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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schnellte hoch. »Es tut mir Leid, dass ich das getan habe. Es war unbedacht und dumm, aber für mich war es in der
     Situation das geringere Übel.«
    »Mein Vertrauen missbraucht man nur einmal.« Wilson ging zum TER A-Haupteingang zurück. Timos Stolz erlaubte es nicht, jetzt noch um ein Zeugnis zu bitten.
    Er war allein, und er musste darüber nachdenken, was er von nun an mit seinem Leben anfangen wollte.
    Knapp eine Stunde später stieg Timo mit dem Schlüssel in der Hand die Treppe zu seiner Wohnung in der Rue Washington hinauf.
     Er merkte, dass Reija das Sicherheitsschloss offen gelassen hatte. Verärgert machte er die Tür auf und trat ein.
    Sogleich wich sein Ärger der Bestürzung. Die Wohnung war total verwüstet. Der Inhalt von Schränken und Regalen lag auf dem
     Fußboden verstreut, nicht ein Gegenstand befand sich mehr an seinem Platz.
    |129| Timo stieg über die Unordnung hinweg ins Schlafzimmer. Auch dort war der Inhalt des Kleiderschranks auf den Boden geworfen
     worden.
    Die Kopien des Seine-Materials waren weg.
    Plötzlich hielt er inne und lauschte. War da noch jemand in der Wohnung?
    Er fuhr herum, sah aber nichts als vollkommenes Chaos. Nun gab es niemand mehr, dem er davon Meldung machen, den er um Hilfe
     bitten konnte. Er konnte sich weder an die TERA noch an die SiPo wenden.
    Er ging durch die Wohnung und suchte nach Spuren. Vergebens. Hier waren Profis am Werk gewesen.
    Am schlimmsten war der Anblick von Aaros Zimmer: alle Schulbücher und -hefte auf dem Boden, Jeans und Sweatshirts kreuz und
     quer auf dem Bett. Timo schluckte und ballte die Fäuste.
    Auf einmal erstarrte er auf der Stelle. Wo war der Computer?
    Die Eindringlinge hatten ihn mitgenommen.
    Unter Timos Erschütterung mischte sich glühende Wut. Er griff nach dem Zettel in der Innentasche seiner Jacke, auf dem er
     die Schlüsselbegriffe des Seine-Materials notiert hatte. Dann nahm er einen Stift zur Hand, übertrug die Wörter auf die Rückseite
     eines Kassenbons und versteckte diesen in seinem Schuh.
    Vor der Hautür hörte man Schritte. Timo schob den ursprünglichen Zettel wieder in die Jackentasche und war mit wenigen Sprüngen
     hinter der Tür. Jemand schloss die Tür auf.
    Reija betrat die Wohnung in einer langen lila Strickjacke.
    »Nicht erschrecken«, sagte Timo hinter der Tür. »Ich bin hier.«
    Mit großen Augen starrte Reija auf die Verwüstung. »Was   ...«
    »Einbrecher. Das kommt hier manchmal vor.«
    »Ich habe das Sicherheitsschloss   ...«
    »Niemand macht dir einen Vorwurf. Das sind Profis. Die lassen sich von Schlössern nicht abhalten.«
    Reija sah sich das Chaos in ihrem Zimmer an. »Hast du schon die Polizei gerufen?«
    |130| Timo überlegte einige Sekunden. »Ja. Sie kommen, sobald sie Zeit haben. So was interessiert die nicht sonderlich. Hauptsache,
     sie stellen die Papiere für die Versicherung aus.«
    »Was ist denn geklaut worden?«
    »Hol Aaro vom Schulbus ab. Wartet dann im Park auf mich. Ich hol euch dort ab.«
    »Warum   ...«
    »Tu, was ich dir sage. Nimm was zu lesen mit.«
    Fieberhaft versuchte Timo einzuschätzen, ob das Haus noch sicher war oder nicht. Was wäre passiert, wenn die Eindringlinge
     Aaro und Reija angetroffen hätten?
    »Komisch«, rief Reija aus der Küche.
    »Was ist?« Timo blieb an der Küchentür stehen.
    Reija hielt ein Bündel Euroscheine in der Hand. »Das Haushaltsgeld haben sie gefunden, aber auf dem Tisch liegen lassen.«
    Timo blieb Reijas forschender Blick nicht verborgen.
    »Seltsame Einbrecher, denen nicht mal Geld gut genug ist«, sagte sie.
    »Stimmt. Aber geh jetzt.«
    »Es ist noch zu früh, der Bus   ...«
    »Du kannst solange im Park warten.«
    Reija schaute Timo misstrauisch an, hob ein Taschenbuch vom Fußboden auf und ging mit wehender Strickjacke davon.
     
    In der Avenue des Arts, einer der Hauptverkehrsadern der Brüsseler Innenstadt, erhob sich hinter Sicherheitszaun und Fahnenmasten
     das bombastische Botschaftsgebäude der einzigen Supermacht der Welt. Die Fahnen von USA und EU flatterten im leichten Wind,
     und auf dem Dach ragte ein Mast mit einem halben Dutzend Antennen für verschiedenste Frequenzen auf. An den beiden Giebelseiten
     des Daches waren hohe Gitterzäune angebracht, die einige Meter über die Hauswand hinausragten.
    Die Vereinigten Staaten hatten eine Menge Niederlassungen und Stützpunkte in der E U-Hauptstadt . Zu den geheimsten Orten gehörte der Sicherheitsraum im Innern des Botschaftsgebäudes |131| . Von dort

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