herz einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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Leisten, damit wir nachher die Gipsbauplatten daran festmachen und abdämmen können. Das ist eine der leichteren Arbeiten in diesem Bauabschnitt. Um Mörtel zu schleppen und die Blöcke zu legen, braucht man Muskeln.“ Er warf einen Blick auf ihre schlanken Arme. „Keine Angst“, sagte er.
    „Wenn Sie den Dreh raushaben, ist es ein Kinderspiel.“
    Er bückte sich nach etwas, das aussah wie ein großer Bohrer, an dessen Ende ein etwa sechzig Zentimeter langer Metallstreifen hing. Das Ding war über einen dünnen Schlauch mit einem tankartigen grünen Gegenstand auf Rädern verbunden.
    „Der Kompressor liefert den Druck. Und das hier“, er zeigte auf den Metallstreifen, „sind die Nägel. Hier.“ Er gab ihr seine Schutzbrille. „Setzen Sie die auf. Wenn Sie an was arbeiten, das absplittern kann, tragen Sie die. Klar?“
    Stirnrunzelnd betrachtete Ashley die großen Kunststoffgläser.
    „Sicherheit wird hier groß geschrieben, Miss. Matt duldet keine Ausnahme.“
    „Aber dies ist Ihre. Wenn ich sie nehme, was tragen Sie dann?“
    Ed zog eine buschige graue Augenbraue hoch. „Hier gibt’s noch mehr davon“, versicherte er ihr, während die Dokumentarfilmer ihre Ausrüstung neben drei Rohrstutzen aufbauten. Die Kamera war bereits auf sie gerichtet.
    „Bleiben Sie hier. Ich hole mir eine andere. Sie werden auch eine Arbeitsschürze brauchen. In den Taschen kann man Werkzeug und so verstauen.“ Als er merkte, dass er gefilmt wurde, wandte er sich verlegen ab. „Fangen Sie einfach schon mit dem Vermessen an.“
    Er nahm ein Maßband vom Gürtel und zog einen flachen gelben Bleistift aus der Hemdtasche. „Wir fangen mit der Sohlplatte für diese Wand an. Dazu setzen wir die Zweimalvierer dort drüben aneinander. Fangen Sie bei dem Balken hier an und messen Sie jeweils achtzehn Zoll ab.“
    Er schob sich den Zahnstocher zwischen die Zähne und verschwand durch ein türgroßes Loch in der Wand.
    „Wie haben Sie sich auf die Arbeit hier vorbereitet?“
    Die Frage kam von Ron, dem Regisseur. Er stand zwei Meter von ihr entfernt neben seinem Kameramann. Der Tontechniker hielt den Galgen über sie.
    Ashley antwortete, dass sie sich gar nicht vorbereitet hatte. Die ShelterZentrale hatte ihr gesagt, dass es auch für ungelernte Kräfte Arbeit gab. Aber von dem, was Ed ihr gerade erklärt hatte, hatte sie so gut wie nichts verstanden.
    Sie starrte auf das Maßband in ihrer Hand, während von draußen Stimmen hereindrangen.
    Auch die von Matt. Offenbar war er von Reportern umringt. Sie würde ihren Logenplatz in der Oper darauf verwetten, dass er mit der Presse ebenso wenig zu tun haben wollte wie mit ihr. Aber im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als die Fragen zu beantworten. Mehr ein Gentleman, als ihre Eltern ihm je zugetraut hatten, erklärte er, dass ihre Mitarbeit eine gute Werbung für das Projekt war und ihnen helfen würde, noch mehr Wohnraum für Bedürftige zu schaffen.
    Als Ashley das Maßband auszog, rollte es sich sofort wieder auf. Das einzige Messgerät, das sie – abgesehen von denen, die man zum Kochen brauchte –jemals benutzt hatte, war ein Lineal. Während sie es erneut versuchte, wies Matt die Presse darauf hin, dass sie genau dort standen, wo angerührter Mörtel verschüttet worden war.
    Gene kam zu Ashley und zeigte ihr, wie man das Maßband arretierte. Sie lächelte ihm dankbar zu, maß die ersten achtzehn Zoll auf dem Boden ab und markierte sie mit dem Bleistift, während Matt jemanden bat, die Baustelle abzusperren, um Schaulustige fern zu halten. Ein verärgertes Gemurmel verriet, dass die Reporter gerade auf ihre Schuhe gesehen hatten.
    Ashley kniete auf dem Zement, arbeitete weiter und tat dabei das, was sie seit fast einem Monat tat – sie versuchte, nicht an Matt zu denken. Und auch nicht an den Schweiß, der sich zwischen ihren Schulterblättern sammelte.
    Sie war erst zehn Minuten hier und brauchte schon eine Dusche. Im Haus zu arbeiten bewahrte sie natürlich vor neugierigen Blicken, und im Moment war sie im Schatten, aber die Wände hielten auch die kühlende Brise ab.
    Sie schlug nach etwas, das ihr in den Nacken stach, und stand dann auf. Sie hatte das Ende des Balkens erreicht und brauchte Ed.
    Was immer sie gebissen hatte, kam zurück, oder es hatte einen Freund. Sie rieb sich den Arm mit dem zweiten Stich, und als sie sich umdrehte, sah sie die brünette Fernsehreporterin aus Sarasota hereinkommen.
    „Ich mache die Anmoderation dort drüben“, sagte sie zu ihrem

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