Das Himmelbett
gute Zeiten, viele Schlangen, dichte Schlangen, schläfrige Schlangen. Also, ein Schrei kann retten... aber jetzt ist es zu spät. Das Spiel ist im Gange, und Sie haben sich einfach hinzugeben, na, entspannen Sie sich endlich, ich hab keine Lust, an Denkmälern rumzufummeln!
Haben Sie nicht gehört? Von jetzt an machen Sie, was Ihnen gesagt wird, verstanden? Sie haben doch bestimmt schon was von Lustmördern gelesen? Um ihren Willen durchzusetzen, machen die, was ihnen einfällt, wenn es bei denen erst mal gefunkt hat. Und bei mir hat’s verdammt gefunkt, das kommt von Ihren kleinen, stupsigen Titten, von Ihren prallen Schenkeln und Ihrem weichen, wippenden Hintern, den ich so gut durch den Stoff spüre, weil Sie nicht mal ein Korsett anhaben... welch ein glücklicher Augenblick, als mein Blick in der Schlange auf Sie fiel, mitten drin, an der Mauer in einer Ecke mit Schaufenster, die war für uns beide wie gemacht, so geschützt und doch mitten drin, ich Glücklicher... Man hat selten solches Glück wie in diesem Falle...
Sie fragen sich, wer ich überhaupt bin? Ich heiße >Kerl<... dieser verfluchte Rock sitzt wie angegossen, aber macht nichts, wir haben ja keine Eile, das würde bloß alles verderben... Bald wird der Rock wie eine aufgerollte Wurstpelle um Ihre Taille sitzen, warten Sie nur, und dann kann er auch nicht runterfallen und uns stören. Sollte er geknautscht werden, dann können Sie die Falten zu Hause wieder ausbügeln, das ist alles. Mit dem Schlüpfer muß ich leider etwas derber umgehen, den können Sie ja nicht einfach verlieren, wie sähe das aus... was sagten Sie? Pfeifen Sie auf die Leute, Mensch! Leute, sagte sie, Leute!
Ach, die sollten Sie bloß sehen. Die haben bloß billige Waren und Schlaf und ein bißchen Kälte im Kopf, denn es ist ja heute wirklich kalt, wenn wir beide auch nichts davon merken. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, daß die Leute uns noch nicht einmal angesehen haben. Das bringt mein Kunsthandwerk so mit sich, wissen Sie, ich bin stolz darauf, das sagen zu können, selbstverständlich, natürlich — niemand beachtet unser wunderbares Vorhaben... so, jetzt läßt mir der Rock freien Spielraum, wo habe ich denn...
Eine Schere, ja. Eine kleine, handliche Schere ist in einer solchen Situation angebracht. Ich schneide den Schlüpfer im Schritt auf, heißt das nicht so? Ich könnte ihn zwar auch zerreißen, aber ich bin nun mal gut ausgerüstet, und die Schere hat auch eine andere Aufgabe, die wichtigste. Aber nein, keine Angst, ich will sie Ihnen nicht reinrennen, und ich glaube auch gar nicht, daß das notwendig ist, in Ihrem Loch ist doch bestimmt freie Bahn, oder?
Nein, ein kleines Löckchen zur Erinnerung, darauf bin ich aus. Sehen Sie, ich sammle Haarlöckchen von Weibern. Löckchen in allen Schattierungen, braun, schwarz, rot... wenn ich das Glück hätte, mal ‘nen Albino zu erwischen, dann wär’ meine Sammlung komplett, aber so ein Glück ist mir noch nicht widerfahren — noch nicht. Ich halte aber immer nach neuen Farbtönen Ausschau, das Kopfhaar führt oft zu ganz falschen Vermutungen, das ist mir aufgefallen. Hör mal, du kleines, blondes Weibchen, wer weiß, ob du nicht rothaarig bist. Da, jetzt habe ich das Haar, ich steck es in die Tasche, und zu Hause sammle ich es Strähne für Strähne, untersuche, rieche dran, vergleiche, erinnere mich. Ob dein Mann heute abend merkt, daß man dir das Gestrüpp beschnitten hat?
Ich heiße >Kerl<, ich will Ihnen eigentlich nur Gutes tun. Wenn ich Ihren weichen Bauch so streichle, steigt die Zärtlichkeit in mir auf. Das braucht Ihnen nicht leid zu tun, Ihnen braucht überhaupt nichts leid zu tun, nicht mal das mit dem Schlüpfer, den kann man im Schritt wieder zusammennähen. Sie haben dichte Wimpern, die gegen ihre Wangen beben. Das sehe ich von oben im Profil. Aber keine Tränen, wenn ich bitten darf. Tränen bedeuten Erlösung, und soweit sind wir noch nicht... Das Haar ist ein bißchen widerspenstig, wenn ich es bearbeite, dann bloß, damit der Saft kommt. Du sollst überlaufen, bevor ich mit dir fertig bin.
Mit Huren kann ich nicht, die sind die Halböffentlichkeit zu sehr gewöhnt. Nein, bei einer wie du, die heiser flüstert >die Leute<, bei der werde ich weich. Nur keine Angst, das gibt keinen Skandal. Was würdest du dazu sagen, in den Zeitungen als Frau beschrieben zu werden, die beim Schlangestehen ausgezogen und gevögelt wurde, ohne auch nur Zeit zu einem Schrei zu finden?
Alle Auswege, die du
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