Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
fühle mich wie die Königin der ferngesteuerten Flitterwochen-Manipulation, allmächtig auf meinem Thron.
»Was?« Lorcan ist dermaßen erstaunt, dass ich gleich noch mal so stolz bin.
»Ich habe einen Komplizen, der mir vor Ort hilft«, erkläre ich. »Ich gebe Anweisungen, er führt sie aus.«
»Was zum Teufel redest du da? Einen Komplizen ?«
»Ein Mitarbeiter des Hotels. Er sorgt dafür, dass Ben und Lottie es nicht tun können, bis ich da bin. Wir arbeiten als Team. Und es hat funktioniert! Sie haben es nicht getan.«
»Aber wie … was …?« Staunend kratzt er sich am Kopf. »Ich meine, wie hindert man ein Paar daran, Sex zu haben?«
Mein Gott, ist er langsam.
»Ganz einfach. Mach dich an ihrem Bett zu schaffen, tu ihnen was in ihre Drinks, verfolge sie auf Schritt und Tritt. Dann kam die Erdnussöl-Massage …«
»Das warst du ?« Er ist wie vom Donner gerührt.
»Das war alles ich! Ich hatte die Fäden in der Hand!« Ich nehme mein Handy hervor und schwenke es nach ihm. »Hier ist alles drin. Alle Nachrichten. Alle Anweisungen. Ich habe alles gemanagt.«
Es folgt ein langes Schweigen. Ich warte darauf, dass er mir sagt, wie genial ich bin, aber es scheint ihm die Sprache verschlagen zu haben.
»Du hast die Flitterwochen deiner eigenen Schwester sabotiert?« Irgendetwas an seiner Miene macht mich ein wenig unruhig. Genau wie das Wort »sabotiert«.
»Es ging nicht anders! Was sollte ich denn tun?«
Irgendwie gerät dieses Gespräch aus dem Ruder. Sein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht, meiner aber auch nicht. Bestimmt wirke ich, als wollte ich mich verteidigen, was nicht gut aussehen kann. »Begreifst du denn nicht, dass ich dem Treiben ein Ende machen musste? Sobald sie die Ehe vollzogen haben, ist es für eine Annullierung zu spät. Also musste ich was unternehmen. Und das war die einzige Möglichkeit …«
»Bist du irre ? Hast du den Verstand verloren?«
Lorcan klingt so energisch, dass ich direkt zurückschrecke. »Selbstverständlich war das nicht die einzige Möglichkeit!«
»Na ja, es war die beste Möglichkeit.« Ich schiebe mein Kinn vor.
»Es war nicht die beste Möglichkeit. Nicht mal im Ansatz war das die beste Möglichkeit. Was ist, wenn sie es rausfindet?«
»Wird sie nicht.«
»Könnte sie aber.«
»Na ja …« Ich schlucke. »Na und? Ich hatte nur die allerbesten Absichten …«
»Indem du sie mit Erdnussöl einreiben lässt? Und wenn sie darauf extrem reagiert hätte und daran gestorben wäre?«
»Hör auf«, sage ich bedrückt. »Ist sie ja nicht.«
»Aber es macht dir nichts aus, dass sie die Nacht unter Schmerzen verbringt?«
»Sie hat keine Schmerzen!«
»Woher willst du das wissen? Meine Güte! « Er stützt den Kopf kurz in die Hände, dann blickt er auf. »Und noch mal: Was ist, wenn sie es rausfindet? Bist du bereit, deine Beziehung zu ihr aufs Spiel zu setzen? Denn genau das tust du.«
Schweigen macht sich in der Hotelsuite breit, obwohl es scheint, als würden die Worte noch von den Rauchglasspiegeln zurückprallen. Scharfe, anklagende Worte. Die erotische Atmosphäre ist verflogen. Ich weiß nicht, was ich Lorcan entgegenhalten soll. Es ist irgendwo in meinem Hirn, aber ich fühle mich langsam und etwas benommen. Ich dachte, er wäre beeindruckt. Ich dachte, er würde mich verstehen. Ich dachte …
»Du sprichst von unglücklichen Entscheidungen?«, sagt Lorcan plötzlich. »Und was ist das jetzt?«
»Wie meinst du das?« Finster starre ich ihn. Es steht ihm nicht zu, sich über unglückliche Entscheidungen zu äußern. Das ist meine Nummer.
»Weil du eine schmerzhafte Scheidung durchlitten hast, rennst du los und willst deine Schwester vor demselben Schicksal bewahren, indem du ihr die Flitterwochen kaputt machst. Wenn das keine unglückliche Entscheidung ist.«
Mir bleibt die Luft weg. Bitte? Wie bitte?
»Halt den Mund!«, fauche ich. »Du hast doch keine Ahnung! Ich hätte dir gar nichts davon erzählen sollen.«
»Es ist ihr Leben.« Unerbittlich starrt er mich an. » Ihr Leben. Und du machst einen großen Fehler, dich da einzumischen. Einen Fehler, den du vielleicht noch bereuen wirst.«
»Amen«, sage ich sarkastisch. »Fertig mit deinem Sermon?«
Lorcan schüttelt nur den Kopf. Er stürzt seinen Whisky herunter, und ich weiß, das war es jetzt. Er will gehen. Er ist schon an der Tür, da bleibt er stehen. Man sieht, wie angespannt er ist. Ich glaube, ihm ist genauso unbehaglich zumute wie mir.
Unbequeme Gedanken nerven mich. Ich
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