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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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wieder
herunterlassen, ich bitte dich.“
    Der Riese
stellte sie behutsam ab. Sodann warf er sich vor ihre Füße, presste seine
Lippen mehrmals auf den Saum ihres Kleides, um endlich in ein gewaltiges
Schluchzen auszubrechen. Wo andere nur weinten, heulte er wie ein Steppenwolf.
Donatus beeilte sich, ihn von Emilia wegzuzerren und wieder auf sein Pferd,
einen gewaltigen Wallach, zu verfrachten. Dessen Beine wirkten massiv wie
Säulen und hätten sicher auch ein Dach getragen, trotzdem hatte es genug damit
zu tun, den schweren Russen zu bewältigen.
    Sodann
kehrten alle zusammen in der einzigen Herberge des Dorfes ein, einem einfachem
Steinhaus mit meterdicken Mauern, in dem es dunkel, aber angenehm kühl war.
Emilia zog sich sofort mit Donatus in eine stille Ecke zurück. Grigorowitsch
hatte inzwischen im Meer gebadet und saß mit feuchtem Haar vor einem Krug mit
Wasser. Man konnte seiner missmutigen Miene entnehmen, dass er etwas Stärkeres
bevorzugt hätte. Doch Serafina und Donna Elvira, die den Tisch mit ihm teilten,
ließen sich nicht erweichen.
    Nun erschien
der Koch mit einer riesigen Platte dampfender Schalentiere und stellte sie vor ihnen
ab. Grigorowitsch stürzte sich mit einer Gier darauf, als hätte er seit Tagen
nichts gegessen. Donatus runzelte missbilligend die Stirn. Emilia legte ihm die
Hand auf den Arm. „Lasst ihn, Meister Donatus. Ihr werdet auf der Überfahrt
noch genug Zeit haben, um ihm Manieren beizubringen.“
    Emilia hatte
ihm damit zu verstehen gegeben, dass er ihr auf ihrer Reise willkommen war.
Jeder andere hätte mit einem Anzeichen von Freude darauf reagiert. Donatus
hingegen neigte nur würdevoll den Kopf.
    Emilia
seufzte. Donatus würde sich nie ändern. Doch er war ihr genauso recht. Vor
allem war er die Verlässlichkeit und Umsicht in Person. Sie betrachtete ihre nunmehr
auf fünf Köpfe angewachsene Reisegesellschaft, für die sie von heute an die
Verantwortung trug. Morgen würde sie ihre beiden Kinder, Vico und Sascha, endlich
wieder in die Arme schließen. Als Wermutstropfen blieb, dass sie mit großer
Wahrscheinlichkeit ihren alten Vater nie mehr wiedersehen würde, und auch, dass
Emanuele zurückbleiben würde. Den Gedanken an Francesco versagte sie sich
gänzlich. Dabei hatten die Worte des Prinzen Galitzin über Francescos Reaktion
auf ihren Tod, erneut jene wahnwitzige Hoffnung in ihrem Herzen geweckt, die
einfach nicht sterben wollte.
    Doch mehr zu
erwarten, hieße das Schicksal herauszufordern.
     
    Der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfälle. Das Wetter war
gut und die Kutsche stabil - auch wenn sich Emilia vielleicht ein gebrochenes
Rad herbeigewünscht hätte, um die Reise dadurch zu verlängern. Jeder ferne
Hufschlag beschleunigte ihren Herzschlag. Am frühen Abend des zweiten Tages
erreichten sie ihr Ziel. Der Hafen von Civitavecchia präsentierte sich ihnen in
den irisierenden Strahlen der untergehenden Sonne, während ein Wald von
Segelschiffen seine Masten wie Finger in den rotglühenden Himmel reckte.
    Die kleine
Gruppe trennte sich. Die drei Frauen und Grigorowitsch begaben sich zur Villa
im antiken römischen Stil, die etwas zurückgesetzt auf einer Anhöhe den Hafen
überblickte. Sie stammte noch aus dem Erbe des Herzogs von Pescara. Emilia und Fürst
Wukolny hatten sie gelegentlich als Zwischenstation benutzt, wenn sie zu einer
ihrer gemeinsamen Reisen aufgebrochen waren.
    Donatos
würde den Hafenmeister aufsuchen, um sich zu erkundigen, ob Emilias Schiff, die
Cassiopeia, bereits vor Anker lag oder es Nachricht gab, wann mit ihrem
Eintreffen zu rechnen war. Falls sie bereits vor Anker lag, hatte Emilia
Donatus gebeten, deren spanischen Kapitän Morales gleich zu ihr zu bringen.
Morales war zwar Sergejs Mann gewesen und der Fürst hatte große Stücke auf ihn
gehalten, leider aber galt der Spanier als schwierig im Umgang. Emilia zog es
daher vor, ihm persönlich die Nachricht zu überbringen, dass sie mit ihrer
Familie an Bord kommen würde.
    Die
Begrüßung durch ihre Kinder verlief herzzerreißend. Sie stürzten sich beide
gleichzeitig auf Emilia und klammerten sich an sie, als ob ihre empfindsamen
Kinderseelen von den Stürmen wussten, die ihre Mutter in der letzten Zeit
umtost hatten. Auch die drei Hunde waren kaum zu bändigen.
    Während sie
ein leichtes Abendmahl einnahmen, kehrte Donatus tatsächlich mit dem
hochgewachsenen Spanier zurück. Seiner verkniffenen Miene konnte man entnehmen,
dass den Kapitän der Cassiopeia die Anwesenheit der

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