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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Wachtposten. Sie hatte den Kopf gehoben und ihren Blick fest auf die nächstgelegene Hütte gerichtet – die Hütte, die George gehörte. Als Emma näher kam, hörte sie, wie der alte Mann sich drinnen bewegte. Sie blickte sich um und sah Daniel bei Ndisi am Kochfeuer sitzen.
    Angel lag mit den Jungen an Moyos Vorderläufen. Die Löwenjungen schliefen, aber das Kind war noch hellwach und beobachtete wachsam die Szene.
    Schmerzliches Mitgefühl für das kleine Mädchen stieg in Emma auf. Am liebsten hätte sie sich über sie gebeugt und ihr einen Gutenachtkuss gegeben. Aber Angel lag zu nahe bei den drei Jungen, und Emma erinnerte sich an Georges Warnung, nie ein Löwenjunges ohne Aufforderung zu berühren. Und außerdem würde Angel es auch gar nicht wollen. Emma dachte daran, wie sie es empfunden hatte, wenn Frauen sie liebkosten, die glaubten, ihr die Mutter ersetzen zu können.
    »Gute Nacht, Angel«, sagte Emma leise.
    »Gute Nacht«, erwiderte Angel. Sie klang höflich, aber reserviert. So verhielt sie sich schon die ganze Zeit. Zwar blieb sie nah bei Moyo, aber sie schien keine Angst zu haben. Sie wirkte eher so, als ob sie alles aus der Distanz beobachtete, ohne etwas von sich preiszugeben. Unter Emmas Blick rollte sie sich zusammen, drehte der Löwin den Rücken zu und schloss die Augen.
    George kam aus der Hütte, einen dreibeinigen Hocker in der einen und eine große Plastiktaschenlampe in der anderen Hand. Er hatte Shorts und Safariweste ausgezogen und sich ein afrikanisches Tuch um die Taille geschlungen. Er stellte den Hocker neben das Campingbett und legte die Taschenlampe darauf.
    Leise, um Angel nicht zu wecken, sagte er zu Emma: »Ich hoffe, es ist bequem genug für Sie.« Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Oberlippe, eine Angewohnheit, die Emma schon öfter bei ihm beobachtet hatte. »Hier ist leider alles recht einfach.«
    »Es ist alles in Ordnung«, erwiderte Emma mit fester Stimme. Sie mochte diesen sanften, gastfreundlichen Mann gerne, und ganz gleich, wie primitiv die Hütte sein mochte, sie war fest entschlossen, sich nicht zu beklagen.
    »Dann gute Nacht«, sagte George.
    »Gute Nacht.«
    George schlug seine Bettdecke zurück und legte sich ins Bett. Der Holzrahmen des Feldbetts ächzte. George lag auf dem Rücken, das Gesicht dem Himmel zugewandt, als ob er die Sterne, den Mond und beim Aufwachen das Licht der Morgendämmerung sehen wollte. Moyo beobachtete ihn, bis er ganz ruhig dalag und gleichmäßig atmete. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Angel zu, beugte ihren großen Kopf über den kleinen Körper und fuhr zärtlich mit dem Maul über den blonden Haarschopf.
    Emma betrachtete Angel. Sie atmete langsam und gleichmäßig und wirkte völlig entspannt. Das Mondlicht glitt über ihre Haare und ihre Wangen. Sie war wirklich ein kleiner Engel, verloren in ihren Träumen. Aber dann stellte Emma fest, dass die Augenlider flatterten. Anscheinend schlief sie nicht wirklich tief. Vielleicht war sie übermüdet, dachte Emma. Sie hatte manchmal gehört, wie Eltern das sagten, bei den seltenen Gelegenheiten, wenn Simon und sie bei Familien mit Kindern eingeladen waren. Das Wort wurde mit leichter Verzweiflung ausgesprochen, wenn die Kinder spielten und redeten und die Abendunterhaltung der Erwachsenen störten. Simon hatte Emma dann Blicke zugeworfen, in denen nur zu deutlich die Erleichterung darüber stand, dass sie einen anderen Weg eingeschlagen hatten.
    Der Gedanke an diese behüteten, sorglosen Kinder weckte in Emma erneut Bewunderung für Angel. Sie war so anders – aber natürlich, das musste ja so sein. Sie besaß eine innere Kraft, die diese Kinder nie entwickeln mussten oder konnten. Emma dachte daran, wie sie in Angels Alter gewesen war. Sie war auch stark gewesen. Susans häufige Abwesenheit hatte sie sicherlich darauf vorbereitet, dass sie irgendwann nicht mehr zurückkommen würde. Aber nachdem die Krise wegen des Todes von Susan überstanden war, hatte Emma sich völlig leer gefühlt, als ob all ihre Stärke verbraucht sei. Rückblickend konnte sie erkennen, dass sie sich danach nicht nur an Menschen gebunden hatte, die sie verlassen würden, sondern sie hatte auch immer diejenigen ausgesucht, die die Rolle des Starken übernahmen.
    Emma erinnerte sich daran, wie sie damals Simon kennengelernt hatte. Es war bei einer Konferenz über das Sicherheitstraining bei Exkursionen für Wissenschaftler gewesen. Emma nahm nur deshalb daran teil, weil sie in ihrem Labor

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