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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Sie hörte, wie Hervey sie schreiend der Lästerung bezichtigte, doch sie betete weiter. «‹Und vergib uns unsere Schulden, wie wir vergeben unseren Schuldigern.›» Sie wappnete sich gegen den Hass der Menge. Der Hauptmann stand immer noch neben ihr. «‹Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.›»
    «Amen!», wiederholte spöttisch die laute Stimme.
    Sie schlug die Augen auf und sah einen berittenen Soldaten in Leder und Harnisch neben dem Karren. Mit der einen behandschuhten Hand zügelte er sein großes Pferd, die andere hielt das Gatter in Campions Rücken gepackt. Er sah sie an und zeigte ihr ein Gesicht von beispielloser Schrecklichkeit. Ein stahlgrauer Bart umwucherte einen breiten, grausamen Mund. Das eine Auge schien sie zu verspotten, über dem anderen lag ein seltsamer Lederflicken, der nicht nur das Auge, sondern auch einen Großteil der rechten Gesichtshälfte verdeckte und bis unter den Rand der Sturmhaube reichte. In seiner unsäglich wilden, furchterregenden Erscheinung wirkte er wie eine vom Krieg hervorgebrachte menschliche Bestie. Wie selbstverständlich beherrschte er die Szene vorm Tor. «Ist das die Hexe?»
    «Ja, Sir», antwortete der Hauptmann, der immer noch auf dem Karren stand.
    Der bärtige Reiter griff in seine Ledertasche und zog eine Schriftrolle daraus hervor, die, wie Campion sehen konnte, mit einer Schleife umwickelt war, an der ein großes rotes Siegel hing. «Ich habe hier einen Haftbefehl für sie.» Der Hauptmann nahm das Dokument entgegen, rollte es auseinander und krauste die Stirn.
    «Ihr seid Oberst Harries, Sir?»
    «Nein, ich bin der König von Spanien. Hat Er noch weitere dumme Fragen?»
    Merklich eingeschüchtert warf der Hauptmann einen zweiten Blick auf das Schreiben. «Scheint alles in Ordnung zu sein, Sir.»
    «Es scheint? Er zweifelt? Was erlaubt Er sich?» Oberst Harries legte eine in Leder gehüllte Hand an das ramponierte Heft seines Schwertes. «Ist nun alles in Ordnung, Grindskopf, oder nicht?»
    «Ja, Sir, ja!», beeilte sich der Hauptmann zu sagen.
    «Dann schneid das Weib los und gebt es mir.» Harries drehte sich im Sattel um und rief: Mason!»
    «Sir!» Einer der drei Begleiter des Oberst näherte sich auf seinem Pferd.
    «Sieh nach, ob das verdammte Boot da ist.» Dann wandte er sich wieder dem Hauptmann zu, der wie vom Schlag getroffen dastand und sich nicht rührte. Harries schmunzelte, was ihn nicht freundlicher aussehen ließ. «Wie heißt du, Junge?», fragte er mit gedämpfter Stimme.
    «Wellings, Sir. Hauptmann Robert Wellings.»
    «Schneid sie los, Wellings, oder ich schneide dir das Gekröse aus dem Leib. Beeilung!»
    Wellings hielt immer noch den Haftbefehl in der Hand und wusste nicht, was er tun sollte. Weil er kein Messer hatte, griff er schließlich, sichtlich verstört, nach seinem Schwert. Harries explodierte vor Wut.
    «Bastard! Hat sie dich etwa verhext?»
    Ehe sich der Hauptmann versah, hatte Harries seine lange Klinge gezogen. Er sah Campion an und brüllte: «Beug dich nach vorn, Hexe. Ich sagte, beug dich nach vorn!»
    Sie zerrte an der Fessel, die sie an den Karren gebunden hielt, zog die Schultern ein, als sie das Schwert durch die Luft zischen hörte, und spürte, wie die Klinge unmittelbar hinter ihrem Kopf herabsauste. Mit lautem Aufschrei stürzte sie nach vorn. Hauptmann Wellings fing sie auf. Harries hatte die Fessel zerschlagen, ohne ihr ein Haar zu krümmen, und steckte das Schwert zurück in die Scheide.
    «Was geht hier vor? Wer seid Ihr?» Der Vorgesetzte von Wellings eilte herbei, rot im Gesicht und offenbar verärgert über die Verzögerung. Die Zuschauermenge verlangte mit lautem Gebrüll, die Hexe brennen zu sehen.
    Harries streckte die Hand in Richtung Wellings aus. «Her mit der Rolle!»
    «Sir.»
    Oberst Harries wandte sich dem anderen zu. «Wie heißt du?»
    Der rotgesichtige Soldat krauste die Stirn. «Prior.»
    Harries blickte in die Runde der Soldaten und hielt die Schriftrolle in die Höhe. «Ich habe hier eine Vorladung der papistischen Hexe vor den Ausschuss für Sicherheit. Und das …», er deutete auf das Siegel, «ist das Siegel des Parlaments, heute Morgen aufgedrückt vom Sprecher des Unterhauses persönlich. Falls jemand Einwände hat, soll er sich jetzt zu Wort melden.»
    Niemand rührte sich, nur Oberst Prior erhob zaghaft Protest. «Sie soll doch gleich verbrannt werden.»
    «Brennen

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