Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
schlussendlich das, was mir zunächst nur als inneres Bild vor Augen stand, auch Realität wird.
Ist eine Idee gut, so wird sie sich wie eine Pflanze entfalten. In der Pflanze ist die Idee davon, wie sie einmal sein soll, schon angelegt. Und die Pflanze wird sich ganz automatisch diesem Idealbild annähern. Sie wird buchstäblich in ihre Idee hineinwachsen, ohne dass wir etwas Besonderes dazu tun müssten. In diesem Punkt bin ich sozusagen strikter Platoniker: Das Wesen einer Sache – nicht jedes ihrer Details – ist in ihrer Idee enthalten. Diese Idee, diese Form, muss sich in konkreten Dingen oder Handlungen materialisieren.
Sicher, wir alle wissen, dass am Ende so mancher Baum aus krummem Holze gewachsen sein wird. Heißt: Nicht immer wird eine Idee perfekt realisiert. Aber ohne das klare Bild, ohne die „vollkommene“ Idee wird eben überhaupt nichts wachsen. Genau deshalb will ich zu Beginn eines schöpferischen Prozesses ja in erster Linie eine Idee vermitteln – und nicht die Komplikationen, Fehler und Unzulänglichkeiten, mit denen wir es auf dem weiteren Weg selbstverständlich zu tun haben können, meist sogar zu tun haben werden.
Eine gute Idee trägt ihre Vision in sich. Wenn ich überzeugt bin, dass eine Idee richtig und gut ist, dann kann ich sie letztlich auch umsetzen. Bin ich nicht überzeugt, wird mir das nicht gelingen. Denn dann kann ich selbst nicht voll und ganz hinter meiner Idee stehen. Stehe ich aber hinter ihr, dann kann ich sie auch glaubwürdig anderen vortragen. Ebenso glaubwürdig kann ich die Ideen anderer Menschen vortragen und vertreten, wenn sie mich erst überzeugt haben. Das ist ein Mechanismus, der immer funktioniert. Wer von einer Sache nicht selbst überzeugt ist, der kann auch nicht überzeugend von ihr sprechen.
Cui bono?
Cui bono? – Wem nützt es? fragt eine alte lateinische Redensart. Jede gute und realistische Idee muss auch eine Antwort auf diese Frage enthalten. Menschen merken schnell, wenn jemand sich um das Thema herummogelt. Oder wenn einer sich in wolkige Bekenntnisse flüchtet, hinter denen nicht immer zu unrecht weniger edle Motive vermutet werden als die verkündeten. Wer ein neues Erfrischungsgetränk auf den Markt bringt, muss nicht gleich die Überwindung des Durstes für alle Zeiten verkündigen. Und wer anlässlich einer Detailkorrektur im System der Abrechnung zwischen Krankenkassen und Ärzten pathetisch verspricht, nun werde „es allen Kranken besser gehen“, der setzt sich erst recht dem Verdacht aus, hier gehe es mehr um die Interessen von Ärzten und Kassen statt jener der Patienten. Wenn einer andereMenschen vom Nutzen seiner Idee überzeugen möchte, ist er daher gut beraten, möglichst nahe bei der Wahrheit zu bleiben.
Gewiss wird jede gute und nützliche Idee die Welt in einem mehr oder weniger nennenswerten Sinne „besser“ machen. Doch wenn wir in der Rückschau über eine Zeit sagen, in dieser sei die Welt ein besserer Ort geworden, dann wird dahinter niemals eine einzige Idee gestanden haben. Ebenso wie etwa eine Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage sich nicht einer einzelnen politischen Entscheidung, einem wirtschaftlichen Faktor allein oder einer bestimmten Erfindung verdankt. Selbst eine Verbesserung der wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung des Einzelnen, eine Steigerung seines persönlichen Wohlbefindens, seiner Zufriedenheit hat selten nur eine Ursache.
Sodass beim Anpreisen einer Idee, aller Begeisterung zum Trotze, auch eine gewisse Bescheidenheit, jedenfalls das rechte Maß zu empfehlen ist. Wer zu große Versprechungen macht, steht schnell als „Weltverbesserer“ da – und die genießen nun einmal keinen besonders guten Ruf. Um es daher etwas nüchterner mit einem Begriff aus dem Marketing zu sagen: Eine Idee muss ein Nutzenversprechen beinhalten. Das heißt, es muss allen Beteiligten klar sein, was genau besser wird, wenn sie diese Idee verfolgen. Die Betonung sollte mehr auf dem Nutzen und weniger auf dem Versprechen liegen.
Dass eine Idee Begeisterung auszulösen vermag, ist ein emotionaler Wert. Mir ist es in diesem Fall gelungen, meine eigene Begeisterung spürbar zu machen und dadurch zu übertragen. Die Überzeugungskraft einer Idee hängt dagegen an konkreten, greifbaren und nachvollziehbaren Argumenten. Da appelliere ich an die Ratio der Menschen. Will ich zum Beispiel Mitarbeiter in unserem Unternehmen von etwas überzeugen, dann muss ich meine Idee im ersten Schritt logisch und
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