Das Herz Von Elowia
nicht genug. Aber darum geht es auch nicht, also lenk nicht ab, sondern sag mir, was du von mir willst, Barrn.« Sie konnte nicht aufhören, seinen alten Namen auszusprechen. Der Klang der vertrauten Buchstaben ließ sie für einen Moment vergessen, wem sie da eigentlich gegenüberstand.
Der Prinz machte eine hilflose Geste, bevor er die Arme vor seiner Brust verschränkte. »Da bin ich mir selbst noch nicht sicher.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, zischte sie ihn wütend an. »Ich habe deine Spielchen satt. Entweder du sagst mir jetzt, was du von mir willst oder ... « Sie stockte. Ihr fiel beim besten Willen keine passende Drohung ein und umso länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam ihr jede Art von Drohung unsagbar lächerlich vor, denn was hätte sie schon gegen ihn ausrichten könnten? Und Barrn schien der gleichen Ansicht zu sein, denn er schenkte ihr nur ein müdes Stirnrunzeln. Sie ließ den Satz daher unbeendet, was ihm aber nicht die Wirkung einer ernsthaften Drohung verlieh, sondern eher trotzig wirkte.
Barrn tippte auf ihren Stein. »Ich will wissen, wer du bist und warum gerade du mich töten sollst.«
»Wer ich bin?« Sie konnte der Unterhaltung nicht mehr folgen und die Wende, die das Gespräch nahm, verwirrte sie. »Ich bin eine Rev, eine Rebellin und du bist ein Sucher und der Sohn des Herrschers, natürlich werden wir uns irgendwann töt...«
»Ich meinte eigentlich, warum mich dein Juwel vernichten wird. Deine Waffe, die dir mit deiner Geburt in die Wiege gelegt wurde«, unterbrach er sie ungehalten.
»Ich bin keine Waffe«, erwiderte sie ihm schroff.
»Doch, das bist du«, sagte er und lehnte sich an den Rahmen des Wagens. »Oder was glaubst du, wollen die anderen Diamantaner von dir?«
»Du meinst die Sucher?«
Barrn schüttelte den Kopf. »Nein, was die wollen, ist klar. Sie sollen dich zu meinem Vater bringen, weil dein Juwel außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, die mein Vater für sich nutzen will.«
Sie verengte ihre Augen. »Die Rev?«
Er nickte. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher.«
»Was willst du der Rev unterstellen?«, entrüstete sie sich. »Dass sie die gleichen, niederträchtigen Motive haben wie die Sucher?«
Barrn lächelte traurig. »Du weißt nicht viel, stimmt's? Du bist ein naives Mädchen, wenn du glaubst, die Rev wäre die bessere Wahl für Elowia. Sie will doch auch nur an die Macht kommen und dabei spielen Gerechtigkeit und Gleichheit eine untergeordnete Rolle.«
»Wenn schon«, zischte Lilith. »Trotzdem sind sie immer noch das kleinere Übel. Sie lassen keine Kinder töten, so wie du es getan hast.«
»Kinder?« Barrn stockte. Sein ungläubiger Ausdruck verwandelte sich in wenigen Bruchteilen zu einer bitteren Grimasse. »Ich hab das nicht angeordnet.«
»Du warst also bei dem Massaker dabei?«
Zu ihrer Überraschung nickte er. »Ja. Alle in diesem Dorf haben den Tod verdient, nur die Kinder nicht. Ich wollte nicht, dass sie sterben.«
»Aha«, schnaufte Lilith. »Harmlose Dorfbewohner haben den Tod verdient, ja?«
Sein Blick veränderte sich und Lilith befürchtete schon, dass es ihr nun gelungen sei, ihn zu provozieren.
»Meine Liebe, du hast ebenso viele Diamantaner getötet, die eine Familie und ein Leben abseits des Krieges hatten, und das hat dich auch nicht gestört.«
Lilith strich sich gehetzt über ihre Kleidung. »Ich habe nur für den Frieden gekämpft. Für eine bessere Welt.«
Und genauso lächerlich, wie ihr jener Spruch vorgekommen war, zerriss ihn Barrn auch mit beißendem Spott in der Stimme: »Sicher, wir kämpfen doch alle nur für den Frieden und niemals für unsere Steine, die wir nur zu gern, im Austausch gegen Macht, mit Blut füttern.«
Lilith verschränkte beleidigt ihre Arme. Sie hasste seine Art, wie er sie lächerlich machte.
Barrn stieß sich mit einem Schwung von dem Türrahmen des Wagens ab und sagte launisch: »Naives, dummes Ding. Ich werde dir etwas zeigen, was dir deine Augen öffnen wird.«
Liliths Stein zischte auf und weißes Licht brodelte über seine Oberfläche. »Mir ist es egal, was du mir zeigen willst. Ich werde dir, dem Mörder meiner Eltern, nicht vertrauen. Du kannst deine Lügen also für dich behalten.«
Barrn starrte sie finster an und begutachtete zeitgleich das Pulsieren ihres Steins, der mit jedem Aufglühen schwächer wurde.
»Deine Eltern«, sprach er bedrohlich, »wenn du sie so nennen magst, waren die größten Ungeheuer, die mir je begegnet sind.«
Lilith sprang ungeachtet ihres Zustandes
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