Das Hexen-Amulett (German Edition)
ihr Gastgeber mit einem besonderen Abschiedsessen. Campion versuchte, ihre Freude über das baldige Wiedersehen mit Lady Margaret und Toby zu verbergen. Lopez konnte sie ihr trotzdem ansehen. «Euer Sir Toby darf sich glücklich schätzen.»
«Die Glückliche bin ich.»
«Werdet Ihr mir schreiben?»
Sie nickte. «Versprochen.»
Er prostete ihr mit seinem Weinglas zu. «Ich weiß Euch in guten Händen, Campion.» Er lächelte. «Und Vavasour wird die Siegel für Euch beschaffen. Es könnte eine Weile dauern. Geduldet Euch also. Nehmt einstweilen hiermit vorlieb.»
Er schob ihr etwas zu. Zuerst dachte sie, es sei das Siegel des Apostels Lukas, doch es war, wie sie bemerkte, eine Gutschrift. «Die könnt Ihr in Oxford einlösen.»
Sie schüttelte den Kopf. «Das kann ich nicht annehmen.»
«Warum nicht?», fragte er lachend. «Heiraten ist kostspielig, Campion. Ihr braucht ein Kleid, müsst Eure Gäste bewirten und Euch auch nach einer Bleibe umschauen. Nehmt es an. Ich bestehe darauf. Wenn die Siegel beisammen sind, könnt Ihr’s mir zurückzahlen.»
Er hatte ihr einen Wechsel über tausend Pfund ausgestellt, was sie in Verlegenheit brachte, zumal er ihr schon etliche neue Kleider gekauft hatte. «Vergesst nicht, dass Ihr selbst sehr reich seid, Campion. Für Reiche ist es ganz einfach, Geld zu leihen – im Unterschied zu denen, die es wirklich nötig haben. Nehmt es. Da wäre noch etwas …»
Sie sah ihn an und wusste, dass er ihr fehlen würde. «Was?»
Einem Zauberer gleich ließ er das Siegel in der Hand aufscheinen. «Auch das müsst Ihr mitnehmen.»
«Warum verwahrt Ihr es nicht?»
«Weil es für Euch besser ist, etwas in der Hand zu haben, das Euch Mut macht. Denn Mut werdet Ihr brauchen.» Er lächelte. «Gebt es, wenn Ihr wollt, Toby in Verwahrung.» Er legte das Siegel in die Mitte des Tisches. «Ich gebe Euch, was Euch gehört.»
Sie nahm das Schmuckstück in die Hand und spürte deutlich, dass sie sich mit ihm in große Gefahr bringen würde. «Werdet Ihr es behalten?», fragte Lopez.
«Ja.»
Er zeigte sich zufrieden und hob wieder sein Glas. «Recht so.»
Zwei Stunden nach Mitternacht, als der Wind durch die Haare der Verräter wehte, deren Köpfe auf dem Tor des Towers aufgespießt waren, schlich Vavasour Devorax wie eine große Katze auf Campions Schlafzimmer zu. Dass er getrunken hatte, war ihm nicht anzumerken. Er hielt eine Laterne in der Hand.
Lautlos öffnete sich die Tür. Er hatte die Angeln tags zuvor heimlich geschmiert.
Campion schlief. Sie lag auf der Seite und hatte ihren Kopf auf den angewinkelten Arm gebettet.
Eine Bodendiele knarrte. Devorax hielt inne. Das Mädchen fuhr mit der Zunge über die Lippen, rührte sich und war dann wieder still. Im schwachen Licht der Laterne sah der Eindringling das Siegel des Apostels Lukas neben dem Bett liegen.
Er nahm es an sich und schlich damit in seine Kammer. Auf dem Tisch vor der Wand lag eine kleine quadratische Scherbe aus dickem Glas, die er zuvor mit Öl bestrichen hatte. Er nahm nun die Kerze aus der Laterne, betropfte das Glas mit Wachs und drückte ihm das Siegel auf.
Er wiederholte den Vorgang zweimal, steckte die Kerze in die Laterne zurück und wickelte die Scherbe mit dem kostbaren Wachsabdruck zuerst in Musselin, dann in Wolle. Zum Schluss packte er das Bündel in ein kleines Holzkästchen. Auf Socken stahl er sich zurück in Campions Schlafzimmer und legte das Siegel neben das Bett auf den Boden. Wenig später hatte er auch alle Spuren seiner Tat auf dem Tisch in seiner Kammer beseitigt.
Mit einer entkorkten Flasche Wein in der Hand streckte er sich auf seinem Bett aus. Morgen würde er das Mädchen nach Oxford bringen und anschließend seine eigenen schlauen Pläne verfolgen. Ein Siegelabdruck reichte ihm dazu. Grinsend schloss er die Augen und setzte die Flasche an.
Vierter Teil
Die Siegel finden zusammen
26
Früher Morgen. Über dem Fischmarkt am Billingsgate kreischten die Möwen. Karren rumpelten durch die Straßen. Die Stadt erwachte. Eine Patrouille der Parlamentsarmee setzte die Fahndung nach Campion fort.
Marta Renselinck brachte ihr ein Kleid für die Reise. «Fragt mich nicht, warum, Campion, ich weiß es nicht. Der Schuft verrät mir nichts.» Devorax hatte das Kleid besorgt, ein billiges. Dazu eine passende Haube.
Mordecai Lopez gab ihr einen Kuss auf beide Wangen. «Vielleicht komme ich zu Eurer Hochzeit.»
Sie lächelte. «Vielleicht will mich Toby nicht mehr.»
«Ihr habt mir nicht
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