Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
T-Shirt klebte. Überall waren Schmutzflecken, die die kleinen Hufe hinterlassen hatten. Sie musste daran denken, wie sanft und sicher er mit dem Lämmchen umgegangen war.
Sie nickte langsam. »Okay. Lassen Sie uns fahren.«
3
D as Gelände war flach und offen, und Daniel fand problemlos einen Weg über die Ebene, wenn auch der alte Landrover bei jedem Schlagloch auseinanderzufallen schien.
»Sehen Sie sich überall um«, sagte er zu Emma. Er hielt den Blick fest auf den Boden vor sich gerichtet, wo schwache Hufabdrücke von den Kamelen zu erkennen waren. »Wenn Sie etwas Ungewöhnliches erkennen, sagen Sie es mir.«
Emma studierte die Landschaft und suchte nach irgendeinem Zeichen der Kamelbesitzerin: einen Farbfleck; der Umriss einer Person; etwas, das sich bewegte. Aber es gab kein Anzeichen dafür, dass jemals ein Mensch in diesem Gebiet gewesen war. Es gab nichts, weder Straßen noch Wege, weder Hütten noch Brunnen oder Viehweiden wie die, die sie auf der Reise zur Station gesehen hatte. Ihr war bewusst, dass dies hier kein guter Ort war, um liegenzubleiben. Sie spähte durch die Windschutzscheibe. Spinnweben klebten innen am Glas, und außen war es staubverkrustet. Der Scheibenwischer auf ihrer Seite funktionierte wahrscheinlich schon seit Jahren nicht mehr, dachte sie. Sie blickte zu dem einfachen Armaturenbrett – aber dann blickte sie schnell wieder weg. Es war besser, nicht über Benzin, Ölanzeige oder Motortemperatur nachzudenken …
Sie schaute auf ihre grüne Tasche, die sie neben ihre Füße gestellt hatte. Als sie beschlossen hatte, mit Daniel mitzufahren, war sie ins Haus gerannt, um sie zu holen, während Daniel eine Nachricht für Mosi geschrieben hatte. In den vielen Seitentaschen und Reißverschlussfächern befanden sich alle Dinge, die sie in Afrika zu brauchen glaubte – einschließlich Sonnenschutz, besonders starkem Insektenschutz, antibakteriellem Gel, einem Päckchen feuchte Tücher, Pflaster, Antiseptikum, Erfrischungstücher und ein paar Medikamenten. Sie hatte sie zwar für eine Luxus-Safari gepackt – nicht für eine Rettungsmission –, aber trotzdem fand sie die prall gefüllte Schultertasche beruhigend.
Sie kamen in eine Gegend, wo die Erde nackt und von der Sonne gehärtet war. Daniel fuhr langsamer. »Ich habe die Spur verloren.« Er richtete sich auf und beugte sich aus dem Fenster, um besser sehen zu können. Nach ein paar Minuten setzte er sich wieder und beschleunigte. Emma entspannte sich, weil sie vermutete, er habe die Spur wiedergefunden. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Er war ganz anders als Mosi. Der Safari-Fahrer hatte ein rundes Gesicht, das zu seiner Figur passte. Auch Daniels Gesicht passte zu seinem Körper: Er war schlank und gutgebaut. Seine Haut schimmerte in der Sonne, die seine Wangenknochen, den Schwung seiner Lippen und die Form seiner Nase hervorhob. Emma stellte fest, dass er Fältchen an den Mundwinkeln hatte. Wahrscheinlich lächelte er oft, dachte sie. Sie entdeckte jedoch auch etwas Ernstes, beinahe Feierliches an ihm. Da sie nicht wollte, dass er sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte, drehte sie hastig den Kopf weg, als er sich zu ihr wandte, um etwas zu sagen.
»Wir sind jetzt in der Wüstensavanne.« Er wies auf die Umgebung. Es gab kaum Bäume; und die wenigen, die hier wuchsen, waren niedrig und kümmerlich. Die Luft war heiß. Der Boden bestand aus grauem Sand, der mit kleinen Steinen durchsetzt war. Die größeren Felsen waren grobe schwarze Klumpen, mit Löchern übersät. »Sie sehen«, fügte Daniel hinzu, »dass es nicht wirklich Wüste ist. Das ist nur das englische Wort, das die Leute benutzen. Auf Swahili nennen wir es nyika – ›das wilde Land, wo niemand lebt‹. Sie wissen ja sicher, dass Tansania früher Tanganyika hieß. Es bedeutet, ›das wilde Land hinter der Stadt Tanga‹.«
Emma war sich nicht sicher, ob sie den alten Namen des Landes schon einmal gehört hatte, aber sie nickte. Sie fuhren jetzt direkt auf den Berg zu. Er war zwar noch weit entfernt, aber es hing nicht mehr so viel Staub in der Luft, und sie konnte ihn deutlicher erkennen. Überrascht stellte sie fest, dass die oberen Hänge des Berges weiß waren.
»Auf dem Berg liegt ja Schnee!«
»Das ist weiße Lava«, sagte Daniel. »Es ist ein ungewöhnlicher Vulkan. Für die Massai ist er ein ganz besonderer Ort – der Berg Gottes.«
Emma blickte in die Ferne. Die Landschaft hatte etwas Irreales – die schwarzen Felsen, die grauen
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