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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Dorf, die eine Steinmauer zwischen zwei Feldern ausbesser ten.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie schließlich mit leiser Stimme.
    »Dann müssen wir uns vielleicht mehr anstrengen.«
    Wenn Lilliane durch seine groben Worte nicht so ge kränkt gewesen wäre, hätte sie die Spannung in seiner Stimme bemerkt. Aber sie hörte nur, auf welch beiläufige Weise er über ihre zukünftigen Kinder sprach, fast als ob er über die Zucht von Krieg s pferden spräche.
    Um sich zu schützen versuchte sie, den gleichen nachläs sigen Ton anzuschlagen. »Ich werde meinen ehelichen Pflichten so lange nachkommen, wie du den deinen. Ich wer de dir die Erben geben, die du dir wünschst, und du wirst Orrick für sie sicher machen.«
    »Ja, ich werde Orrick für meine Kinder sicher machen. Aber nur für die meinen.«
    Bei dieser merkwürdigen Bemerkung riskierte Lilliane einen schnellen Blick. »Oh, natürlich… Oh. Du meinst Elyse. Nun, für sie ist sicher gesorgt.«
    Corbett antwortete nicht, und nachdem er ihr einen har ten, s u chenden Blick zugeworfen hatte, bei dem sie das Gefühl hatte, vollkommen nackt dazustehen, wandte er die Au gen ab. Erst in diesem Augenblick verstand sie. William hatte Corbett dazu gebracht, ihre Treue zu bezweifeln, und jetzt konnte er nicht anders, als jedes Kind, das sie ihm ge bar, mit Argwohn zu betrachten. Einen Augenblick lang hatte Lilliane mit Corbett Mitleid. Er war ein stolzer Mann und würde sich sein eigenes Kind wünschen. Aber sie war ihm treu gewesen, wie sie sich jetzt ins G e dächtnis rief. Sie verdiente ein solches Misstrauen einfach nicht.
    Als sie in unbehaglichem Schweigen weiterritten, suchte Lilliane nach den richtigen Worten, damit er ihr Glauben schenkte. Als sie sich schließlich den starken Mauern Orricks näherten, wagte sie zu sprechen.
    »Du darfst nicht an meiner… du darfst nicht an mir zwei feln«, stotterte sie.
    »Warum nicht?«
    Sie spürte die Kälte seines Misstrauens erheblich schärfer als die des beißenden Windes, und sie fröstelte, als sie sagte: »Weil ich dazu erzogen wurde, eine Lady zu sein. Und eine Lady hätte sich niemals so schlecht verhalten, wie du es von mir annimmst.«
    Ein paar hoffnungsvolle Sekunden dachte sie, dass er ihr Glauben schenkte. Aber dann ließ er ein düsteres Lachen er tönen.
    »Wurdest du erzogen, deinem Vater gegenüber ungehorsam zu sein, wie du es warst, als du vor unserer Eheschlie ßung die Flucht ergriffen hast?« Er ergriff ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ja oder nein?« Dann lachte er wieder. »Jedes Mädchen, das so ungehorsam ist, ist verdäch tig. Aber da ich das verschlagene Verhalten deines Vaters kenne, würde es mich nicht überraschen, wenn du diese Art von Betrug auf seinen Knien gelernt hättest.«
    Corbett zuckte bei dem kräftigen Schlag, den sie seiner Wange versetzte, noch nicht einmal zusa m men. Vielleicht wusste er, dass er ihn verdient hatte, aber so viel Anstand wollte Lilliane ihm gar nicht erst unterstellen.
    Einen Augenblick lang brachte er sein Pferd zum Stehen, und daraus zog sie ihren Vorteil. Ohne viel Federlesens ließ sie sich vom Rücken des Pferdes heruntergleiten. Sie fiel auf die Knie, aber sofort war sie wieder auf den Beinen und rannte auf Orrick zu.
    Corbett folgte ihr nicht, bis sie die Zugbrücke überquert hatte und wohlbehalten im Schlosshof angekommen war. Dort hielt sie sich jedoch nicht lange auf. Ohne ein Wort mit irgend jemandem zu wechseln, stürmte sie durch die große Halle und die zugige Treppe hinauf in ihr Schlafgemach. Dort schlug sie die Tür zu und zerrte eine schwere Truhe da vor. Dann fiel sie zu Boden und schluchzte herzzerreißend.
     

20

    Er kam jede Nacht zu ihr.
    Er kam in der Dunkelheit, wenn es im Schloss ruhig war und alle schliefen. Aber Lilliane schlief nie.
    Vielleicht war es ein Pakt, den sie miteinander geschlossen hatten, obwohl sie niemals darüber sprachen. Am Tage arbei tete sie bis zur Erschöpfung in der Vorbereitung der langen Festlichkeiten, die vor ihnen lagen. Die Zimmer mussten hergerichtet, Fackeln und Kerzen verteilt werden. Lebensmitte l vorräte und die geplanten Mahlzeiten mussten durchgerech net werden. Diese Vorbereitungen, die neben den täglichen Routineaufgaben zu erledigen waren, hielten sie den ganzen Tag auf Trab. Sie begann noch vor dem Morgengrauen und ar beitete noch lange, nachdem die Nacht hereingebrochen war.
    Während dieser langen, ermüdenden Stunden sah sie Corbett nur selten. Er war immer schon gegangen,

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