Das Hexenkreuz
soll.“
„Ich
verstehe… Der ältere Bruder der Fürstin gilt also nicht als vertrauenswürdig?“
„Leider,
doch wenn man Euch die Herausgabe der Fürstin verweigert, so wird man der Bitte
des Bruders entsprechen müssen.“
Die Tür
schwang auf und Piero stürmte herein. „Auf was für eine Mission habt Ihr mich
da gesandt, Pater? Es scheint, dass man in dieser Kirche noch nie etwas von
Eurem Pater Egidio gehört hat!“ Er entdeckte nun den russischen Botschafter.
„Seid Ihr nicht Prinz Galitzin, Gesandter der Zarin Katharina II.?“
„Der bin
ich. Zu Diensten, Cavaliere di Stefano.“ Der Russe hatte sich höflich erhoben.
Piero war nicht dumm. Ihm entging keinesfalls die angespannte Atmosphäre im
Raum. „Habe ich etwas versäumt? Habt Ihr Neuigkeiten über meine Schwester
erhalten?“
„In der
Tat“, ergriff Galitzin das Wort. „Ich kehre eben aus dem Apostolischen Palast
zurück, wo ich die Ehre hatte, sowohl Papst Clemens XIV., als auch Eure
Schwester sprechen zu dürfen.“
„Und? Habt
Ihr etwas erreicht? Wie geht es meiner teuren Schwester, der Fürstin Emilia?“
„Eure
Schwester hat mich beeindruckt. Sie wirkte sehr gefasst, obwohl dieser
nichtswürdige Konsultor Bertolli bereits begonnen hatte, sie hochnotpeinlich zu
befragen.“
Zu Pieros
Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass er bleich wurde. „Sie haben meine
Schwester gefoltert? Diese Feiglinge“, stieß er voller Verachtung aus. „Ich
werde sofort etwas dagegen unternehmen!“, rief er großspurig.
„Ich fürchte,
für heute sind uns die Hände gebunden, Cavaliere. Aber wenn Ihr erlaubt, möchte
ich Euch bitten, mich morgen früh in den Vatikan zu begleiten. Zwar hat der
Papst mir ausdrücklich zugesagt, dass Eure Schwester keine weiteren Schikanen
zu befürchten hat, doch ich traue diesem verschlagenen Ehrgeizling Bertolli
nicht über den Weg.“
„Selbstverständlich!
Ich stehe zu Eurer Verfügung, Prinz Galitzin. Ich selbst werde alles
unternehmen, um meine Schwester aus ihrer misslichen Lage zu befreien“,
erklärte Piero wichtig.
Donna Elvira
erhob sich. „Es war ein langer Tag für uns alle. Ich werde dafür sorgen, dass
wir ihn mit einer kräftigen Mahlzeit abschließen.“ Sie gab ihrer Tochter ein
Zeichen, ihr zu folgen. Serafina begriff, dass ihre Mutter sie unter vier Augen
sprechen wollte. Donna Elvira zog sie in eine Nische. „Ist dir auch
aufgefallen, dass Botschafter Galitzin nur eine Abschrift des Dokuments erwähnt
hat?“
„Schon, aber
ich habe mir nichts dabei gedacht. Worauf willst du hinaus, Mutter?“
„Darauf gibt
es nur zwei mögliche Antworten: Entweder Bertolli hat die Rolle längst und
verheimlicht dies vor dem Papst oder er hält tatsächlich nur eine Abschrift in
Händen.
Serafina
riss die Augen auf: „Du meinst, dieser Bertolli betrügt den Papst?“
„Ich tippe
eher auf die zweite Möglichkeit, die Abschrift. Damit stellt sich die Frage:
Von wem hat Emilia die Kopie erhalten und weit wichtiger, wo befindet sich derzeit
das Original?“ Ihre Mutter sah sie auffordernd an.
„Filomena“,
hauchte Serafina nach einer Schrecksekunde und ergänzte: „Emilia war gestern
Nacht bei ihr. Herrje, warum habe ich nicht früher daran gedacht?“
Ihre Mutter
lächelte: „Du solltest Filomena eine Nachricht senden und sie bitten, hierherzukommen.“
Serafina bemerkte,
dass ihre Mutter noch mehr ausbrütete.
„Was ist
Mutter?“
„Mir
bereitet Sorgen, dass nun auch Pater Baptista von der Abschrift weiß und seine
eigenen Vermutungen darüber anstellen wird. Ich frage mich, ob ihm die
besonderen Talente Filomenas bekannt sind?“
„Soll das
heißen, du traust ihm nicht? Aber ich dachte, ihr beiden stündet im besten
Einvernehmen?“ Serafina wirkte völlig perplex.
„Natürlich,
aber Pater Baptista ist auch Jesuit.“
„Und das
bedeutet…?“
„Das
bedeutet, dass er alles und jeden, einschließlich sich selbst opfern würde,
wenn es seinem Papst, seinem Orden, oder seinem Gott dient. Und zwar genau in
dieser Reihenfolge!“
„Ist das
nicht ein überaus harsches Urteil über einen Freund?“
„Er weiß,
dass ich weiß, wie er denkt. Das macht unsere Freundschaft so berechenbar. Wie
Pater Baptista gerne selbst zu sagen pflegt, alles eine Frage der Definition.
Ich werde jetzt gehen und die Küche auf Trab bringen. Du schreibst währenddessen
an Filomena. Sie soll den Dienstboteneingang nutzen. Besser Pater Baptista
erfährt nicht, dass wir nach ihr geschickt haben. Hungrige
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