Das Herz einer Frau
nehmen.“
„Die sind beschäftigt. Deshalb frage ich Sie.“ Sie lächelte. „Sie haben doch nichts zu tun, oder? Und was ist mit Andy?“ Der Tontechniker war kurz vor dem Einschlafen. „Wenn er sein Mikro irgendwo festmacht, können Sie beide mitmachen.“
„Noch besser. He, Andy“, rief Ron und ging zu ihm. „Das Mikro kommt auf einen Ständer. Du brauchst die Hände frei.“
Aus den Augenwinkeln sah Ashley Ed auf sie zukommen. Er nahm den Zahnstocher aus dem Mund und kratzte sich das Kinn. „Was haben Sie vor?“
fragte er.
„Ich tue uns allen einen Gefallen.“ Sie wollte Ed nicht sagen, dass sie es nach nur zwei Tagen leid war, dauernd beobachtet zu werden. Schließlich war sie damit einverstanden gewesen. „Da uns jetzt einer unserer besten Helfer fehlt, dachte ich mir, ich besorge uns ein paar neue. Matt wird doch nichts dagegen haben, oder?“
„Matt hat nie etwas gegen Helfer. Aber Sie wollen sie anlernen?“
„So gut ich kann.“ Seine Skepsis kränkte sie nicht. Sie war alles andere als eine Expertin, aber sie lernte schnell. „Aber es wäre gut, wenn Sie hin und wieder ein Auge auf uns werfen würden.“
Ed nickte langsam und musterte die beiden neuen Mitglieder seines Teams. Sie waren jung und kräftig. „Holen Sie ihnen Schutzbrillen. Wir haben noch eine halbe Stunde.“ Er wandte sich ab. „Ach, und Miss Kendrick. Matt kommt heute nicht mehr auf die Baustelle, also fahren wir mit Dale zum Motel zurück. Matt bleibt im Krankenhaus, bis Gene genäht ist, und bringt ihn nach Hause.“
„Das ist sehr nett von ihm.“
Ed zuckte mit den Schultern. „So ist Matt eben.“
So ist Matt eben.
Für den Rest dachte Ashley über diese Worte nach. Ed hatte sie so gesagt, als hätte er Matt nie anders gekannt. Als freundlichen und fürsorglichen Menschen, der nicht nur an seine eigenen Bedürfnisse dachte. Dass er Shelter half, hatte sie bereits gewusst. Aber jetzt begann sie zu begreifen, wie sehr seine Männer ihn respektierten. Wohl auch, weil er sich nicht schonte. Er hatte noch andere Projekte, an denen er nach Feierabend arbeitete.
Sie saß in ihrem Bett und versuchte, in dem Bestseller zu lesen, den sie mitgebracht hatte. Aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, weil sie immerzu an Matts wundersame Wandlung denken musste. Als sie gerade einen Abschnitt überflog, den sie schon zwei Mal gelesen hatte, kamen draußen schwere Schritte näher. Ihr Herz schlug schneller, als sie an ihrem Fenster vorbeigingen und abrupt stehen blieben.
Sie hatte den ganzen Abend auf Matt gewartet, um zu hören, wie es Gene ging.
Aber sie gestand sich ein, dass das nicht der einzige Grund war. Sie wollte ihn sehen. Vielleicht wollte sie auch nur herausfinden, wer Matt wirklich war. Also sprang sie vom Bett, zog den Kimono fester um das noch kürzere Schlafshirt und ging ans Fenster. An den letzten beiden Abenden hatte sie zwei Mal Eis aus der Maschine drei Türen weiter holen wollen und beide Male den dunkelhaarigen Paparazzo bemerkt, der von der anderen Seite des Innenhofs aus ihr Zimmer beobachtete. Als sie vorsichtig durch den Spalt im Vorhang lugte, sah sie, wie Matt weiterging.
Zunächst wollte sie die Tür aufreißen und ihn rufen, doch dann fiel ihr der Paparazzo wieder ein. Sie überprüfte, ob sie sie wirklich verriegelt hatte, und klemmte den Stuhl fester unter die Klinke. Vielleicht hatte Matt ja auch gar nicht mit ihr reden wollen.
Drei Stunden später wurde sie mit Herzklopfen wach. Sie brauchte einen Augenblick, um sicher zu sein, dass sie nicht nur geträumt hatte. Irgendetwas hatte sie gerade geweckt.
Ihr erster Gedanke war sofort, dass der Paparazzo etwas im Schilde führte.
Der zweite war, dass es ebenso gut jemand anderes sein konnte.
Die Türklinke bewegte sich.
Ihr Herz schlug gegen die Rippen. Der Adrenalinstoß ließ sie hochfahren. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was ihre Eltern und die Sicherheitsleute ihr und ihren Geschwistern für einen solchen Fall eingeschärft hatten, da sie jederzeit mit übereifrigen Fans rechnen mussten – oder mit Entführern, die es auf ein Lösegeld abgesehen hatten. Natürlich konnte es auch ein gewöhnlicher Dieb sein, aber das beruhigte sie nicht sonderlich. Sie hatte absolut nichts, womit sie sich verteidigen konnte.
Der schmale Lichtstreifen, der aus dem Bad drang, reichte aus, um das Telefon auf dem Nachttisch erkennen zu können. Um in einem anderen Zimmer anzurufen, brauchte sie nur eine Sieben und dann die Zimmernummer
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