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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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lächelte sie. »Nein, es ist schon in Ordnung. Simon und ich wollen keine Kinder.«
    »Noch nicht«, erwiderte Daniel.
    Emma schüttelte den Kopf. »Wir haben beide viel zu tun. Ich arbeite Vollzeit im Forschungsinstitut, und Simon ist ebenfalls Wissenschaftler. Unsere Leben sind ausgefüllt. Wir haben einfach nicht das Bedürfnis nach Kindern.«
    Daniel runzelte die Stirn. Er wollte gerade etwas sagen, als er den Kopf hochriss und heftig auf die Bremse trat. Die Drahtkäfige, die hinten im Wagen aufgestapelt waren, flogen krachend um.
    Emma blickte suchend zu Boden, um herauszufinden, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, aber bevor sie etwas entdeckte, war Daniel bereits aus dem Wagen gesprungen. Den Motor ließ er laufen. Er bückte sich und hob etwas Gelbes auf. Es sah aus wie ein Rohr, etwa so groß wie seine Hand. Hastig schwang er sich wieder auf den Fahrersitz und reichte Emma eine Plastiktaschenlampe.
    »Die Kamelspuren waren daneben. Menschenspuren habe ich keine gesehen. Sie ist wahrscheinlich aus der Satteltasche gefallen.« Daniel gab Gas, und der Landrover machte einen Satz nach vorn. Die Entdeckung der Taschenlampe schien Daniel anzuspornen, denn er fuhr schneller als vorher. Emma hielt sich mit einer Hand an der Tür fest und stützte sich mit der anderen am Armaturenbrett ab.
    Sie sah den Baum als Erste – den weißen Streifen am Stamm, wo ein Ast weggerissen worden war. »Sehen Sie, dort!«
    Daniel hielt an. Dieses Mal machte er den Motor aus und zog die Handbremse an.
    »Dort waren die Kamele angebunden«, sagte er. »Sie können an den Hufabdrücken sehen, dass sie in Panik geraten sind.«
    Emma folgte seinem Blick, als er die Umgebung musterte. Nicht weit entfernt war ein langer schmaler Steinhaufen. Er hatte genau die richtige Breite und Länge für ein Grab. Der große Felsblock an einem Ende sah sogar aus wie ein Grabstein. Emma hatte auf einmal einen Kloß im Hals.
    »Bleiben Sie hinter mir«, sagte Daniel, als sie aus dem Landrover stiegen. »Ich muss mir erst den Boden anschauen.«
    Vorsichtig bewegte er sich zu dem Steinhügel, wobei er aufmerksam nach rechts und links blickte. Er hatte nackte Füße, und seine dunkle Haut war mit hellem Staub bedeckt. Emma beobachtete ihn. Er bewegte sich wie ein Tänzer in Zeitlupe. Trotz seiner modernen Kleidung wirkte er wie eine Gestalt aus der Vergangenheit.
    Emma blieb dicht hinter ihm und schaute über seine Schulter nach vorn. Der Boden war größtenteils steinig, so dass man keine Spuren sah, aber an den sandigen Stellen war der Boden zerwühlt.
    »Hyänen waren hier«, sagte Daniel, ohne sich umzudrehen. »Ein ganzes Rudel.«
    Nervös blickte Emma sich um, sagte aber nichts. Als sie weiterging, richtete sie den Blick starr auf Daniels Rücken. Das weiße T-Shirt spannte sich über seinen Schultern. Kurz vor dem Hügel blieb er plötzlich stehen und griff hinter einen abgeflachten Felsblock. Er zog einen Lederbeutel hervor und legte ihn oben auf die Felsplatte.
    Emma betrachtete den Beutel aus abgewetztem, aber festem Leder einen Moment lang. Dann hob sie die Klappe und schaute hinein. Die Tasche war tief, und sie konnte nicht alles erkennen, was darin war. Mit einem raschen Blick zu Daniel drehte sie den Beutel um und leerte den Inhalt auf den Felsen aus. Eine Tube Insektenmittel. Eine Taschenbuchausgabe des zweiten Harry-Potter-Bandes. Batterien. Ein Sonnenhut. Und eine große Plastiktüte voller weißer Tabletten. Emma beugte sich darüber, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Auf jeder Tablette war ein einfaches M aufgedruckt.
    »Das ist Morphium«, sagte Daniel. »Die billige Version, die in Afrika verkauft wird.«
    »Es ist ziemlich viel. Zu viel für eine Person – selbst wenn sie sehr krank war.«
    Sie wollte gerade die Sachen wieder in den Beutel packen, als eine schwarze Brieftasche aus einer Seitentasche herausrutschte. Sie ergriff sie und spürte das weiche, abgenutzte Leder an ihrer Handfläche. Als sie sie aufklappte, stieß sie auf ein Foto, das in einem der Plastikfächer steckte. Eine blonde Frau und ein Kind, die Arm in Arm nebeneinanderstanden.
    »Sie sehen aus wie Mutter und Tochter.« Sie hielt Daniel das Foto hin. »Sie haben die gleiche Haarfarbe und die gleichen Augen.«
    Beide trugen afrikanische Kleider aus traditionellen Stoffen und Perlenarmbänder an den sonnengebräunten Armen. Touristen ließen sich so fotografieren, um wie Einheimische zu wirken. Die Mutter trug sogar Sandalen aus alten Autoreifen. Emma

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