Das Hexen-Amulett (German Edition)
Waschraum auf die ersten Gegner. Er empfand wie seine Mutter: Dies war sein Zuhause, der Stammsitz der Lazender. Seine Wut verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Zwischen den steinernen Trögen, in denen das Leinzeug des Schlosses gewaschen wurde, schwang er sein Schwert. James Wright, der an seiner Seite kämpfte, schlug mit der Axt zu.
«Lazender! Lazender!» Toby brüllte den Schlachtruf und führte seine Männer hinaus in den dunklen Hof. Die verheerenden Auswirkungen der Explosion nahm er kaum wahr, denn schon sah er sich von den Rundköpfen umstellt. Vor ihm wehte ein Banner so nahe, dass er seine Aufschrift lesen konnte, einen Vers aus der Prophezeiung Jeremias: «Er wird sie schlagen mit der Schärfe des Schwerts.» Aber der, der schlug, war Toby. Vor Wut schäumend, brachte er den Standartenträger mit einem Hieb zu Fall und stieß sein Schwert in den Bauch eines Soldaten, der die Fahne wieder aufzurichten versuchte. Mit James Wright, der neben ihm die Axt kreisen ließ, setzte er sich dem Feind zur Wehr.
«Lazender! Lazender!»
Doch den Piken, jenen fünfzehn Fuß langen Stoßwaffen der Rundköpfe, war seine Klinge nicht gewachsen. Kaum hatte er eine beiseitegedrängt, stieß eine andere vor.
«Komm zurück, Toby!» James Wright hatte alle Rangordnung vergessen und sah in Toby nur noch den Freund aus Kindertagen, als er mit ihm durch die Wälder gestreift war. «Komm zurück!»
«Verfluchtes Pack!» Er hieb mit dem Schwert zu, hörte Eisen auf Eisen schlagen und sah plötzlich in den Reihen der Feinde das Feuer einer Muskete aufblitzen.
Ein brennender Schmerz durchfuhr ihn, und in seinen Ohren schwoll das Echo der klirrenden Klingen zu einem unerträglichen Kreischen an. Er ließ das Schwert fallen. Von Schmerzen geschüttelt, ging er zu Boden. Piken drangen auf ihn ein. James Wright versuchte, ihn in die Höhe zu hieven und zurückzuzerren, aber die Rundköpfe hinderten ihn daran. James wich zurück und suchte Zuflucht hinter den Mauern des Alten Hauses.
Ächzend wälzte sich Toby auf die Seite und versuchte aufzustehen, als eine im frühen Morgenlicht schimmernde Schwertklinge auf ihn niedersauste. Er verspürte einen schrecklichen Schmerz in der linken Hand, schrie auf und kippte zurück. Stiefel trampelten über seinen ohnmächtigen Körper hinweg. Lazen Castle war – wie so viele andere Häuser auch – durch Verrat gefallen.
«Seid tapfer!» Lady Margaret hatte die Frauen in die Galerie gerufen. «Seid tapfer!» Sie legte die Muskete auf den Tisch, der neben ihr stand, doch Campion sah, dass die Waffe nicht geladen war.
In den Gärten krachten Schüsse. Enid schrie. Lady Margaret fuhr wütend herum und herrschte sie an. «Sei still!»
Die Rufe der Sieger hallten durchs Schloss. Die Verteidiger waren gefangen genommen, entwaffnet und im Stallhof zusammengetrieben worden, wo die beiden verräterischen Kanoniere von ihren Rettern freudig begrüßt wurden. Ein Mann aus der Truppe von Hauptmann Tugwell riss sich das Lederwams vom Leib, sprang in den Graben und versuchte zu entkommen. Campion stand am Fenster der langen Galerie und sah, wie die Rundköpfe ihre Pistolen aus den Gurten zogen und feuerten. Auf dem grauen Wasser breitete sich ein roter Fleck aus. Andere Feinde drangen in die Kapelle ein. Campion ahnte, dass sie die ihrer Anschauung nach papistischen Altarschranken einreißen und den schweren Altar in die Mitte des Kirchenraumes schieben würden. Und wenn aller Schmuck zerstört oder verunstaltet wäre, würden sie sich damit brüsten, ein gottgefälliges Werk verrichtet zu haben.
«Campion, du weichst mir nicht von der Seite!», befahl Lady Margaret. «Enid. Sei still! Ich möchte deiner Mutter nicht sagen müssen, wie schwach du bist. Komm her, Campion.» Caroline, die einen Umhang über das Nachthemd geworfen hatte, stand rechts von ihrer Mutter, Campion links. Lady Margaret legte ihr einen Arm über die Schulter. «Sie werden dich nicht anrühren, Kind. Das lasse ich nicht zu. Der Name Lazender gebietet auch diesem Abschaum noch Achtung.»
Hunde bellten. Die Rufe und das Scheppern von Waffen waren nun schon von nahem zu hören. Aus den Küchen gellte ein Schrei. Beißender Rauch trieb durch die lange Galerie. Im Alten Haus rissen die Eroberer die Vorhänge von den Fenstern und feuerten mit ihren Musketen auf Möbel und Gemälde.
Campion war wie gelähmt vor Angst. Sie fragte sich, wie ihr wohl Ebenezer begegnen würde, und hoffte, in Gedanken nach jedem Strohhalm greifend, dass er als
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