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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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das er – zu seiner Bestürzung – auf meine Anweisung hin sofort zurückgeben musste.
    Jetzt spielt eine Sechs-Mann-Band, und alle hören zu, das Licht ist noch gedämpfter als vorher, und ich bin allerbester Dinge. Die drei Gläser Wein haben mich milder gestimmt. Immer wieder streift Lorcans Hand meine. Vor uns liegt eine lange, himmlische Nacht. Ich klaube die letzten süßen Krümel aus der Schale und betrachte Noahs heißgeliebte neue Brieftasche neben ihm auf dem Kissen. Offenbar ist sie vollgestopft mit Kreditkarten. Wo hat er die bloß her?
    »Noah?« Ich stoße ihn an. »Schätzchen, was hast du in deiner Brieftasche?«
    »Kreditkarten«, sagt er verschlafen. »Hab ich gefunden.«
    »Du hast Kreditkarten gefunden ?« Mir gefriert das Blut. Oh Gott. Hat er jemanden bestohlen? Ich schnappe mir die Brieftasche und ziehe die Karten heraus. Aber es sind gar keine Kreditkarten. Es sind …
    »Zimmerschlüssel!« , sagt Lorcan, als ich etwa sieben auf einmal hervorziehe. Die ganze Brieftasche ist vollgestopft mit elektronischen Zimmerschlüsseln. Mindestens zwanzig Stück.
    »Noah!« Ich rüttle ihn wach. »Schätzchen, woher hast du die?«
    »Hab ich doch gesagt. Ich hab sie gefunden «, sagt er unwirsch. »Die Leute legen sie auf ihre Tische. Und ich brauchte doch ein paar Kreditkarten für meine Brieftasche …« Schon fallen ihm die Augen wieder zu.
    Ich blicke zu Lorcan auf, die Hände voll elektronischer Zimmerschlüssel, aufgefächert wie Spielkarten.
    »Was soll ich machen? Ich muss sie irgendwie zurückgeben.«
    »Die sehen alle gleich aus«, bemerkt Lorcan und schnaubt vergnügt. »Viel Spaß dabei.«
    »Lach nicht! Das ist nicht komisch! Es wird einen Riesentumult geben, wenn die Leute merken, dass sie nicht mehr in ihre Zimmer kommen …« Ich sehe mir die Karten noch mal an, und plötzlich muss ich selbst lachen.
    »Leg sie einfach zurück«, sagt Lorcan entschlossen.
    »Aber wohin ?« An den Tischen um uns herum sitzen smart gekleidete, schöne Menschen, alle lauschen der Band, merken nichts von meinem Treiben. »Ich weiß doch nicht, welcher Schlüssel wem gehört, und ich kann es nicht herausfinden, ohne zum Empfang zu gehen …«
    »Folgender Plan«, sagt Lorcan entschlossen. »Wir verteilen sie überall im Raum, wie Ostereier. Alle achten auf die Band. Da merkt es keiner.«
    »Aber woher wollen wir wissen, welcher Schlüssel wem gehört? Die sehen doch alle gleich aus!«
    »Wir raten. Wir nutzen unsere übersinnlichen Fähigkeiten. Ich nehme die eine Hälfte«, fügt er hinzu und greift sich ein paar Schlüsselkarten aus der Brieftasche.
    Langsam, vorsichtig stehen wir auf. Das Licht ist gedämpft, die Band spielt was von Coldplay, und alle lauschen gebannt. Zielstrebig geht Lorcan in Richtung Tresen, beugt sich leicht nach links und deponiert eine der Karten auf einem Stehtisch.
    »Verzeihung«, höre ich ihn freundlich sagen. »Hab das Gleichgewicht verloren.«
    Seinem Beispiel folgend nähere ich mich anderen Leuten, gebe vor, mich für eine Lampe zu interessieren, und lasse drei Karten auf die verspiegelte Oberfläche des Tisches fallen. Keiner kriegt was mit, weil die Musik das leise Klappern übertönt.
    Lorcan arbeitet schnell, verteilt hinter dem Rücken der Leute Karten auf dem langen Tresen.
    »Ich glaube, da ist Ihnen was runtergefallen«, sagt er, als sich ein Mädchen verwundert umdreht.
    »Oh, danke!« Sie nimmt die Karte entgegen, und ich halte die Luft an. Ich bin halb entsetzt und halb begeistert, denn das Ganze kommt mir vor wie ein Dummejungenstreich. Das ist nie im Leben der Schlüssel zu ihrem Zimmer. Da werden einige Gäste später noch ziemlich schlechte Laune bekommen …
    Inzwischen ist Lorcan vorn an der Bühne, beugt sich über eine blonde Dame und schnippt lässig eine Karte auf ihren Tisch. Er sieht zu mir herüber und zwinkert mir zu, und mir ist zum Lachen. Ich entledige mich meiner restlichen Karten so schnell wie möglich und haste wieder zu Noah zurück, der mittlerweile fest eingeschlafen ist. Ich winke einem Kellner und unterschreibe hastig unsere Rechnung, dann nehme ich Noah in die Arme und warte darauf, dass Lorcan sich zu uns gesellt.
    »Wenn wir erwischt werden, bin ich hier unten durch«, knurre ich.
    »In Bulgarien«, erklärt Lorcan. »7,5 Millionen Einwohner. Das ist, als wärst du in Bogotá unten durch.«
    »Ich möchte auch in Bogotá nicht unten durch sein.«
    »Wieso nicht? Vielleicht bist du es ja schon. Warst du mal in

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